Advent, Advent: In diesen Tagen läuft der Aufbau für die Eisbahn samt den Gastronomie-Buden am Schlossplatz. Foto: Peter Petsch

Der Aufbau der Eisbahn und der Buden am Stuttgarter Schlossplatz löst bei Passanten Kopfschütteln aus. Die Eröffnung ist am 8. November.

Stuttgart - Erlaubt ist, was gefällt. Also auch das luftige T-Shirt oder das kurze Röckchen. Sowieso an so einem Tag, der bei manchen Flaneuren in der Stadt am Ende des Oktobers Frühlingsgefühle weckt.

Das Problem ist nur: Datum und Bauchgefühl harmonieren bei knapp 20 Grad Celsius in der Sonne überhaupt nicht. Vom drohenden Winter will in der City dieser Tage keiner etwas wissen. Im Gegenteil. Alles, was die Passanten in der Königstraße an die kommende Kälte mahnt, löst Unbehagen aus. Vor allem die halbfertigen Buden und das Fundament der Eisbahn.

„Oh Gott, das ist ja vollkommen daneben“, stöhnt eine Mutter beim Anblick der Aufbauarbeiten und rammt ihrer Tochter den Ellenbogen in die Rippen: „Das darf doch alles nicht mehr wahr sein. Jetzt bauen die schon für Weihnachten auf.“

Es ist wahr. Und es schmeckt auch einem Herren, der in der Außengastronomie vor dem Kunstmuseum den goldenen Oktober genießt, bitter. Viel bitterer als sein Aperol Sprizz, den er sich an diesem Mittag gönnt.

„All das gehört doch in die Vorweihnachtszeit“

„Eis“, murmelt er und setzt ein zweites Mal an: „Eis . . . Das brauche ich vielleicht in meinem Aperol, aber nicht jetzt schon auf der Bahn.“ Sein Blick wendet sich gen Neues Schloss. Also dorthin, wo bereits die Mutter entsetzt hingeschaut hatte: zur Baustelle für das sogenannte Wintertraum-Dorf mit Eisbahn. „Von meinem Gefühl her ist mir das alles zu früh“, sagt der Aperol-Genießer, „all das gehört doch in die Vorweihnachtszeit. Wenn alles immer früher platziert wird, geht die ganze Vorfreude kaputt.“ Wenn schon im August beim Discounter Lebkuchen und Dominosteine verkauft würden, schon jetzt bei Breuninger Teile der Karlspassage winterlich dekoriert seien, dann sei das alles nicht mehr normal und zeitgemäß. Aber auch hier gilt offenbar:

Erlaubt ist, was gefällt.

Und damit auch der Zeitsprung in die Adventszeit, die traditionell erst am 1. Dezember beginnt. Nicht so am Schlossplatz. Dort startet die Vorweihnachtszeit am 8. November um 17 Uhr mit einer Eröffnungsgala auf der Eisbahn. Von da an duftet es an der Königstraße nach Glühwein und Spezereien. Von diesem Freitag an drehen die Schlittschuhläufer auf der Eisbahn von 11 bis 23 Uhr ihre Runden. Natürlich zu wunderbaren Melodien wie „Let it snow“ oder „Jingle Bells“. Am 1. Januar enden der „Wintertraum“ und das „Eismärchen“, wie die Betreiber Henny Stamer und Stefan Kinzler, ihre kleine Kolonie am Schlossplatz nennen.

Für beide sind die Klagen über die rein kommerzielle Veranstaltung und das Unverständnis über den Eröffnungszeitpunkt nichts Neues. Sie reagieren daher meist gelassen darauf. Immerhin hätte man auch in der vergangenen Saison eine Million Besucher gezählt. Soll heißen: Die Sache gefällt den Leuten, also muss sie auch erlaubt sein.