Um die Entwicklung von Ferienwohnungen besser steuern zu können, stellte der Ruster Gemeinderat ein neues Konzept auf die Beine.
Es war ein klares Zeichen, das der Gemeinderat Rust am Montagabend Betreibern von Ferienwohnungen gab: Drei Eigentümern erteilte das Gremium jeweils eine einstimmige Absage, in zwei Gebieten gilt nun eine Veränderungssperre. Damit gab das Gremium eine mögliche Marschrichtung vor, in die es in Zukunft gehen könne. Der Grund: Mit großer Zustimmung verschärfte es die Regelungen für Investoren, die nun auch für ihre bestehenden Ferienwohnungen die Betriebserlaubnis verlieren können.
Das ist der aktuelle Stand: Bevor das Thema rund um die Ferienwohnungen bei Verwaltung und Bürger immer wieder für Ärger sorgte, war viele Jahre das Gegenteil der Fall. „Nach der Eröffnung des Europa-Parks war das Ziel, Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen. Für viele Einwohner war das eine gute Einnahmequelle“, blickte Bürgermeister Kai-Achim Klare zurück. Durch das stetige Wachstum des Parks sei das Ganze jedoch immer weiter in den Fokus gerückt. „Stück für Stück kamen Investoren, die viele Ferienwohnungen in einem Objekt unterbrachten. Und die Ballung und diesen Bereichen führt immer wieder zu Konflikten. Es herrscht keine soziale Kontrolle, Lärm und keine Rücksicht“, fasst Klare zusammen.
Erste Regelungen traten 2018 in Kraft
Um die Entwicklung von Beherbergungsbetrieben und Ferienwohnungen zu steuern, fasste der Gemeinderat 2018 einen Grundsatzbeschluss. So wurden Ferienwohnungen in allen Neubaugebieten kategorisch ausgeschlossen. Und in bebauten Mischgebieten wurde die 60/40-Regelung ins Leben gerufen, die das Gleichgewicht von dauerhaftem Wohnraum und Gewerbe im Ort definieren soll. „Dieses Instrument hat sich viele Jahre bewährt. Überall, wo es gebrannt hat, haben wir einen neuen Bebauungsplan aufgestellt. In vielen Bereichen konnten wir das Problem jedoch nicht komplett lösen – einzelne Objekte sorgen im Ort für Unfrieden“, so Bürgermeister Klare. Jahrelang war das der Status quo, bis sich der Gemeinderat Anfang 2025 auf den Weg machte, um die Regelungen zu verschärfen.
Diese Neuerungen stehen bevor: „Dem Dauerwohnen wird ein deutlicher Vorrang eingeräumt“, fasste Stadtplaner Tobias Jägle zusammen. Gemeinsam mit dem Ruster Rat stellte das neue Konzept auf die Beine und präsentierte nun das Ergebnis. „Beherbergungen soll künftig in Sondergebiete verlagert werden, wo es heute schon Infrastruktur und Gewerbe gibt“, so Jägle. Dementsprechend soll die Situation im Ortskern entspannt werden. Das könne auf mehrere Wege geschehen: „Wenn ein Antrag auf die Errichtung von Ferienwohnungen gestellt wird, kann die Gemeinde eine Veränderungssperre für den jeweilige Bereich erlassen“, so der Stadtplaner. Das sollte jedoch das „letze Mittel sein“, da das Ganze ein sehr aufwendiger Prozess sei. Eine Alternative sei es, dem betroffenen Areal die Zulässigkeit von Ferienwohnungen zu entziehen.
Alteingesessene Betreiber werden geschützt
Unterschieden wird hierbei jedoch zwischen alteingesessenen Betreibern und Investoren, die erst seit kurzer Zeit vor Ort sind. Als Grenze wurde Ende 2017 genannt, da zu diesem Zeitpunkt die öffentliche Debatte um Ferienwohnungen in Rust begann. „Wer vor 2017 einen Betrieb eröffnete, darf diesen weiterführen. Diese Erlaubnis erlischt, sobald der Eigentümer den Betrieb aufgibt oder stirbt“, so Jägle. „Wir wollen diesen Menschen ihre finanzielle Kalkulation nicht nichtig machen“, begründete Klare. Für den Rest gilt: Wenn die Zulässigkeit im Bereich entzogen wird, müssen alle Ferienwohnungen, die nach 2017 ihre Türen öffneten, dicht machen. „Diese können dann dauerhaft vermietet werden“, erklärt Bürgermeister Klare auf Nachfrage. Das Ganze sei bereits vom Landratsamt abgesegnet. Als eines der ersten Areale wird es wohl den Bebauungsplanbereich „Oberfeld – östlich des Strangenwegs“ treffen. Dort soll zeitnah ein Ausschluss von Ferienwohnungen erfolgen. So auch teilweise in den Bereichen Hindenburgstraße-Gärtnerstraße sowie Fischer-, Mühlen-, Gärtner-, Baumeister-, und Franz-Sales-Straße.
Das sagen die Räte: „Ich unterstütze das Konzept. Es hilft, unsere Zukunftsfähigkeit zu bewahren“, erklärte Kai Melder (CDU). So sah es auch Elke Ringwald (Aktive Bürger für Rust): „Ich bin froh, dass dieses Konzept uns die Möglichkeit gibt, weiter zu steuern.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Debacher lobte indes die Vereinbarung mit dem Landratsamt im Hinblick auf die alteingesessenen Betreiber: „Wir wollen nicht mit dem Rasenmäher drübergehen. Wir können Betrieben, die seit vielen Jahren vor Ort sind, nicht die Grundlage nehmen.“ Dass das Ganze eine gute Lösung sei, um auf die dynamischen Entwicklungen zu reagieren, empfand auch Ewald Scherer (Freie Wähler). Er betonte jedoch auch: „Das wird nicht alle zufriedenstellen – das muss es aber auch nicht.“