Daniela Peußen, zweite Vorsitzende des Verbund-Kirchengemeinderats Schwarzenberg-Bieselsberg, übernahm die Begrüßung der Interessierten beim Gemeindeforum zum aktuellen Stand des Projekts "neues Gemeindehaus". Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Neue Kostenberechnungen und veränderter Förderrahmen gefährden neues Gemeindehaus

Das fühlte sich ziemlich nach Krisen-Sitzung an: Das jüngste Gemeindeforum der Verbund-Kirchengemeinde Schwarzenberg-Bieselsberg im Paulussaal des Bieselsberger Bürgerhauses. Neue Kostenberechnungen gefährden den schon lange geplanten Neubau eines Gemeindehauses.

 

Schömberg-Bieselsberg. Denn dieses eigene Gemeindehaus ist den 410, vielleicht 420 Bieselsbergern Gemeindemitgliedern eine echte Herzensangelegenheit. Seit 2011 gibt es erste Überlegungen zu diesem Projekt – weil der bisher genutzte Petrussaal "zu weit weg von der Kirche" in Bieselsberg ist; und eigentlich auch zu klein für die Gemeinde. Und weil die Petruskirche selbst über keine eigenen Toiletten verfügt. Ein Gemeindehaus in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche würde diese – und noch einige mehr – Probleme lösen.

Seit 2015 treibt die evangelische Kirchengemeinde daher mit einer von Tobias Götz geführten Projektgruppe das Vorhaben voran, sammelt Spenden – mit Aktionen wie dem extrem erfolgreichen Spendenlauf im vergangenen Jahr zum Beispiel, der allein mehr als 13 000 Euro für das neue Gemeindehaus einbrachte. Denn – Anfang 2015 – war es zu einem "kleinen Wunder" gekommen, wie Daniela Peußen, als zweite Vorsitzende des Verbund-Kirchengemeinderats (KGR) ebenfalls Mitglied der Projektgruppe, vor dem Gemeindeforum berichtete: Direkt neben der Petruskirche stand ein Grundstück zum Verkauf. Die Verbund-Kirchengemeinde schlug sofort zu und erwarb das Areal, das ideal für das Gemeindehaus wäre.

Bis heute sind so stolze 62 800 Euro an Spenden für das Projekt zusammengekommen – ein Raunen geht durch die Reihen der Besucher des Gemeindeforums. Aber dann erläutert Reinhard Maisenbacher, in der Projektgruppe für die Zahlen zuständig, die jüngsten Berechnungen zu den Kosten des Projekts – und den Grund für dieses kurzfristig anberaumte "Krisen-Gemeindeforum": Unmittelbar nach Ostern erreichten den KGR die Ergebnisse einer vom Oberkirchenrat (OKR) in Auftrag gegebenen Überprüfung der ebenfalls vom OKR initiierten Machbarkeitsstudie für das Bieselsberger Gemeindehaus-Projekt. Ergebnis: die bisher mit insgesamt rund 700 000 Euro veranschlagten Kosten (die man in Bieselsberg "gerade so" noch hätte stemmen können) würden sich eher in Richtung 775 000 Euro bewegen – ohne Eigenleistungen sogar bis auf knapp 800 000 Euro. Der OKR führt die landeskirchliche Verwaltung.

Zweiter "Pferdefuß": Gleichzeitig hat der Kirchenbezirk seine frühere Förderpraxis geändert – statt der bisher erwarteten 15 Prozent würden nur noch sieben Prozent der Kosten für den Gemeindehaus-Bau bezuschusst. Macht unter dem Strich eine Finanzierungslücke von 231 000 Euro für die Bieselsberger, bei insgesamt rund 460 000 Euro, die die Gemeinde an Eigenmittel für das Projekt jetzt aufbringen müsste. "Das ist ein sehr großer Betrag", so Maisenbacher. Den man eventuell – so das Ergebnis eines Krisengesprächs mit Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyn – nun hofft, mit einer Förderung aus ELR-Mitteln des Landes zumindest etwas abschmelzen zu können.

Allerdings: Die Anträge dafür müssen bis zum Herbst eingebracht werden, einen Entscheid des zuständigen Regierungspräsidiums Karlsruhe gäbe es nicht vor Frühjahr 2020. Und ob man tatsächlich in die Förderung reinkäme, und in welcher Höhe, sei dabei nicht garantiert. Weshalb sich Projektgruppe und KGR jetzt unter anderem dazu entschieden hätten, wegen der unsicheren Zukunft des Projekts Gemeindehaus den eigentlich für den 7. Juli angesetzten zweiten Spendenlauf abzusagen, beziehungsweise erst einmal mindestens auf das kommende Jahr zu verschieben. Denn – weiteres Problem, so Tobias Götz: wenn das Projekt Gemeindehaus abgesagt werde, müssten alle zweckgebunden eingesammelten Spenden an die ursprünglichen Spender zurückgezahlt werden.

Zentraler Treffpunkt für alle Bürger

Aber Absage des Gemeindehauses? – Für die Teilnehmer des Gemeindeforums war das irgendwie zu keinem Zeitpunkt eine Alternative; auch zur Überraschung von Peußen, Götz und Maisenbacher, die schon mit mehr Resignation in der Gemeinde angesichts der gewaltigen Summen, über die hier diskutiert würden, gerechnet hatten – wie sie auf Nachfrage bestätigen. Aber in Bieselsberg – kein Gedanke. Spontan sagten etwa Noch-Ortsvorsteher Ulrich Burkhardt und sein ebenfalls anwesender, designierter Nachfolger Michael Nothacker ihre Hilfe zu, nach weiteren Fördermöglichkeiten zu suchen. Auch für ein stärkeres Engagement der weltlichen Gemeinde könnte man mit ja jetzt drei Gemeinderäten aus Bieselsberg kämpfen. Schließlich würde so ein Gemeindehaus auch insgesamt ein in Bieselsberg dringend benötigtes "Dorfzentrum" als zentralen Treffpunkt für alle Bürger darstellen können.

Und auch nach Einsparmöglichkeiten beim Bau selbst wolle man suchen, denn fast 800 000 Euro für ein gerade einmal 140 Quadratmeter großes, eingeschossiges, in Holzständerbauweise (wie vom OKR favorisiert) zu errichtendes Gebäude schien vielen Anwesenden doch sehr hoch gegriffen. Insgesamt für Projektgruppe und KGR, so das Resümee des Führungs-Trios Peußen, Götz und Maisenbacher, also eine Erneuerung des Arbeitsauftrags "neues Gemeindehaus". - Damit habe man in dieser Klarheit nicht gerechnet. Aber das sei nun auch ein guter Ansporn, unbedingt weiterzumachen. Denn das Gemeindehaus werde ja gebraucht.