Nicht zum ersten Mal entgleist in den sozialen Medien eine Diskussion über die unkontrollierte Ausbreitung der Taubenpopulation in Balingen.
Es ist wahrlich kein schöner Anblick: Neben einer zerknüllten Bäckertüte und einer leeren Cesar-Wrap-Verpackung stapeln sich gleich drei tote Tauben in einem Mülleimer am Bahnhof. „Warum kann man sie nicht einfach an eine Tierschutzorganisation übergeben, anstatt sie wie Abfall zu behandeln?“, fragt sich die Tierschutzgruppe „Unsere Stadttauben Rottweil“ unter dem Post auf Facebook. „Es ist wirklich unmenschlich, wie mit diesen armen Tieren umgegangen wird.“
Wie die Tiere zu Tode kamen? Immer wieder wird von Menschen berichtet, die sich persönlich in der Verantwortung sehen, die Kontrolle über die teilweise durchaus ausufernde Situation an sich zu nehmen – auf teilweise grausame Art und Weise. So wurde in der Vergangenheit von Schusswunden, Säureangriffen und von Pfeilen durchbohrten Tauben berichtet.
Der Stadt ist die Situation im Bereich der Brücke Auf Jauchen bekannt. Die Zahl der toten Tauben häufe sich dort in letzter Zeit „spürbar“, wie das Ordnungsamt auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt. Das liege voraussichtlich an der hohen Population in den Nischen unter der Brücke und auf dem Dach eines benachbarten Betriebes unter einer dortigen PV-Anlage.
Keine Anzeichen für Tierquälerei
Ansätze von Tierquälerei seien der Stadtverwaltung jedoch nicht ersichtlich. Ebenso sei nicht bekannt, dass ein akutes Taubensterben aufgrund von Krankheiten oder Schwäche zu verzeichnen wäre. Dennoch könne bei einzelnen Tieren eine Altersschwäche oder auch Krankheiten nicht ausgeschlossen werden. Die Erklärung der Stadt für das Taubensterben: Die Tauben unter der Brücke werden möglicherweise von Autos und Lastwagen aufgescheucht und erfasst.
Population deutlich gewachsen
Die Population „Auf Jauchen“ sei dieses Jahr „offensichtlich deutlich gewachsen“. Kollisionen mit Autos könnten kaum vermieden werden. Der Bauhof sei derzeit in der Regel täglich vor Ort, um die Gehwege und Straßen von Verschmutzungen durch Taubenkot zu säubern, sofern auch tote Tauben gefunden werden, würden diese ebenfalls beseitigt. Das Ordnungsamt prüfe zudem derzeit verschiedene Ansätze, um die Taubenproblematik „Auf Jauchen“ in den Griff zu bekommen.
Um die Stadttaubenpopulation insgesamt zu begrenzen, arbeitet die Stadt Balingen seit etwas mehr als einem Jahr mit dem Verein „Straßentauben und Stadtleben“ zusammen. Damals wurden zwei städtische Taubenschläge eingerichtet. Der Taubenschlag in der Mediothek wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein mittlerweile erweitert und ertüchtigt, so dass dieser derzeit den größten Teil der Taubenpopulation in der südlichen Innenstadt aufnehmen könne, wie die Stadtverwaltung berichtete. Für den nördlichen Teil der Innenstadt werde nach geeigneten Standorten für weitere Taubenschläge gesucht, hieß es dazu im April.
Totes Tier gefunden, was tun?
Wenn innerstädtisch tote Tiere gefunden werden, sollte der Bauhof informiert werden, dieser wird den Kadaver dann beseitigen. Bestenfalls könne das tote Tier auf die Seite gelegt werden, damit es zum Beispiel nicht weiter überfahren wird oder keine Kinder damit spielen können. Da nie auszuschließen ist, dass es sich um kranke Tiere handelt, sei es zudem besser diese nicht mit den bloßen Händen anzufassen und sich anschließend in jedem Fall ausgiebig die Hände zu waschen und zu desinfizieren.
Außerhalb der Stadt sind tote Tiere je nach Fundort der Polizei, dem Förster oder der Straßenmeisterei zu melden.