Gegenüber den heutigen Preisen wurde der 2020 eingeweihte Zimmerner Kindergarten an der Schule mit sieben Gruppen (Gesamtkosten 4,9 Mio. Euro) günstig erstellt. Für den dreigruppigen Kindergarten in "Zimmern-Ost" wurden nach der Ausschreibung Kosten von 4,7 Millionen Euro errechnet. Foto: Weisser

In diesem Jahr wollte die Gemeinde Zimmern den neuen Kindergarten in "Zimmern-Ost“" bauen. Doch bei der Submission der ausgeschriebenen Arbeiten kam jetzt der große Schock. Wegen enormer Kostenüberschreitung wird das Projekt vorerst auf Eis gelegt.

Zimmern o. R. - Das Ausschreibungsergebnis haute alle Beteiligten – Planer, Verwaltung sowie den Gemeinderat – vom Hocker. Mit langen Gesichtern, ja fast ratlos, saß die Runde am Dienstagabend in der Flözlinger Turn- und Festhalle zusammen. Gemeinsam suchte man nach einem Ausweg.

Der Gemeinderat folgte einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung, die Ausschreibung aufzuheben, eine neue nach Einzelgewerken frühestens im nächsten Jahr durchzuführen und die nötigen statischen Maßnahmen am Katholischen Kindergarten am Adolph-Kolping-Platz (AKP) zu prüfen. Bis Ende 2025 – so der Stand heute – könnte diese Kindertageseinrichtung noch betrieben werden.

Gesamtkosten jetzt bei 4,7 Millionen Euro

Horrende Steigerungen bei den Baupreisen sorgten für das böse Erwachen. Das wirtschaftlich günstigste Angebot – es wurden nur zwei abgegeben - kam mit knapp 3,4 Millionen Euro von der Firma Holzbau Fluck aus Blumberg-Riedböhringen. Das Angebot des Mitbewerbers war noch um 141 000 Euro teurer. Nach Berechnung des Rottweiler Architekturbüros KTL würden sich die Gesamtkosten für das Projekt (einschließlich Außenanlagen, Nebenkosten und Einrichtung) auf 4,7 Millionen Euro erhöhen.

Aus der Kfw-Förderung kommt erschwerend hinzu

Im Juni des vergangenen Jahres wurden die errechneten Kosten noch mit 3,4 Millionen Euro beziffert. Im Haushalt 2022 hat die Gemeinde für das Vorhaben 3,5 Millionen Euro eingestellt. Zu der Kostenüberschreitung in Höhe von 1,3 Millionen Euro käme erschwerend noch das im Januar verkündete Ende der Kfw-40-Förderung hinzu. Man wisse nicht, ob und wann ein neues Förderprogramm aufgelegt werde, gab Bürgermeisterin Carmen Merz zu bedenken. Zuschüsse in Höhe von 680 000 Euro waren in der Finanzierung eingeplant.

Bei solch enormen Kostensteigerungen und dem zusätzlichen Wegfall der Kfw-Förderung tue man sich äußerst schwer, den Zuschlag zu erteilen, machte Merz klar. Bei einer Abkehr von der Holzbauweise (Massiv- oder Stahlbau) ließen sich – so Architekt Peter Koczor – maximal 250 000 Euro einsparen. Den Kindergarten an der Albert-Mager-Straße hatte die Gemeinde von einem Generalunternehmer erstellen lassen.

Bauruine vermeiden

"Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, der Kostenrahmen wurde eingehalten, vielleicht hatten wir damals Glück und diesmal Pech", meinte die Bürgermeisterin. Auch beim Kindergarten "Zimmern-Ost" waren Gemeinde und Planungsbüro so vorgegangen. Die Ausschreibung richtete sich wiederum an Generalunternehmer. In den eingegangenen Angeboten sei ein allgemeiner Sicherheitszuschlag eingeplant, mutmaßte Koczor. Es stehe aber nicht fest, ob bei einer Einzelgewerkausschreibung andere Zahlen herauskämen. Bei der Vergabe nach Einzelwerken könne man in der jetzigen Situation nicht ausschließen, dass ein Unternehmer seine Leistung nicht mehr erbringen kann – "und dann haben wir eine Bauruine", warnte Winfried Praglowski.

Die Kosten seien im vergangenen Jahr solide berechnet worden, antwortete der Planer auf die Nachfrage von Guntram Ober hinsichtlich der Kostenschätzungsmethode. Das Büro habe die Baukosten nach Gewerken ermittelt, Zahlen von Fachplanern eingeholt, aktuelle Preise angesetzt und Zuschläge bis zu 50 Prozent hinzugerechnet. Mehr habe man zum damaligen Zeitpunkt nicht machen können, deutete Koczor an. Das Festhalten an Holz stellte Gemeinderat Matthias Teufel in Frage.

Zweifel an Angebot

Von einem "Fantasieangebot" sprach Ratsmitglied Andreas Schobel. Im vergangenen Jahr sei der Holzpreis am höchsten gewesen, mittlerweile habe er sich wieder nach unten bewegt. "Das kann niemals reell sein", äußerte Schobel. Allein wegen der unsicheren Situation bei der Kfw-Förderung ("Wenn sie wieder kommt, dann ja mit höheren Anforderungen") sollte man abwarten, forderte Christa Schamburek. Auch Thomas Bausch ("Wir können den AKP-Kindergarten bis Ende 2025 nutzen") lehnte eine Vergabe ab.

Es könne nur spekuliert werden, man wisse nicht, wie es in einem Jahr aussehe, warf Kämmerer Martin Weiss ein. "Wir hoffen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben", fasste die Rathauschefin nach der Abstimmung zusammen. Die Lage – so ihre Einschätzung - sei sehr verzwickt und guter Rat teuer.