Noch weist im Nagolder Krankenhaus ein Schild zur Notfallpraxis. Foto: Thomas Fritsch

Die Landkreise Böblingen und Calw und Klinikverbund Südwest stemmen sich gegen die geplante Schließung der Notfallpraxen Herrenberg und Nagold.

Die Ankündigung der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) die Struktur des ärztlichen Bereitschaftsdienstes komplett neu aufzustellen, hat eine Welle des Protests ausgelöst.

 

Am Montag in dieser Woche beschlossen nun auch auch die beiden Trägerlandkreise des Klinikverbunds Südwest (KVSW), Böblingen und Calw, in ihren Kreistagen eine gemeinsame Resolution gegen die geplante Schließung der Notfallpraxen Herrenberg und Nagold. Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung hervor.

„Dafür muss es andere Lösungen geben“

„Die geplante Neuordnung würde in ihrer aktuellen Form eine gravierende Verschlechterung für die Menschen bedeuten. Dafür muss es andere Lösungen geben“, so die Botschaft der beiden Landräte, Roland Bernhard, Landkreis Böblingen, und Helmut Riegger, Landkreis Calw.

Zentrale Forderung ist der Erhalt der Notfallpraxen in Herrenberg und Nagold. Es dürfe keine Verlagerung der kassenärztlichen Aufgaben in die Klinikambulanzen geben, so heißt es im Resolutionstext. Dass die KVBW ihrem Versorgungsauftrag nicht nachkomme, sei nicht zulässig; die Notaufnahmen der Kliniken könnten dies zudem personell und finanziell gar nicht kompensieren.

Die KVBW müsse darüber hinaus ihrem Sicherstellungsauftrag auch in Zukunft flächendeckend nachkommen. Statt einen Kahlschlags in der Notfallversorgung vorzunehmen, solle die KVBW an praktikablen Kooperationsmodellen mitarbeiten, mit denen sich alle Beteiligten auf den zunehmenden Mangel an Ressourcen einstellen müssen.

Ausgleich gefordert

Konkret fordern die Landkreise und der KVSW auch eine kurzfristige Sonderregelung, um die Finanzierung von Poolärzten zu sichern.

Sollte es trotz allem zu Schließungen kommen, wird zeitnah ein struktureller, personeller und finanzieller Ausgleich gefordert, um den Mehraufwand der Kliniken in der Notfallversorgung aufzufangen beziehungsweise um im Rahmen von medizinischen Versorgungszentren eine Versorgung in den Abendstunden und am Wochenende zu ermöglichen.

Die Landkreise dürften nicht zu Ausfallbürgen werden für einen Rückzug aus dem ländlichen Raum.

Die KVBW plant im Rahmen der Neustrukturierung des Ärztlichen Bereitschaftsdiensts die Schließung der Notfallpraxen in Nagold und Herrenberg und eine Reduzierung der Öffnungszeiten in den weiter bestehenden Notfallpraxen.

Aktuell betreibt die KVBW in den Landkreisen Böblingen und Calw fünf Notfallpraxen, die in die Kliniken in Sindelfingen/Böblingen, Calw, Nagold, Herrenberg und Leonberg integriert sind. Diese Praxen spielen eine zentrale Rolle in der ambulanten Notfallversorgung der Region.

Aufgabe dieser Praxen ist es, die ambulante ärztliche Notfallversorgung rund um die Uhr auch außerhalb regulärer Praxiszeiten für einfache Notfälle zu gewährleisten.

Schließungen würden zu einer Versorgungslücke und damit zu einer gravierenden Verschlechterung der Gesundheitsversorgung in den betroffenen Gebieten führen.

In der Folge ist eine Verlagerung der Patientenströme in die schon jetzt überlasteten Notaufnahmen der Klinken zu erwarten, was wiederum zu einem weiteren Anstieg des Defizits beim Klinikverbund Südwest führen würde, weil die Notfallbehandlung in den Kliniken massiv unterfinanziert ist.