Nenad Bajrami ist in Rottweil aufgewachsen. Kürzlich wurde er in einem Gasthaus rassistisch angegangen, sagt er. Foto: Elena Baur

Wegen seines ausländischen Aussehens soll ein 28-Jähriger eines Lokals verwiesen worden sein. Er erzählt eine schockierende Geschichte – und ist wohl nicht der einzige.

Es ist der Tag vor dem Feiertag, als sich für den 28-jährigen Nenad Bajrami, eine unerklärliche, schockierende Situation ereignete. Er sei mit offenem Rassismus ihm gegenüber konfrontiert worden. Dabei sei er in Rottweil aufgewachsen, lebe und arbeite in der Region. Doch was genau ist passiert?

 

Bei einem Treffen mit unserer Redaktion erzählt der gelernte Bademeister, was ihm widerfahren ist. Demnach sei er gemeinsam mit seiner Frau, seiner zweijährigen Tochter und seinen Schwiegereltern in Rottweil unterwegs gewesen. Gegen 17 Uhr hätten sie sich dazu entschieden, etwas zu essen. Bajrami habe ein Gasthaus vorgeschlagen, in dem er schon seit längerer Zeit nicht mehr zum Essen gewesen sei.

Gast wegen seines Aussehens abgewiesen

Also betrat der 28-Jährige zunächst alleine das Lokal, um sich nach einem freien Tisch zu erkundigen. Schon beim Eintreten sei er etwas stutzig geworden, da die Frau hinter dem Tresen, er vermutet die Wirtin, einen Zigarillo geraucht haben soll und aus seiner Sicht einen desinteressierten Eindruck machte.

Als er nach einem Tisch fragte, hätte sie ihn angeschrien und gesagt: „Solche wie dich haben hier nichts zu suchen, raus mit dir.“ Bajrami verstand das Problem nicht und fragte, ob sie etwas gegen sein ausländisches Aussehen habe – und dies soll die Frau bejaht haben.

„Das hat mich stark getroffen. Mir sind die Tränen in die Augen gestiegen“, berichtet der 28-Jährige und ist in diesem Moment wieder sichtlich emotional angefasst. Seine Frau und die Schwiegereltern hätten es ihm erst gar nicht glauben wollen. Im Nachhinein sei er sehr froh, dass seine Tochter nicht dabei gewesen sei und eine solch unschöne Situation hätte erleben müssen, erzählt er unserer Redaktion.

28-Jähriger sieht sich als Rottweiler

Er habe zwar die kroatische Staatsbürgerschaft, sei aber hier aufgewachsen und sehe sich als Rottweiler. Zwei Ausbildungen habe er hier absolviert und arbeite und wohne seit Jahren in der Region. „In einem Gasthaus sollte Gastfreundschaft selbstverständlich sein – unabhängig von Herkunft oder Aussehen. Es ist beschämend und traurig, wenn Menschen in unserer Gesellschaft auf so verletzende Weise ausgeschlossen werden. Solches Verhalten darf keinen Platz in unserer Öffentlichkeit haben.“

28-Jähriger nicht der einzige Betroffene

Bajrami betont aber auch, dass ein solcher Vorfall ein Einzelfall sei. In Rottweil sei das sonst nicht so. „Für mich ist ein Mensch ein Mensch, egal wie er aussieht“, teilt der 28-Jährige seine Meinung klar mit. Deshalb möchte er auch auf die Situation aufmerksam machen, „damit anderen Mitmenschen nicht dasselbe zustößt“.

Laut den Google-Bewertungen ist Ähnliches, ohne explizit rassistischem Ton, allerdings bereits der Fall: Innerhalb der vergangenen sieben Tagen haben mehrere Menschen von solchen Situationen berichtet. Die Inhaberin sei harsch und unfreundlich. Kunden berichten von Beleidigungen und unprofessionellem Auftreten. Auch der Zustand in der Gaststätte sei teils fragwürdig – Laptops auf Tischen, verschlossene Toiletten und Müll. Auch das Essen erntet Kritik.

Gasthaus reagiert auf Anfrage nicht

In einer Bewertung wird berichtet, dass Gäste sogar mit Besteck beworfen worden seien. „Wir haben sogar das Restaurant verlassen müssen, weil die Kinder vor dieser Frau Angst hatten“, heißt es weiter.

Auf mehrfache E-Mails und Anrufe unserer Redaktion reagierte die Inhaberin bislang nicht.