Die Stimmung ist allerbestens. Foto: Gaby Sauerland

Die Villingendorfer Schmotzigengruppen sind ein Phänomen. Ihr Portfolio reicht von Bundes- bis Lokalpolitik, von den großen Dingen, die sogar in eine Tüte passen, bis zu alltäglichen Widrigkeiten, mit denen sich Bürgersleit’ herumschlagen müssen.

Vier Gruppen und eine Erscheinung – der legendäre Fußballgott – streifen am Abend des Schmotzigen durch die Lokalitäten der Habermuas-Hochburg. Wie es sich für die illustre Schar der Kleinkünstler ziemt, verschmelzen bei allen von ihnen Text und Musik zu einem harmonischen Vortrag, der das närrische Auditorium bestens unterhält.

 

Die Vier Wer verfolgt, wie vier Damen, bekannt als „Die Vier“, nach Hausfrau- und Mutterdasein, über Vorzüge und Freuden der Wechseljahre und ihr Angebot für Villingendorf berichten, weiß ziemlich schnell, dass nur ein Flecken in der neuen Fernsehshow „Wer trägt die Krone der Schönheit“ gewinnen kann: „Drum isch’s klar, wo d’ Krone bleibt, wo sich nur pure Schönheit durchs Dörfle treibt.“ Habermuas-City.

Von Kopf bis Fuß ein Genuss. Foto: Gaby Sauerland

Musikkapelle Ob sich da die „Musikkapelle“ angesprochen fühlen darf? Die wilde Truppe schwebt schier durch den Flecken und hat für so manches Narrenstückle der umtriebigen Bürgersleit’ eine plausibel erscheinende Erklärung parat: Folgen der Cannabis-Legalisierung. Kurz: Rastafari statt larifari. Und immer ein Grinsen im Gesicht. Nebenbei: Die neue Villingendorfer Narrenfigur kann nur ein Hanfsomaspalter sein.

Foto: Gaby Sauerland

Zwei sind oiner z’ weng Weil „Zwei sind oiner z’ weng“ Programm ist, zieht ein Trio durch die Lande. Mit wachem Blick für die alltäglichen Wunder – in Brüssel, in Berlin und in Rottweil – bleibt ihnen nichts verborgen. Erfreulich, dass große Wunder der Heimat vorbehalten bleiben. Seien es permanente „Parkterroristen“ im Ort – hier könnte lediglich Villingendorfs erster Parkraumbewirtschaftungsofficer, Facilitymanager Uli Schanz, Abhilfe schaffen –, sei es die Weitsicht der „Vier“, die lange vor Rottweil Verfechter eines Weinbergs waren.

Quasi zum Anfassen geben sich Stars der Villingendorfer Schmotzigenszene (rechts: Zwei sind oiner z’ weng). Foto: Gaby Sauerland

Schmotzkäppele Einen noch größeren Bogen spannt „Schmotzkäppele“. Als Plattenspieler unterwegs, blicken die immergrünen Veteranen der Villingendorfer Fasnet mit imposanter Weitsicht auf das Leben. Von den Zeiten mit sexy Rexys „Hossa“ bis in die Gegenwart zu „Alexa (spiel)“ ist ihnen nichts unbekannt. Als Verfechter einer verständlichen Sprache (das Schwäbische) entlarven sie so manches gängige Neudeutsch. Genau wie so manche (Un)-Sitte der Gegenwart, von denen Helikoptereltern nur eine besonders nervige sind.

Foto: Gaby Sauerland

Fußballgott Nerven kann so manches. Da trifft es sich gut, dass der „Fußballgott“ am Abend überraschend erscheint.

Der Fußballgott kann alles – außer abseits. Foto: Gaby Sauerland

Dieser hat in Reimform als Fan von Eintracht Frankfurt den VfB Stuttgart kritisch betrachtet und dazu den Ball, das Spielfeld und letztlich die Abseitsregel erläutert, obwohl der Eindruck entstehen konnte, es wäre besser gewesen, für letzteres die Fachkompetenz des VfB-Fanclubs, also aus dem „Villingendorfer Keller“, zu konsultieren.