Insgesamt Kosten von 3,2 Millionen Euro. Zuschüsse vom Land gesichert.
Schömberg - Die Gemeinde Schömberg will sich auf dem heiß umkämpften Tourismusmarkt behaupten. Die Kommune baut deshalb den Aussichtsturm "Himmelsglück" in Oberlengenhardt. In seiner Sitzung am Dienstagabend hat der Gemeinderat dafür Aufträge im Wert von fast 3,2 Millionen Euro vergeben. Die Kosten für den Turm wurden ursprünglich auf 2,5 Millionen Euro geschätzt.
Zwei Rutschen am Aussichtsturm
Die beiden Schömberger Investoren Michael und Jürgen Werneke wollen am Aussichtsturm in Oberlengenhardt zwei Rutschen – einen Flying Fox und eine Fly-Line – bauen. Für die weitere Bearbeitung des Antrags im Landratsamt Calw müssten sie naturschutzfachliche Untersuchungen sowie ein Schallschutzgutachten vorlegen, teilte Anja Härtel, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mit.
"Einige bereits vor Längerem zur Klärung forstrechtlicher Fragestellungen angeforderte Unterlagen liegen der unteren Forstbehörde im Landratsamt Calw seit Kurzem vor", schrieb Härtel per E-Mail. Es gebe aber einen weitergehenden Informations- und Planungsbedarf, bevor die untere Forstbehörde in Abstimmung mit der Forstdirektion des Regierungspräsidiums Freiburg abschließend tätig werden könne, so Härtel abschließend.
700.000 Euro mehr als geplant
Den Zuschlag bei den Erdbauarbeiten erhielt in der Gemeinderatssitzung die Firma Hirschberger und Kusterer aus Bad Liebenzell zum Preis von fast 59.800 Euro. Die Stahlbetonarbeiten erledigt die Firma Pfirmann aus Pforzheim für etwa 192.000 Euro. Die Holzbau-, Stahlbau-, Aufzugs- und Elektroarbeiten übernimmt die Firma Stahlbau Nägele aus Eislingen für etwas mehr 2,94 Millionen Euro. Die gesamte Summe der Vergaben beläuft sich damit auf fast 3,2 Millionen Euro. Eine Schätzung ergab zunächst Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro.
Trotz der Preissteigerung hat das Gremium die drei Lose einstimmig vergeben. Bauamtsleiter Martin Dittler warb trotz der Preissteigerungen in der Ratssitzung dafür, die Angebote anzunehmen. Er verwies auf ein Bietergespräch mit der Firma Nägele. Aus Sicht des Ingenieurbüros Braun stehe einer Beauftragung der Firma nichts im Weg. Außerdem verwies Dittler auf das sehr große Interesse der Unternehmen an dem Vorhaben.
Zuschuss vom Land
Der Bauamtsleiter ging auch auf die Finanzierung ein. So bekommt die Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 1,235 Millionen Euro vom Land. Im Investitionsplan der Touristik und Kur (TuK) sind für den Bau des Turmes 2,5 Millionen Euro eingeplant. Die Mehrausgaben können aus liquiden Mitteln der TuK finanziert werden. Im Haushaltsplan von 2018/2019 der TuK waren bislang weitere Mittel in Höhe von 330.000 Euro für die Verschönerung des Kurparks sowie weitere 500 000 Euro für den Bau einer Fly-Line vorgesehen, rechnete Dittler vor. Die Fly-Line brauche die Gemeinde nicht zu bezahlen, da dafür private Investoren gefunden worden seien.
Auch Bürgermeister Matthias Leyn warb trotz der Kostensteigerung für die Annahme. Der Markt gebe derzeit nichts anderes her, bedauerte er. Die Gemeinde habe auch bereits in der Vergangenheit Preissteigerungen hinnehmen müssen. Das werde auch bei der Sanierung der Schule und dem Bau der Sporthalle so sein. Man müsse den Mut haben, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Auch Oberlengenhardts Ortsvorsteher Friedbert Stahl sprach sich für die Vergabe aus. So lägen bei den Holzbau-, Stahlbau-, Aufzugs- und Elektroarbeiten die ersten drei Angebote dicht beieinander. Das spreche dafür, dass es realistische Offerten seien. "Die Firma Nägele ist eine feste Größe mit einem sehr guten Ruf", sagte Stahl. Er hielt es für schwierig, im Vorfeld die Kosten für das Bauwerk zu ermitteln, da Erfahrungswerte fehlten.
Auch Gerold Kraft, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV), befürwortete die Annahme. Es habe in seiner Fraktion "keine Jubelstürme" über die Kostensteigerung gegeben, schränkte er ein. Er verwies darauf, dass im Vermögensplan der TuK für den Turm und die Fly-Line drei Millionen Euro vorgesehen gewesen seien.
Auch beim Kindergarten Eulenbächle habe es Kostensteigerungen gegeben. Die Nachbarkommunen hätten ebenfalls damit zu kämpfen. Es gebe keine andere Möglichkeit, als zuzustimmen. Wenn die Gemeinde jetzt die Reißleine ziehen würde, brauche man sich an das Land wegen Zuschüsse gar nicht mehr zu wenden. Schömberg wäre "bis auf die Knochen blamiert".
Andreas Karcher, Fraktionschef der MUZ (Mensch,Umwelt, Zukunft) meinte, dass die Gemeinde mit einem "blauen Auge" davongekommen sei. Es gebe einen gewissen Wettbewerb. Das Projekt müsse zu einem positiven Ende geführt werden. "Es geht um die Außenwirkung", gab Karcher zu bedenken. Er stellte aber auch klar, dass die eigentliche Arbeit erst beginne, wenn der Turm stehe. Das Projekt müsse dann einen Mehrwert bringen.
Gemeinderat Andreas Ehnis (CDU) gab zu bedenken, dass eine Gemeinde im Vergleich zu einem privaten Bauherrn in ein engeres Korsett gezwängt sei. Wie Stahl verwies er darauf, dass die ersten drei Angebote nah beieinanderliegen würden: "Ich habe ein relativ gutes Gefühl. Es hätte durchaus noch schlimmer kommen können."
Ehnis verwies darauf, dass die Gemeinde einst mit dem Erlös aus dem Verkauf der EnBW-Aktien seine Infrastruktur auf Vordermann gebracht habe. Andererseits seien zwei Millionen Euro immer für ein besonderes Angebot vorgesehen gewesen. Er habe deshalb kein schlechtes Gewissen. Tino Bayer (UWV) hofft, dass trotz dieser Investition auch für soziale Maßnahmen noch Geld da ist.
Jörg Krax (MUZ) wollte wissen, was passiere, wenn die von privaten Investoren geplanten beiden Rutschen (Flying-Fox und Fly-Line) nicht genehmigt würden. Gebe es hier eine Absicherung, fragte er. Leyn antwortete, dass die beiden Projekte genehmigt würden. Es müsse aber ein Lärm- und Artenschutzgutachten vorgelegt werden. Es gehe hier aber um Vertragsdetails, die er nicht öffentlich nennen dürfe. Er versicherte, dass die Genehmigung zeitnah komme.