An verschiedenen Info-Ständen konnten sich die Bürger im Schömberger Kursaal über den geplanten Windpark informieren. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Energie: Info-Veranstaltung lässt Kritiker ins Leere laufen / Bürger sollen sich an Windpark bei Langenbrand beteiligen können

Der Bau von Windkraftanlagen ist umstritten. Das ist auch beim geplanten Neubau von fünf Windkraftanlagen in Langenbrand und Waldrennach nicht anders. Weshalb der Bauherr, die BayWa r.e. ("renewable energy", erneuerbare Energie), jetzt im Kursaal Schömberg in die Info-Offensive ging.

Schömberg. Okay, dass der Schömberger Kursaal derzeit in einer (Baustellen-)Sackgasse liegt und nur schwer erreichbar ist, wussten Projektleiter Niklas Ludwig und sein Pressesprecher Felix Gmelin vorher nicht. "Das war keine Absicht", unterstrichen beide. Eher ärgerlich sei das – denn man wolle hier ja ganz bewusst den Dialog, auch die Kritik. Denn beide bringen viel Erfahrung ihres Unternehmens mit solchen Groß-Projekten mit. Und wissen: "Wo solche Anlagen stehen und laufen, da steigt auch die Akzeptanz bei den Bürgern."

Gerade aktuell sei ja der Klimawandel mit dem nächsten Glutsommer und den "Fridays for Future"-Protesten der Jugend in aller Munde. "Allen ist bewusst, dass was passieren muss." Aber bitteschön nicht vor meiner Haustür. "Ja, Sankt Florian und das gleichnamige Prinzip sind mit unsere größte Herausforderung." Weshalb man sich als künftiger Bauherr und Betreiber den Bürgern mit allen zur Verfügung stehenden Informationen hier vorstellen wolle. Auch, um umfassende Transparenz über alle Bereiche der Planung herzustellen. "Mit uns kann man immer reden, wir sind direkt ansprechbar – auch wenn die kritischen Themen kommen."

Gut koordiniert, nur konzentrierte Gespräche

Klingt nach PR-Phrasen. Und irgendwie ist es auch PR-mäßig ziemlich clever, die Besucher in Einzel-, maximal Gruppen-Gespräche an die verschiedenen Info-Stände zu locken, als mit einem Vortrag vor großem Publikum oder in einer Podiumsdiskussion immer gleichzeitig auch möglichen Protestlern eine mindestens ebenso großen Bühne zu liefern. Hier im Kursaal gibt’s heute – gut koordiniert – nur konzentrierte Gespräche.

Aber Ludwig (hat sein Büro am Sitz der BayWa r.e. in München) und Gmelin (arbeitet von der Niederlassung in Freiburg aus) legen Wert darauf, dass alle Mitarbeiter und Projektbeteiligten "absolute Idealisten" seien – also keine gierigen Vertreter irgendeiner (Öko-)Heuschrecke. Sie wollten alle einen eigenen Beitrag leisten, um die Welt zu retten – zumindest ein bisschen. Und die Energiewende zu schaffen, den CO2-Ausstoß der Gesellschaft zu reduzieren. Wobei die BayWa r.e. insgesamt schon in ziemlich großen Dimensionen denkt: 1,5 Milliarden Euro Umsatz macht die 100-Prozent-Tochter des "BayWa AG"-Konzerns (mit Wurzeln im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen), 1800 Mitarbeiter kümmern sich um die Geschäftsfelder Wind-, Solar- und Bioenergie. Betreute Windkraft (weltweit): Anlagen mit einer Gesamtleistung von sieben Milliarden Watt – das entspricht der Leistung von sieben Kernkraftwerken.

Trotz solch gewaltigen Dimensionen, gilt auch das Nordschwarzwälder Projekt mit seinen insgesamt "nur" fünf geplanten Windkraftanlagen mit je 4,5 Millionen Watt Leistung als eine Maßnahme "im mittleren bis oberen" Segment. Wobei neueste Technik zum Einsatz kommen soll: Die "Nordex 149" hat eine um 30 Prozent vergrößerte (vom Wind) "überstrichene" Rotorfläche gegenüber konventionellen Windkraftanlagen – und ist damit besonders für Standorte mit schwachen bis mittleren Windgeschwindigkeiten geeignet. Bis zu 32 Prozent mehr Windertrag auch bei "schwierigen Topografien" seien damit möglich, so der Hersteller. Kosten für die BayWa r.e.: rund vier Millionen Euro für die reinen Windkraftanlagen – plus Infrastrukturkosten (Anschluss ans Leistungsnetz) und Planungskosten.

Verschiedene Foto-Montagen zu sehen

Wie es später mal aussehen könnte rund um Langenbrand und Waldrennach: Hier im Kursaal sind verschiedene Foto-Montagen zu sehen, bei denen man die späteren Windkraftanlagen in die Landschaftspanoramen "eingepasst" hat. Auf einem Bild ist (mehr im Vordergrund) auch der Sender Langenbrand abgebildet – der knapp 150 Meter hohe Rundfunk- und Richtfunkturm der Deutschen Telekom AG. Er sieht auf dem Foto größer aus als die einmontierten Windräder im Hintergrund. "Bewusste Täuschung", ätzt einer der Kritiker hier im Vorbeigehen – und macht ein Foto vom Foto. Denn mit einer Nabenhöhe von 164 Metern und einem Rotordurchmesser von noch mal 149 Metern kommen die Windkraftanlagen auf Gesamthöhen von fast 240 Metern – sie müssten den Telekom-Mast "deutlich" überragen.

Aber ob das wirklich bewusste Irreführung ist? Oder einfach die Perspektive? Es geht bei solchen Foto-Montagen ja eher um die optische Anmutung und Wirkung als um exakte Maßstabs-Treue.

Und, ob man als Betroffener mit der Einschränkung seines persönlichen Ausblicks vom Garten oder Balkon durch die neue "Sichtmarke" am Horizont leben könnte. Wobei es detaillierte Karten (und Zahlwerke aus Gutachten) hier im Kursaal gibt, an denen jeder gut nachvollziehen kann, wie später der Schattenwurf der Anlagen im Tagesverlauf sein würde, welche Areale wie lange betroffen sein würden. Wie die Schallwerte mutmaßlich ausfallen werden. Und wie man die betroffenen Wildschnepfen- und Fledermaus-Reviere rund um die zu errichtenden Windräder schützen will. Was alles zusammen irgendwie auch das große Selbstbewusstsein der "Idealisten" Ludwig und Gmelin hier erklärt: Auf viele Fragen von Kritikern hat man bereits sehr gut ausgearbeitete Antworten und Fakten parat.

Weshalb man seitens der BayWa r.e. die (besonders betroffenen; aber nicht nur) Bürger von Schömberg und Neuenbürg auch mit besonderen "Angeboten" locken möchte, sich mit dem geplanten Windpark in ihrem Einzugsbereich zu arrangieren. So werde es später möglich sein, seinen ganz privaten Stromverbrauch exakt auch aus den neuen Windkraftanlagen "vor der eigenen Haustür" zu decken. Dafür gebe es das Angebot "BayWa Ökoenergie" als Endkunden-Produkt.

Aber auch an dem Investment für den Bau der Anlagen könnten sich die Bürger beteiligen – und somit später auch von deren Ertrag direkt profitieren. In welcher Form diese Beteiligung hier realisiert werde, stehe zwar noch nicht im Detail fest – aber die BayWa biete an anderen Standorten bereits solche Beteiligungen über Bürgerenergie-Genossenschaften, Beteiligungs-Fonds, Sparbriefe oder auch als "Crowd-Funding"-Lösung erfolgreich an.

Ziel dieser "freundlichen Art von Bestechung": "Natürlich die Akzeptanz der Menschen zu steigern", aber auch "ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich selbst aktiv an Klimarettung und Energiewende zu beteiligen" – eben als Idealisten. Und als Teil der Info- und Charme-Offensive der BayWa r.e..