Zurzeit kann man mit dem Zug noch ohne Umstiege von Lahr nach München reisen. Nach dem Fahrplanwechsel der Bahn am 14. Dezember ist das nicht mehr möglich.
An das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn wurde der Lahrer Bahnhof am 16. Dezember 2013 angebunden – in der Stadt war die Freude groß. Denn von da an gab es von Montag bis Samstag eine direkte Verbindung von Lahr über Karlsruhe, Stuttgart und Ulm nach München, bis Ende 2022 mit dem Intercity, seitdem mit dem etwas schnelleren Intercity-Express.
Diesen Halt räumt die Bahn zum Fahrplanwechsel nun klammheimlich ab, denn in der ausführlichen Pressemitteilung zu den Neuerungen in Baden-Württemberg ab dem 14. Dezember findet sich dazu kein Wort.
Leser berichtet von seinen Erfahrungen
Ein persönlich Betroffener hat unsere Redaktion auf die Verschlechterung aufmerksam gemacht, die der neue Fahrplan für die Stadt mit sich bringt. Der Lahrer hat beruflich öfters in München zu tun und reist dafür mit der Bahn in die Bayernmetropole.
Als er eine Fahrt im Januar 2026 buchen wollte, habe er die Veränderung bemerkt, erzählte er: Der vom Buchungssystem der Bahn vorgeschlagene Reiseplan sieht dann die Abfahrt in Lahr um 7 Uhr mit dem Regionalexpress 7 vor, der in Offenburg um 7.10 Uhr ankommt. Dort heißt es zwölf Minuten Warten auf den ICE 267. Der fährt um 7.22 Uhr in Offenburg los, planmäßige Ankunft im Hauptbahnhof München ist um 10.49 Uhr.
Wer bis zum 13. Dezember aus Lahr mit dem Zug nach München will, hat es dagegen bequemer: Der ICE 267 stoppt um 7.17 Uhr in Lahr und dann geht es ohne Umstiege in die bayerische Landeshauptstadt, planmäßige Ankunft ebenfalls um 10.49 Uhr.
Dasselbe Bild ergibt sich bei der Rückfahrt: Der ICE 266 startet laut aktuellem Fahrplan um 16.58 Uhr in München und kommt um 20.39 in Lahr an. Nach dem Fahrplanwechsel läuft es auch hier umständlicher: Der ICE 266 fährt dann zwar immer noch um 16.58 Uhr in München los, rauscht am Abend aber durch den Lahrer Bahnhof durch, ohne hier Halt zu machen. Passagiere mit dem Ziel Lahr müssen bereits um 20.38 Uhr in Offenburg den Zug verlassen und von dort um 20.46 Uhr den RE 7 nehmen, der um 20.55 Uhr in Lahr ankommt.
Wer ab dem 14. Dezember mit der Bahn von Lahr nach München und zurück will, ist somit 17 beziehungsweise 16 Minuten länger unterwegs und muss außerdem jeweils einmal umsteigen, mit allen Unwägbarkeiten, die das angesichts von möglichen Zugverspätungen mit sich bringt.
Von zwölf ICE-Haltestellen wird nur eine gestrichen – es trifft ausgerechnet Lahr
Startpunkt für den ICE 267 ist Basel badischer Bahnhof. Sowohl vor als auch nach dem Fahrplanwechsel fährt er dort um 6 Uhr los und kommt um 10.49 Uhr in München an, sofern er sich nicht verspätet. Der gravierende Unterschied: Zurzeit – vor dem Fahrplanwechsel – hat der ICE 267 zwölf Haltestellen, ab dem 14. Dezember lediglich noch elf – denn (nur) Lahr wird vom Fahrplan gestrichen. „Es ist eine Schikane“, sagte der Leser, der unsere Redaktion auf diesen Umstand hingewiesen hat.
Tatsächlich muss man sich wundern, dass das ICE-Paar 267/266 auch nach dem Fahrplanwechsel weiter in Weil am Rhein und Müllheim im Markgräflerland halten wird – beides kleinere Städte als Lahr, Müllheim hat noch nicht einmal die Hälfte der Lahrer Einwohnerzahl. Aber nur Lahr wird den direkten Anschluss an den Fernverkehr Richtung München verlieren.
Es ist der einzige Fernverkehrshalt, den der hiesige Bahnhof (noch) hat.
Das sagt die Bahn
Hintergrund für den Wegfall der ICE-Halte seien „bundesweite Angebotsoptimierungen“, so die Bahn auf Nachfrage unserer Redaktion. Die ICE-Linien würden auf der bereits dicht belegten Strecke im Oberrheintal teilweise in neuen Zeitlagen und teils mit anderen Zwischenhalten fahren. Dies diene einem stabileren Fahrplan. Dazu müssten die beiden bisher in Lahr haltenden ICE-Züge zwischen Baden-Baden und Freiburg/Basel aber um rund zehn Minuten beschleunigt werden, „damit andere nachfragestarke Nah- und Fernverkehrszüge auch künftig angeboten werden können“.
Im Schnitt seien rund 20 Reisende in Lahr zugestiegen. Zugleich sei „die Beschleunigung für eine große Zahl an Reisenden zwischen München und Basel von Vorteil“.
Fahrgäste aus Lahr würden im Fahrplan 2026 indessen besonders von „attraktiven Umsteigeverbindungen über das nahegelegene Offenburg“ profitieren, betont die Bahn. Hier werde es im kommenden Jahresfahrplan unter anderem neue ICE-Direktverbindungen geben – etwa in den Schweizer Kanton Wallis nach Brig oder in die Lüneburger Heide von und nach Uelzen.