Die Narrenzünfte der Schlichemtal-Gemeinden haben die Rathaus-Chefs bis Aschermittwoch aus ihrem Amt enthoben. Und auch die Kindergartenkinder und Schüler bekamen närrischen Besuch – den hatten sie schon sehnsüchtig erwartet.
Das Obere Schlichemtal ist seit dem Schmotzigen Donnerstag fest in Narrenhand. Abordnungen der lokalen Narrenzünfte haben die Bürgermeister bis zum Aschermittwoch aus dem Amt enthoben und die Kinder und Schüler in die Fasnetsferien entlassen.
Bei Dormettingens Bürgermeister Anton Müller schwang ein bisschen Wehmut mit, als der Narrenrat gemeinsam mit den Klotzmesser und Fuchswadel an seine Amtsstuben klopften. Für den scheidenden Rathauschef ist es nämlich das letzte Mal, dass die Narren ihn kurzzeitig aus dem Amt entheben. Im Bürgersaal, wo er das närrische Volk zu Speis und Trank lud, erinnerte der Schultes an seinen ersten Rathaussturm vor 15 Jahren, als er den Narrenruf der Dormettinger noch nicht drauf hatte: Eigentlich hätte er auf seinen „Klotz!“-Ruf ein „Messer“ erwartet – unwissend, dass der Narrenruf der Klotzmesser „Rutsch – Nom!“ ist.
Ein letztes Mal hat Müller sich zur Fasnet in Schale geworfen: Er und das Bauhofteam verkleideten sich als Musketiere in blau und weiß, die Rathausmitarbeiterinnen als Burgfräulein in denselben Farben. Die Mexikaner verabschiedeten den Anton aus Dormettingen mit dem Lied „Anton aus Tirol“, während ihm zwei Fuchswadel die Krawatte abschnitten.
In Zimmern beginnt der Schmotzige in aller Früh: Bereits um 6 Uhr hat der Musikverein die Hauptfasnet eingeleitet. Einige Stunden später wagten Narrenrat und Burgnarren zu den Klängen des Zimmerner Narrenmarsches ein Tänzchen mit den Kindergartenkindern. Diese waren als Helden ihrer Kindheit verkleidet: Als Heidi, Feuerwehrmänner, Michel aus Lönneberga und Disney-Figuren. Die kleinsten Zimmerner zeigten, nachdem Bürgermeister Walter Sieber aus dem Amt entmachtet wurde, auf dem Kirchplatz eine närrische Aufführung.
In Weilen unter den Rinnen empfang die „Ober-Hex“, Bürgermeisterin Silke Edele, die Hummeln und den Elferrat im Ratssaal und lud sie nach einer kurzen närrischen Rede zum Vesper ein. Zu den Klängen des Hummelmarsches, den eine kleine Abordnung des Musikvereins spielte, ging es dann über die Straße in den Kindergarten – genauer gesagt, zur Burg Weilenstein. Die Kinder feierten den Morgen über Fasnet zum Motto Mittelalter. Entsprechend waren die kleinen Narren als Ritter, Prinzessinnen und Burgfräulein verkleidet. Jeder Elferrat musste eine Frage zum Mittelalter beantworten. Für die richtige Antwort gab es von den Kindern einen Orden.
„Feierabend!“ ruft Zunftmeisterin in die Amtsstuben des Dotternhausener Rathauses, denn bis Aschermittwoch regieren die Mondstupfer unter dem Plettenberg. Silke Ritter knüpfte der Bürgermeisterin Marion Maier den goldenen Schlüssel zum Rathaus ab, allerdings nicht ohne die Verwaltungsarbeit im vergangenen Jahr zu kommentieren: Jetzt habe man zwar zwei Radwege nach Erzingen, doch nach Roßwangen gelange man immer noch nur über einen Feldweg. Maier zeigte sich froh, dass die Narren nun im Rathaus das Sagen haben – schließlich habe sie genügend Arbeit übrig gelassen. Den Haushalt sollen sie aus den roten Zahlen ziehen. Und die 20er sollen möglichst viel Geld für das neue Feuerwehrauto eintreiben. Während die Seniorenkapelle den Narrenmarsch anstimmte, juckten Mondstupfer und Zwanzger durch das Foyer des Rathauses.