Der neue Bürgermeister von Hornberg, Marc Winzer (links), hat den Rathausschlüssel von seinem Vorgänger Siegfried Scheffold erhalten. Foto: Stadt Hornberg

Marc Winzer ist Hornbergs neuer Bürgermeister. Wer ist der Mann, der in Zukunft maßgeblich mitentscheiden wird, in welche Richtung sich das Städtle entwickelt? Unsere Redaktion hat sich am Tag vor seinem Amtsantritt mit ihm unterhalten.

Hornberg - Der 54-Jährige ist in St. Georgen aufgewachsen, ging dort zur Schule und studierte in Furtwangen Feinwerktechnik. Anschließend nahm er bei der Firma Getrag, heute Magna, als Entwicklungsingenieur seine Arbeit auf. Der Firma ist er bis zur vergangenen Woche treu geblieben, am vergangenen Mittwoch war dort sein letzter Arbeitstag. Bei dem Automobilzulieferer war er im Testbereich tätig. Die Niederlassung in St. Georgen mit 70 Mitarbeitern sei eine reine Entwicklungsabteilung für Getriebesoftware, die dort auch getestet wird.

"Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mich Technik allein nicht ausfüllt", erzählt der neue Bürgermeister. Er habe nach und nach andere Aufgaben mit übernommen, Dinge, die mehr mit Menschen zu tun haben, wie Wanderungen oder die Weihnachtsfeier organisieren. "Da erkenne ich schon einen roten Faden, der mich hierhin nach Hornberg geführt hat". Das Organisieren und der zwischenmenschliche Kontakt seien ihm wichtig.

Entwicklungsingenieur und Gemeinderat aus St. Georgen

Er habe begonnen, die Firma bei Unternehmerabenden in St. Georgen zu vertreten. Es sei ihm auch immer um soziales Engagement gegangen. So habe die Firma beispielsweise einen Jungen unterstützt, der eine Delfin-Therapie gebraucht habe.

Er erkannte, dass die Verbindung Firma und Stadt für beide Seiten positive Auswirkungen habe. Immer stärker sei sein Interesse für die Kommunalpolitik geworden. "Vielleicht wurde es mir von meinem Vater in die Gene gelegt. Er war 25 Jahre im Gemeinderat von St. Georgen, auf jeden Fall wurde da schon mein Interesse geweckt", berichtet Winzer.

Er habe sich während der Schulzeit seiner drei jetzt erwachsenen Töchter im Elternbeirat engagiert, einige Jahre lang auch als Vorsitzender des Gesamtelternbeirats. In der Zeit entwickelte er ein Netzwerk der städtischen Schulen mit. Darüber können beispielsweise Schüler an gemeinsamen AGs teilnehmen. "Das System funktioniert bis heute gut", erzählt der Entwicklungsingenieur.

2014 kandidierte Winzer dann zum ersten Mal in St. Georgen für das Gremium. "Da hat es nicht ganz gereicht, aber 2019 wurde ich mit einer hohen Stimmenzahl für die Freien Wähler in das Gremium gewählt", berichtet der Hornberger Bürgermeister.In den vergangenen Jahren war Winzer dann auch Fraktionsvorsitzender der Vereinigung der Freien Wähler im St. Georgener Gemeinderat. "In den technischen Ausschuss wollte ich unbedingt. Bei meiner Berufswahl kamen Ingenieur oder Architekt, in dem Ausschuss konnte ich beides verbinden", so Winzer.

Wie kam es dann zu dem Entschluss, sich in Hornberg als Bürgermeister zu bewerben? "Ich fand Hornberg schon immer attraktiv und spannend, ich bin bei meinen Touren häufig hier gewesen", sagt der begeisterte Radsportler. Auf die entsprechende Stellenanzeige machte ihn seine Verlobte Gabriele Scherer-Moser aufmerksam. Er habe zuvor nie darüber nachgedacht, Bürgermeister zu werden, aber Hornberg habe ihn angesprochen. Er informierte sich: Wie steht Hornberg da? Wie ist die Finanzlage? Wieviel ist saniert? Er fuhr nach Hornberg, sah sich alles an und traf sich mit seinen Töchtern, die von seiner Idee sofort hellauf begeistert waren. "Da gab es kein Aber", erinnert sich Winzer. Auch die Mitarbeiter im St. Georgener Rathaus hätten ihn unterstützt: "Das passt zu dir", hieß es da.

Er rief im Hornberger Rathaus an und Bürgermeister Siegfried Scheffold nahm sich gleich am folgenden Tag zwei Stunden Zeit, um Marc Winzers Fragen zu beantworten. Scheffold habe auf das perfekt eingespielte Team im Rathaus verwiesen und Projekte erklärt.

Dann ging plötzlich alles ganz schnell, denn es war kurz vor dem Ende der Bewerbungsfrist. Die Bewerbung wurde eingereicht, professionelle Fotos mussten gemacht werden, eine Homepage wurde innerhalb kürzester Zeit erstellt. Es sei alles unglaublich spannend gewesen. Es wurde ein Weg gefunden, damit er Urlaub nehmen konnte. Er traf sich mit Multiplikatoren in Hornberg, beschäftigte sich mit den Hornberger Themen und vereinbarte Termine mit den Fraktionen im Gemeinderat, den Ortschaftsräten, Vereinen und Unternehmen.

Spannung und Vorfreude sind Winzer anzumerken. Er sei beeindruckt von den Mitarbeitern, die "voll hinter dem Projekt ›Rathaus‹ stehen" und für die Bürger da sind. Er fühle sich sehr gut aufgenommen. Auch die Bürgermeister im Sprengel habe er bereits kennengelernt. Die "G 5" sei eine gute Einrichtung, man sei stark aufeinander angewiesen.

Für die Agenda in diesem Jahr sei durch den Haushaltsplan viel vorgegeben, dafür ist er Siegfried Scheffold dankbar. Ihm sei bewusst, dass der Spielraum immer schmaler werde und die Anforderungen von Land und Bund an die Kommunen steigen.

Themen, die er angehen möchte, sind zunächst ein Jugendgemeinderat und die eine Bürger-App, die eine von der Kommune finanzierte Plattform für die Bürger bieten soll. Sein Ziel steht fest: "Ich will kein Verwalter, sondern ein Gestalter sein."

Um sich weiter in das Thema Verwaltung einzuarbeiten, hat sich Marc Winzer an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl angemeldet. Das Kontaktstudium beinhaltet vier Blöcke mit jeweils drei Tagen und beginnt im März.