Schmotziger Donnerstag in Geislingen und Rosenfeld Foto: Wolf-Ulrich Schnurr

Auch in Geislingen und Rosenfeld übernehmen am „Schmotzigen Donnerstag“ die Zünfte die Rathäuser.

Dass das öffentliche Leben stillsteht, wäre zuviel gesagt. Doch am Schmotzigen Donnerstag ist es in den kleinen Städten Geislingen und Rosenfeld verdächtig ruhig – mit wenigen Ausnahmen: Kindergärten, Schulen und Rathäuser werden zu Sammelpunkten der Narren.

 

Blitzerfotos Den Schlüssel zum Geislinger Rathaus muss Oliver Schmid an das Prinzenpaar Julian und Annabelle übergeben. Als letzte Amtshandlung macht der Bürgermeister Blitzerfotos von den Narren. Der Bauhof hat einen täuschend echt aussehenden „Blitzer“ vor der Amtsstube installiert. Glück für die zu schnellen Gäste: Die ersten Polaroidfotos sind kostenlos. Ehe Schmid den Schreibtisch räumt, gibt es von der Narrenzunft einen Fassanstich-Notfallkoffer, damit es nicht wieder zu Pannen kommt: eine rosa Badehaube, eine Schutzbrille, eine Schürze und ein Holzhammer mit Stadtwappen sind im Set. Für den Fall, dass es auch damit nicht klappen sollte, hat die muntere Truppe an Dosenbier gedacht.

Gewusst wie: Blitzerfotos gegen die leere Stadtkasse Foto: Silke Thiercy

Kinderbefreiung In der Kita Regenbogen in Binsdorf setzen die bunten Häs und Masken der Zünfte und Hexen aus Erlaheim und Binsdorf farbige Ausrufezeichen gegen das graue Regenwetter. Begleitet von der Lumpenkapelle ziehen sie durch das Gebäude auf die Außenterrasse. Sabine Zirkel von der Erlaheimer Zunft erklärt den fröhlich staunenden Kindern die Fasnet und die zu sehenden Figuren: „Und ihr seid alle dabei!“ Die Lumpenkapelle stimmt das nächste Stück an, Narren und Kinder tanzen – und ganz kurz lugt die Sonne zwischen den Regenwolken hervor. Manche Narren hadern mit dem Wetter, doch letztlich schütteln auch Bauern und Butz die Tropfen ab und laufen weiter zur Dorfschule.

Schülerbefreiung in Binsdorf Foto: Wolf-Ulrich Schnurr

Dort schauen die kostümierten Grundschüler schon sehnsüchtig aus den Fenstern. Dann biegen Musiker und Narren um die Ecke und die zeitweilige Befreiung vom Joch des Stundenplans beginnt. Später gibt es einen Narrenschmaus in der kleinen Schulturnhalle, das Narrenblättle wird verkauft und die Binsdorfer Bauern besuchen örtliche Betriebe. Mit der Entmachtung des Ortsvorstehers am späten Nachmittag ist noch lange nicht Schluss – in den beiden Geislinger Teilorten wird jetzt gefeiert bis zum Aschermittwoch.

Figurenvielfalt In Rosenfeld sind Kinder und Jugendliche des Progymnasiums und der Iselinschule als erste an der Reihe: Die Narren treiben dort ihren Schabernack und erfreuen vor allem ältere Schüler, die oft in Kostümen und geschminkt in den Unterricht gekommen sind. Mit lauter Musik und Gelächter geht es dann im Rathaus drei Stockwerke hoch in den Sitzungssaal: „Das haben die doch absichtlich gemacht“, murrt ein Lumpenmusiker gut gelaunt. Der Aufstieg lohnt sich: Rosenfelds als Mönch verkleideter Bürgermeister Thomas Miller und seine verkleideten Mitarbeiter bewirten die kopfstarke Abordnung aller fünf Fasnetsgruppen aus dem Stadtgebiet. Dicht gedrängt stärken diese sich und zeigen dabei die Vielfalt der Rosenfelder Figuren – von der Hexenschar bis zum Neune-Glöckle-Duo.

Spendabel: Die Stadt Rosenfeld bewirtet ihre Fasnetsvereine Foto: Wolf-Ulrich Schnurr

Hexenkessel Die Geislinger Riedbachhexen sind derweil noch am Aufbau ihres „Hexenkessel“-Zelts vor dem Schloss. Am Schmotzigen und am Fasnetssamstag bewirten sie darin und feiern mit ihren Gästen bei 90er-Musik. Grund zu feiern gibt es: Nicht nur besteht der Verein seit zehn Jahren, es werden auch wieder neue Hexen getauft.