In den Ruinen des ehemaligen Schieferölwerkes "Wüste 10" wird von den Schülern das Leben im Warschauer Ghetto nachgestellt. Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenken: Stationentheater von Schülern der Waldorfschule Villingen-Schwenningen zum Tag der Deutschen Einheit

Mit der gelungenen Inszenierung eines Stationentheaters durch Schüler der Waldorfschule Villingen-Schwenningen lockte die Initiative Gedenkstätte Eckerwald am Tag der Deutschen Einheit viele Interessierte an die Gedenkstätte zwischen Zepfenhan und Schörzingen.

Rottweil/Schörzingen. Der Gedenkpfad Eckerwald führt durch ein Gelände, auf dem in den letzten Kriegsjahren 1944/45 von den Nationalsozialisten das Schieferölwerk "Wüste 10" zur Ölgewinnung errichtet worden war. Im nahegelegenen Konzentrationslager (KZ) Schörzingen befanden sich damals mehr als 1000 Häftlinge. Davon wurden täglich rund 500 abkommandiert, die unter unmenschlichen Bedingungen in den Eckerwald laufen mussten, um dort zu arbeiten. Die anderen waren in der Untertage-Ölproduktion nahe des KZ Schörzingen eingesetzt.

Die Schüler der Waldorfschule Villingen-Schwenningen hatten in langen Proben mehrere Szenen einstudiert: In mehreren Episoden, die jeweils an unterschiedlichen Stationen des Gedenkpfades spielten, erzählten sie anschaulich die Geschichte der Polin Urszula Koperska, die als Bewohnerin von Warschau mit den Wirrungen des Warschauer Aufstandes und der Deportation der Einwohner nach Auschwitz-Birkenau und von dort nach Schörzingen gekommen war.

Bewegende Bilder der Deportation

Für die Zuschauer waren die Darstellungen der Schüler interessant und beklemmend zugleich. Nach Textvorlagen von Gerhard Lempp, der die Besucher begrüßt hatte und durch die Szenarien führte, sollte "ein Nachdenk-Beitrag gegen Rassismus und Ausgrenzung und für Menschenrechte geleistet" werden. Das gelang den Beteiligten. In bewegenden Bildern zeigten sie das Leben der Einwohner in Warschau, den vermeintlichen Befreiungsschlag beim Warschauer Aufstand und die Niederlage, die in der Deportation der Bewohner und der Zerstörung der Stadt endete. Durch Einsatz eines Stromgenerators konnten Geräusche der Gefechte oder des Zuges eingespielt werden, der die Gefangenen ins KZ transportierte. Dabei half die Düsternis des Eckerwaldes, die beklemmende Stimmung noch zu verstärken. Dankbar nahmen die Zuschauer wie auch die Schüler, deren Eltern und die Lehrer zur Kenntnis, wie sich die Sonnenstrahlen im Verlauf der mehr als eineinhalbstündigen Inszenierung durch die Bäume stahlen. Am Vortag hatten die letzten Proben laut Gerhard Lempp noch im strömenden Regen abgehalten werden müssen.