Singkreis und der Posaunenchor umrahmten Rainer Beckers Verabschiedung als Schmieheimer Gemeindepfarrer musikalisch. Foto: Lahrer Zeitung

Kirche: Rainer Becker ist als Schmieheimer Pfarrer entpflichtet und wird nur noch als Dekan tätig sein

Elf Jahre lang war Rainer Becker Gemeindepfarrer in Schmieheim. Aus diesem Amt wurde der 54-Jährige nun offiziell verabschiedet. Als Dekan bleibt er der Region jedoch erhalten und wird mit der Familie weiter im Schmieheimer Pfarrhaus wohnen.

Schmieheim. Das Dienstende als Pfarrer falle ihm nicht leicht, hatte Becker bereits im Vorfeld der Verabschiedung erklärt. Da war er nicht der Einzige: Schuldekan Hans-Georg Dietrich entpflichtete Rainer Becker mit hörbar bewegter Stimme als Pfarrer. Auch nach dem Gottesdienst machten verschiedene Redner deutlich, dass ihnen der Abschied nicht leicht falle.

Beckers Abschied als Pfarrer am Sonntag war kein gewöhnlicher. Allein 2020 hatte die evangelische Landeskirche Baden mit einem Mitgliederrückgang um 22 Prozent auf knapp über eine Million Gläubige zu kämpfen – und strukturiert sich nun um. Für Schmieheim bedeutet dies die Zusammenlegung mit Kippenheim, beide Kirchengemeinden werden demnächst vom Pfarrerehepaar Martin und Juliane Grüsser betreut. Becker wird sich als einer von zwei Dekanen(bisher waren es drei) in der Ortenau auf reine Verwaltungsaufgaben konzentrieren.

In seiner letzten Predigt in Schmieheimer im Schlossgarten ein nahm Becker Bezug auf den Apostel Paulus. Dieser sei auf dem Marktplatz in Athen zu den Menschen gegangen, habe mit ihnen in einer gemeinsamen Sprache gesprochen, auf ihren Glauben Bezug genommen und ihnen von seinem Glauben an einen Gott, der nicht in Tempeln wohnt und sich nicht von den Menschen bedienen lässt, erzählt. Becker übertrug dies auf die Kirche heute: "Gehe dahin, wo wir Menschen leben, weben und sind." Als Bausteine sah er da Feiern von Gottesdiensten außerhalb der Kirche, das Aufgreifen der Sprache von Jugendlichen und die Gespräche mit Kindergartenzöglingen darüber, wie sehr sie Gott lieb haben. Allgemein müsse man sich mehr miteinander vernetzen, voneinander lernen und sich gegenseitig entlasten.

Als Pfarrer habe er seine Aufgaben gelebt, wie aus den Grußworten deutlich wurde. Das Verbindende habe er gepflegt, etwa im Hinblick auf die Zusammenlegung von Kippenheim und Schmieheim, erklärten Bürgermeister Matthias Gutbrod und Ortsvorsteher Michael Hartmann. Gutbrod beschrieb Becker als Menschen mit positiver Ausstrahlung, der nie lamentiert und das Beste aus jeder Situation gemacht habe.

Lob für Optimismus, Empathie und Besonnenheit

Diesen Charakterzug bestätigten Kippenheims katholischer Pfarrer Matthias Ibach in einer schriftliche zugegangenen Grußbotschaft, Musikvereinsvorsitzender Philipp Ernst im Namen der Vereine, die Delegation aus dem Südbezirk sowie Kirchengemeinderat Stefan Hiller. Da war die Rede von einem Pfarrer, der Vereine unterstützte, der gastfreundlich bei Sitzungen Kaffee und Kuchen auftrug, der Beerdigungen würdevoll gestaltete. Ein Geistlicher, der mit Menschen redete und mit seiner ruhigen und besonnenen Art alle zusammenführte. Manche Anekdote war humorvoll, geschmunzelt hatten viele bei den musikalischen Grußworten der Südbezirksdelegation – sie hatten das Lied von der Vogelhochzeit zu Ehren Beckers umgedichtet.

Einen Trost gab es beim Abschiedsgottesdienst noch: Becker bleibt Schmieheim erhalten und wird vieles wohl privat weiter pflegen. So auch die Ökumene, wenn auch anders. "Der Termin zum Vesper und Bier mit dem katholischen Pfarrer steht schon fest."

Rainer Becker kam mit seiner Ehefrau Ursula und drei Töchtern 2010 nach Schmieheim, als er den Posten des Dekans in Lahr antrat. Damit war damals auch eine halbe Pfarrstelle verbunden gewesen. Bevor Rainer Becker in die Ortenau gekommen, war er Pfarrer zweier Gemeinden bei Wertheim im Norden Baden-Württembergs. Zudem war er dort Bezirksjugend- und Lehrpfarrer. Dekan bleibt Rainer Becker in Lahr weiterhin, aber künftig darf er als solcher keine Kirchengemeinden mehr leiten.