Senad Hadzic aus Schömberg organisiert mit Mijo Simic aus Pforzheim Hilfstransport nach Nordbosnien.
Schömberg/Pforzheim - Die Not ist groß. Senad Hadzic aus Schömberg sowie Mijo Simic aus dem Pforzheimer Stadtteil Eutingen wollten dem Elend in den Überschwemmungsgebieten in Nordbosnien nicht länger zusehen. Beide stammen aus Bosnien-Herzegowina und beschlossen, den Menschen zu helfen. Hadzic kommt ursprünglich aus Kiseljak. Das liegt bei der Hauptstadt Sarajevo in Zentralbosnien. Es ist glücklicherweise nicht von den Überschwemmungen betroffen. Ganz anders verhält es sich mit Odzak, das in Nordbosnien liegt und aus dem Mijo Simic stammt.
"Wir wollten uns nicht auf Hilfsorganisationen verlassen, lieber privat helfen, die Güter direkt in das Krisengebiet bringen und sie dort verteilen", so Hadzic. Simic und Hadzic gingen daran, Hilfsgüter und Geld für die Region zu sammeln. Sie waren überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Das Opel-Autohaus Gerstel in Pforzheim stellte ein Lager zur Verfügung, wo die Güter gesammelt wurden. Damit nicht genug: Das Unternehmen stellte auch drei Lastwagen und zwei Anhänger zur Verfügung, um insgesamt 40 Tonnen Hilfsgüter in das Krisengebiet zu transportieren. Für die Hochwassergebiete wurden Kleidung, Schuhe, neue Gummistiefel, Nahrungsmittelkonserven, Babynahrung, Windeln, Taschenlampen, Regenjacken, Hygieneartikel, Süßigkeiten für die Kinder, Wasser, Mehl, Zucker, Salz und Grieß gesammelt. Von der Feuerwehr Bad Teinach kamen 15 Jacken. Rund 15 Stunden waren Mijo Simic sowie Senad Hadzic zusammen mit zwei weiteren Begleitern unterwegs, um von Pforzheim nach Odzak zu kommen. Die einfache Strecke war etwas mehr als 1000 Kilometer lang. Voll des Lobes ist Hadzic über die kroatischen Behörden: "Innerhalb von zehn Minuten haben sie die Autobahnmaut erlassen." In Slowenien dagegen wurde die Maut fällig. Die Österreicher wollen sie noch zurückerstatten. Der Kraftstoff wurde aus Spenden bezahlt. Die beiden Begleiter von Hadzic und Simic fuhren einen Tag nach der Ankunft in Odzak mit einem Anhänger und einem Fahrzeug wieder zurück nach Deutschland.
In Odzak wurden bei den Eltern von Simic die Hilfsgüter erst einmal abgeladen. Die Kleider kamen in ein Zentrallager der Caritas in Odzak. Mit den anderen Hilfsgütern fuhren Simic und Hadzic in den drei Orten Vojskova, Zorice und Prud von Haus zu Haus. Die Dörfer waren im Landkreis Odzak am schlimmsten vom Hochwasser betroffen. Jede Familie hatte Gelegenheit zu sagen, was sie dringend brauchte. Die ethnische Zugehörigkeit sowie die Religion der Hilfsbedürftigen spielte keine Rolle. Zudem lieferten Simic und Hadzic in Odzak Hilfsgüter an die Feuerwehr, einen Kindergarten, das Krankenhaus sowie an ein Rehabilitationszentrum für Kinder mit Behinderungen. Eine Schule wurde mit Farbe unterstützt.
Nach den Worten von Hadzic sind die Müllberge ein großes Problem. Er sprach von einer brutalen Mückenplage. Es drohen Seuchen. Manche Häuser wurden durch das Hochwasser regelrecht verschoben. Deshalb flüchten sich die Menschen, wie Hadzic berichtet, mitunter in Sarkasmus. So macht folgender Spruch im Katastrophengebiet die Runde: "Verkaufe Haus, hat nicht viele Kilometer drauf."
Nach fünf Tagen in Nordbosnien ging es für Simic und Hadzic wieder zurück in den Nordschwarzwald. Spenden sind weiter willkommen. Benötigt werden vor allem Luftbetten. Nähere Informationen gibt es bei Mijo Simic, Telefon 0151/54608217 sowie Senad Hadzic, Telefon 0171/3123582.