Die Staatsanwaltschaft Offenburg hat schwere Vorwürfe gegen einen 66-jährigen Mann erhoben. Der Altenpfleger soll eine von ihm betreute Heimbewohnerin sexuell missbraucht haben. Die Anklage lautet unter anderem auf Vergewaltigung.

Hausach/Nordrach - Dem Angeklagten werden mehrere Straftaten in zwei Ortenauer Einrichtungen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft Offenburg hatte bereits Mitte des vergangenen Jahres zur Großen Strafkammer des Landgerichts Anklage erhoben. Das bestätigte Kai Stoffregen, Erster Staatsanwalt und Pressesprecher, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der 66-Jährige soll demnach bereits 2011 in Nordrach eine damalige Arbeitskollegin an die Brust und den Intimbereich gefasst und sie so sexuell genötigt haben. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft dem Altenpfleger vor, zwischen Anfang 2018 und Ende 2019 insgesamt drei Mal eine von ihm betreute Bewohnerin eines Hausacher Pflegeheims im Intimbereich berührt und sie dazu veranlasst zu haben, gegen ihren Willen Oralverkehr an ihm auszuüben. Per juristischer Definition handelt es sich bei dem mutmaßlichen Geschehen um eine Vergewaltigung. Die Frau sei aufgrund ihrer Erkrankung nicht dazu in der Lage gewesen, sich körperlich zu wehren, so die Staatsanwaltschaft Offenburg.

Heimleitung äußert sich auf Nachfrage nicht

Die kombinierte Anklage lautet auf "sexuelle Nötigung und Vergewaltigung in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses in drei Fällen". "Die neueren Vorfälle wurden zeitnah nach dem letzten Vorfall zur Anzeige gebracht, ob durch die Geschädigte selbst oder einen Angehörigen konnte ich noch nicht abschließend klären", erklärt Stoffregen am Dienstag gegenüber unserer Redaktion. Bei den anschließenden Umfeldermittlungen auch an früheren Arbeitsplätzen des Beschuldigten sei dann der Vorwurf von 2011 zu Tage getreten. Der war seinerzeit offenbar nicht bei der Polizei angezeigt worden, so der Pressesprecher.

Wo genau sich die Vorfälle ereignet haben sollen, wollte die Staatsanwaltschaft nicht verraten. Laut Medienberichten handelt es sich jedoch beide Male um Häuser der Winkelwald-Gruppe. Sie betreibt im Ortenaukreis an neun Standorten Pflegeeinrichtungen oder Seniorenresidenzen. Die sexuelle Nötigung 2011 soll laut Berichterstattung in der Winkelwaldklinik in Nordrach geschehen sein. Die mutmaßliche Vergewaltigung wird im Seniorenzentrum am Schlossberg in Hausach verortet.

Verhandlungstermine stehen noch nicht fest

Auf Anfrage unserer Zeitung wollte sich die Heimleitung in Hausach nicht äußern und verwies auf die Gesamtgeschäftsführung der Winkelwaldgruppe. Auf wiederholte Kontaktversuche per Telefon und E-Mail seit Beginn der Woche reagierte diese jedoch nicht. Eine Stellungnahme gab es bis Redaktionsschluss am Mittwoch keine, allerdings dementierte man den dargestellten Sachverhalt auch nicht.

Fraglich bleibt damit vorerst, ob die Winkelwald-Gruppe bereits vor den aktuellen Ermittlungen Kenntnis von den Vorfällen hatte. Auch die Hintergründe des Wechsels des heute 66-jährigen Altenpflegers von Nordrach nach Hausach bleiben im Dunkeln.

Beim Landgericht Offenburg steht die Entscheidung über die Hauptverhandlung in der Sache noch aus, informiert Richterin und Pressesprecherin Anne Doll auf Nachfrage unserer Zeitung. Verhandlungstermine stehen demnach noch keine fest. Kommt es zum Prozess und gar zu einer Verurteilung, drohen dem 66-Jährigen zwei bis maximal 15 Jahre Haft, erläutert Staatsanwalt Kai Stoffregen.