Die aus Brasilien stammende Adriana Barros sitzt im Verhandlungssaal im Wolfsburger Amtsgericht. Dort muss sie sich wegen Beihilfe zur Untreue in 26 Fällen verantworten. Foto: dpa

Alles sollte diskret ablaufen bei den Lustreisen auf Firmenkosten, die 2005 bei VW ans Licht kamen.

Wolfsburg - Im Untreueprozess gegen die ehemalige Geliebte von Ex-VW-Betriebsratschefs Klaus Volkert hat am Montag eine Schlüsselfigur der VW-Schmiergeldaffäre ausgesagt: Der ehemalige VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Auch durch seine Aussagen wurde aber nicht klar, ob die angeklagte Brasilianerin Adriana Barros wusste, dass sie von VW viel Geld bekam, das ihr nicht zustand.

Barros damaliger Liebhaber, der Ex-VW-Betriebsratschef Volkert, soll am Dienstag kommender Woche (24.) vor dem Amtsgericht Wolfsburg in dem Prozess als Zeuge aussagen. Er hat seine Haftstrafe wegen Untreue bereits verbüßt.

Der Brasilianerin wirft der Staatsanwalt Beihilfe zur Untreue in 26 Fällen vor. Mit Hilfe von Scheinrechnungen soll die Journalistin rund 250 000 Euro ohne Gegenleistung von VW erhalten haben. Zudem wurden private Flüge und Hotelrechnungen auf Konzernkosten abgerechnet.

Zunächst seien Rechnungen von seinem Privatkonto bezahlt worden

Ex-Personalmanager Gebauer sagte am Montag als Zeuge, er habe Zahlungen an die Brasilianerin immer nur nach Anweisung von Volkert getätigt. Zu seinen Aufgaben zählte es, die Reisen des Betriebsrates zu organisieren und abzurechnen. Es könne gut sein, dass Barros davon ausgegangen sei, dass Volkert und nicht VW zahle, sagte der Ex-Personalmanager. An anderer Stelle erklärte er dann aber auch: „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie annehmen konnte, dass Volkert ihr das zahlt.“

Zunächst seien Rechnungen von seinem Privatkonto bezahlt worden. „Dann wurde mit dem Topmanagement abgerechnet, mit Beleg oder Ersatzbeleg“, berichtete Gebauer. Meist ging es um Flüge und Hotelrechnungen für Adriana Barros, die zu Orten auf dem gesamten Globus flog, an denen Volkert eine Sitzung hatte. Für diese Reisen habe es immer zwei verschiedene Programme gegeben - dabei sei es vor allem darum gegangen, dass die Ehefrau von Volkert nichts von der Geliebten mitbekommen sollte.

Auch eine vierteljährliche Zahlung für die Brasilianerin in Höhe von 23 000 Euro - insgesamt rund 250 000 Euro - wurde über das Privatkonto von Gebauer abgewickelt. „Eine Regelung, die im Unternehmen sehr diskret behandelt wurde“, sagte Gebauer. Gebauer war unter anderem wegen Untreue zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Prozess gegen die Ex-Geliebte ist voraussichtlich der letzte in der VW-Schmiergeldaffäre - die Berichte über Lustreisen von Managern und korrupte Führungskräfte erschütterten den Autokonzern 2005 nachhaltig.