Das Landesjugendbarockorchester Baden-Württemberg begeisterte das Publikum. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ganz aus dem Häuschen war das Publikum in seiner Freude über

Ganz aus dem Häuschen war das Publikum in seiner Freude über das Konzert des Landesjugendbarockorchester Baden-Württemberg (LJBO BW) in der evangelischen Kirche in Schömberg.

 

Violine I: Gerd-Uwe Klein (Leitung), Clara Niehl, Lara Stegen, Clara Maier. Violine II:

Lukas Roller, Antonia Vollmöller, Johanna Dall‘ Asta. Viola: Carolin Adam, Valentin Stolz, Samuel Heinrich. Violincello: Clara Arnold, Maxi Lorenz, Charlotte Schneider. Kontrabass: Tabea Kind. Cembalo, Orgel: Kelvin Tsui, Adeline Cartier.

Chor: Sopran: Baiba Urka, Cornelia Fahrion, Theresa von Bibra. Alt: Xuhui Du, Irmgard Weiß, Florence Awotula. Tenor: Fábio Maciel, Klemens Mölkner, Mika Stähle. Bass: Saloum Diawara, Sebastian Walser, Samuel Schick. Dozenten: Gerd-Uwe Klein (Gesamtleitung), Georg Noeldeke (tiefe Streicher und Kontrabass), Carsten Lorenz (Tasteninstrumente), Gundula Anders (Projektchor).

Schömberg. Diese Freude brach sich jedoch erst Bahn nach einem langen Moment der Stille, des sich Zurückfindens ins Hier und Jetzt. Denn die jungen Musiker haben zusammen mit einem gemischten Projektchor der Musikhochschule Trossingen die Zuhörer in fast himmlische Sphären entführt.

Zur Aufführung kam das Requiem Es-Dur des neapolitanischen Komponisten Nicolò Jommelli (1714 – 1774), das er als Kapellmeister am Hofe von Herzog Karl Eugen von Württemberg für die Beisetzung von dessen Mutter Maria Augusta geschaffen hat. Das besonders schöne Stück spiegelt die unglaubliche musikalische Vielfalt der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wider und zeigt einen Querschnitt durch das vielseitige und innovative musikalische Können Jommellis. Gerd-Uwe Klein, Künstlerischer Leiter des LJBO BW, sieht Jommelli, der 16 Jahre am Stuttgarter Hof des Herzogs gewirkt hat, auch als Baden-Württembergischen Komponisten, "der für mich unbedingt ins Repertoire von historisch informierten Orchestern gehört".

Intensive Vorbereitung

In einer intensiven Probenwoche, der VI. Arbeitsphase des LJBO auf Burg Steinegg im Enzkreis haben sich die jungen Musiker und Sänger das Konzert erarbeitet.

Das Requiem ergänzte Klein mit zwei Sinfonien aus der Feder Jommellis, der Simphonia I und VI, jeweils in der Satzfolge schnell – langsam – schnell. "Wie kommst du dazu, die Musik zu einem traurigen Anlass mit etwas so Fröhlichem zu kombinieren?", war die Frage eines Ensemblemitglieds während der Einstudierung an Klein. Es sei damals gängige Aufführungspraxis gewesen bei größeren Kompositionen, diese zu unterteilen und mit "Zwischenaktmusik" zu bereichern. "Außerdem soll es ja für die Verstorbenen im Himmel bei den Engeln wieder fröhlich zugehen", beschied Klein den Fragenden.

Und das Publikum in Schömberg hörte so gegensätzliche Werke aus dem umfangreichen Repertoire des zu Lebzeiten bekanntesten und meist aufgeführten Opern- und Kirchenmusik-Komponisten. Und zugleich belegten die auf Instrumenten alter Mensur homogen spielenden jungen Musiker mit weichem Klang voller Emotionen, dass sie die Sprache der Musik aus Barock und Klassik verstanden haben und umzusetzen wissen. Dies ganz besonders in der gemeinsamen Darbietung des Requiems, in dem Chor und Orchester harmonisch verschmolzen. Jommelli bediente sich in seinem Requiem typischer Stilmittel aus der italienischen Oper und fügte Solo-Arien für die Gesangssolisten ein anstelle von Ensemble-Stücken.

Dem Publikum war eine begeisternde Vorstellung geboten von Virtuosität, von Spiel- und Singfreude und gleichzeitig großer Ernsthaftigkeit der jungen Künstler.

Der lang anhaltende Applaus und stehende Ovationen waren verdienter Lohn für eine überaus beeindruckende und in die weitere erfolgreiche Zukunft des LJBO weisende Leistung aller Akteure.