Das Schlosstheater auf der Bühne der Haiterbacher Festhalle. Foto: Hellmann

Das Schlosstheater Unterschwandorf spielt seit 40 Jahren. Jetzt unterhielten die Darsteller mit der Komödie „Neurosige Zeiten“.

So fängt Chaos an: Fünf friedlich-verrückten Insassen einer psychiatrischen Klinik in Unterschwandorf droht plötzlich der Besuch von Agnes Adolons Mutter. Bricht nun mit einem Schlag das komplette Lügengebilde ihrer angeblich hoch dotierten Karrieretochter zusammen wie ein Kartenhaus?

 

Bereits zur ersten Szene auf der Bühne der Festhalle in Haiterbach gab es spontanen Szenenbeifall. Dieser honorierte die Einfälle der skurrilen Bewohner während der drei Spielakte dann auch beständig.

Bis zum Eintreffen der Berliner Hotelbesitzerin Celine Adolon blieb der „offenen Wohngruppe“ wenig Zeit, auf die dringende Bitte ihrer hübschen Kameradin Agnes hin, ihre eigenen Phobien und Zwangsneurosen einen Tag lang zu bremsen und dafür einen geordneten gut situierten Haushalt zu mimen. Sogar der neurotische frühere Finanzbeamte Hans ließ sich in der ihm zugewiesenen Rolle als Lebenspartner von Agnes ein.

Bis aber die erwartete Besucherin tatsächlich eintraf, wurde von Hans wie auch von der volksmusik-vernarrten Marianne die unerwartet auftauchende Tupperware-Vertreterin für Agnes‘ Mutter gehalten.

Durch das verrückte Reden und das Ungeschick von Willi, dem kontakt-gestörten Soziophoben, sorgte die Tupper-Tante minutenlang als provisorisch versteckte „Leiche“ für weitere Slapstick-Situationen.

Perfekt präsentierte Uralt-Witze

Die papagei-bunte Optimistin Désirée verstand es, mit perfekt präsentierten Uralt-Witzen Publikums-Lachkonzerte auszulösen. Mutter Celine Adolon, vornehm und misstrauisch zugleich, wurden die von ihr entlarvten Lügen mit neuen, fantasievollen Erklärungen serviert. Inzwischen war die Tupper-Leiche wieder lebendig, räumte aber genervt das Feld, als sie ebenfalls ins Verwirrspiel eingespannt werden sollte. Inzwischen mischten auch der von Marianne heiß geliebte Volksmusikstar Hardy und die Beschäftigungs-Therapeutin Rahel kräftig mit. Bild-Reporterin Fritzi brachte zusätzlichen Wirbel mit.

Der echte Psychiater verpasste Mutter Celine Adolon irrtümlich eine Zwangsjacke und sperrte sie in eine Gummizelle – die Drohungen der resoluten Mutter erreichten zumindest eine direkte Entlassung ihrer Tochter und deren Freundin Marianne.

Sehr unruhige Nacht

Nach einer sehr unruhigen Nacht hätte also, für alle bedauerlich, eine Trennung der symphytischen Gruppe gegeben – da bot der Sänger Hardy der gesamten Schar seine Finca auf Mallorca als ständigen Wohnsitz an. So gab es sowohl für den Soziophoben wie den Neurotiker, die enttäuschte Stalkerin Marianne sowie bei Agnes (die an ihren hochgradig mutterseits vererbten starken Sex-Genen gar nicht litt) nur noch begeisterte Zustimmung.

Mit einer Polonaise voll Freude auf den sonnigen Süden wurden sie vom Publikum mit Klatschmarsch und Bravorufen verabschiedet.

Das Schosstheater-Ensemble konnte für diese Aufführung drei neue Mitwirkende gewinnen: Die 16-jährige Wynona Lorincz als Bildreporterin, Bea Schuster als Tupper-Expertin und Janina Schuster (motivierte Therapeutin.

Regisseurin Gela Nisch erwähnte noch einmal das besondere Jubiläum der Laienspiel-Gruppe im Februar. 40 Jahre Schlosstheater Unterschwandorf – 1985 entstanden durch zwei ideenreiche Ehepaare der Freiwilligen Feuerwehr.

Aus der feder von Winni Abel

Autorin des Stückes „Neurosige Zeiten“ ist Winni Abel (Mainz). Sie schreibt seit vielen Jahren Theaterstücke für Amateurbühnen, konzipiert in den meisten Dialekten des deutschen Sprachraums. Aber auch in Fremdsprachen sind ihre humoristischen Texte bereits übersetzt worden.

Die Journalistin und Redakteurin nutzt ihre freien Stunden zwischen Beruf und Familie, um ihre Ideen aus dem großen Alltags-Spektrum in witzigen, sprachlich brillanten Dialogen und Szenen festzuhalten. Dabei geht sie mutig auch gesellschaftlich umstrittene Themen an.