Die beinahe 82-jährige Urszula Kublik-Koperska hat als Kind den Aufstand im Warschauer Ghetto und die Deportation nach Auschwitz überlebt. Foto: Wicker

Als Kind geschoren und gedemütigt: NS-Zeitzeugin Urszula Kublik-Koperska schildert Schülern ihren Leidensweg.

Schömberg - Eine der letzten Auschwitz-Überlebenden, die beinahe 82-jährige Urszula Kublik-Koperska, hat im Schulzentrum Schömberg ihre Leidensgeschichte erzählt.

Die am 14. Mai 1936 geborene polnische Buchautorin Urszula Kublik-Koperska war nach 73 Jahren an einen Ort zurückgekehrt, der eng verknüpft ist mit ihrer ganz persönlichen Familientragödie.

An dem berühmt-berüchtigten, großen Platz zwischen den Krematorien 2 und 3 von Auschwitz-Birkenau sah sie, im zarten Alter von acht Jahren, am 12. August 1944, ihren Vater Aleksander Kublik, der unter "viel Geschrei" endgültig durch SS-Schergen von seiner Familie getrennt wurde, das letzte Mal. Er wurde ins Männerlager und eine Woche später in die Wüste-Lager Bisingen und Dautmergen und schließlich ins KZ Vaihingen/Enz gebracht, wo er starb.

Entsprechend der Devise "Die Toten schweigen laut, die Überlebenden mahnen leise!", hatten die Fachschaften Geschichte der Werkrealschule und Realschule, organisiert von Tobias Blaser (RS) unter Mitwirkung von René Wicker (RS) und Carolin Lippus (WRS), die letzten verbliebenen Zeitzeugen eingeladen. Ermöglicht wurde dieser Besuch durch die Kooperation mit der Initiative Gedenkstätte Eckerwald, repräsentiert durch Brigitta Marquart-Schad.

Tübinger Filmteam nimmt Veranstaltung auf

In Anwesenheit ihres Sohnes Arkadiusz und gedolmetscht von einem jungen polnischen Landsmann sowie von Andrea Schäfer (RS) berichtete Urszula Kublik-Koperska von den traumatischen Erfahrungen. Aufgezeichnet wurde die Veranstaltung von einem Filmteam der Universität Tübingen unter Leitung von Harald Weiß, dessen Studierende im Rahmen ihres Seminars "Wir filmen: Das Konzentrationslager von nebenan" Material für einen Dokumentarfilm sammeln. Realschulrektor Uli Müller betonte die besondere und vielleicht letztmalige Chance auf eine unvergessliche Geschichtsstunde.

Ihre Schilderungen der Ereignisse begann Urszula Kublik-Koperska mit dem Bericht über den Ausbruch des Warschauer Aufstands am 1. August 1944. Am dritten Tag des Aufstands wurde ihre gesamte Familie, bestehend aus Vater Aleksander, Mutter Stanislawa, dem Bruder Jacek (zwölf Jahre alt) und ihr selbst, aus dem Haus gejagt.

So wurde ihr Haus angezündet. Vor den Flammen fliehend, wurden sie ins Sammellager Pruszków getrieben und einen Tag später in Viehwaggons nach Auschwitz-Birkenau transportiert.

Mit Schrecken erinnert sich Urszula an die Enge und den Gestan. Nach einer Quarantänewoche wurde sie, nach dem Verlust des Vaters, von ihren restlichen Familienmitgliedern getrennt und kam in die Kinderbaracke von Auschwitz-Birkenau, Block 16. Dort wurde sie ihrer Zöpfe beraubt, und ihr Schädel wurde kahl rasiert. Sie war degradiert zur Häftlingsnummer 8 44 57.

Am 25. April 1945 von der Roten Armee befreit

Später war die Achtjährige gezwungen, Ziegelsteine zu pulverisieren, um das so entstandene Pulver, vermischt mit Wasser, als Farbe verwenden zu können. Bis zum 17. Januar 1945 dauerte der Aufenthalt in Auschwitz-Birkenau. An diesem Mittwoch wurde Urszula, zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, in das KZ Sachsenhausen, Kommando Köpenick, deportiert. Am 25. April wurden sie durch Soldaten der Roten Armee befreit. Es folgte ein Fußmarsch bis an die Oder. Von dort ging es mit dem Zug in das mittlerweile zerstörte Warschau.

Die Zehntklässler hatten im Anschluss Gelegenheit, der Zeitzeugin im Geschichtsunterricht vorbereitete und spontane Fragen zu stellen.