Hausärzte befürworten Pläne der KVBW zur Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. (Symbolfoto) Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Mit einer Reform soll die Zahl der Notfallpraxen in Baden-Württemberg reduziert werden. Während viele Politiker und Bürger auf die Barrikaden gehen, bekommen die Pläne nun Rückenwind von Hausärzten.

Am Montag hat die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) ihr Konzept zur Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes vorgestellt. Das Konzept sieht vor, dass weitere 18 Notfallpraxen im Südwesten wegfallen. Acht Praxen hatte die KVBW zuvor schon dauerhaft geschlossen.

 

Die Pläne hatten vielerorts zu heftiger Kritik geführt. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg (HÄVBW) spricht sich in einer Pressemitteilung nun allerdings für die Reform und für die „Zusammenfassung von Standorten“ aus.

Die KVBW wolle mit ihren Plänen „die Bereitschaftsdienststrukturen in Baden-Württemberg zukunftsfähiger, ressourcen- und bedarfsorientierter sowie wirtschaftlicher gestalten“, heißt es in der Mitteilung. Ziel sei eine hochwertige, flächendeckende Versorgung außerhalb der Sprechzeiten zu erhalten, die für die Niedergelassenen auch leistbar ist. „Damit reagiert sie auch auf einen eklatanten Hausärztemangel“, meint der Hausärzte-Verband.

Kritik an Protesten

In der Pressemitteilung wird unter anderem Susanne Bublitz, Co-Vorsitzende des Verbandes zitiert. Bublitz erklärt, dass die Praxen in Baden-Württemberg bei fast 1.000 fehlenden Hausärzten unter enormem Druck stünden. Immer weniger Ärzte müssten eine älter werdende Gesellschaft versorgen und gleichzeitig immer mehr Bereitschaftsdienste übernehmen. Die KVBW-Reform sei zu begrüßen, „da sie zum einen die Akutversorgung der Patientinnen und Patienten außerhalb der Sprechzeiten auf sichere Füße stellt und uns niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte dabei entlastet“, so Bublitz.

Dass hierfür die bestehenden Strukturen auf den Prüfstand gestellt und Standorte zusammengefasst werden sollen, sei richtig und notwendig. Proteste gegen Schließungen von Praxen könne man zwar verstehen, sie setzten aber am falschen Ende an.

Vorsitzende spricht von Versorgungskrise

„Dass in manchen Gebieten die Notfallpraxen als Ersatz für eine fehlende hausärztliche Versorgung vor Ort gesehen werden, ist ein Symptom des eigentlichen Problems: Es wurde über Jahre versäumt, die hausärztliche Versorgung zu sichern“, wird Bublitz zitiert. Es bestehe eine Versorgungskrise, immer mehr Hausarztpraxen würden ohne Nachfolger schließen. Sie führt weiter aus: „Der Zugang zu wohnortnaher Gesundheitsversorgung, den die Hausarztpraxen gewährleisten, ist landesweit bedroht und das wirkt sich natürlich auch auf den Bereitschaftsdienst aus, an dem die Hausärztinnen und Hausärzte als größte Facharztgruppe einen wesentlichen Anteil haben.“

Laut der Co-Vorsitzenden wird sich die Situation weiter verschärfen, da in den nächsten Jahren fast 40 Prozent aller Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gehen. „Die Politik ist gefordert, jetzt die notwendigen Maßnahmen zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung zu ergreifen. Das ist, wofür jetzt eigentlich protestiert werden sollte.“

Über den Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg (HÄVBW) ist laut Selbstauskunft einer von 18 Landesverbänden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands. Er vertritt die Interessen von über 4.500 Hausärztinnen und Hausärzten in Baden-Württemberg gegenüber der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung, den Krankenkassen und den Landesministerien.