Die Bildungseinrichtung ohne die verspielten Vierbeiner? Undenkbar! Die Herde ist allerdings überaltert. Deshalb wird nach neuen tierischen Klassenkameraden für die Grundschüler gesucht, die mit ins Gehege und die lustige Bande verstärken sollen – bislang vergeblich.
Zwergziegen sind, wie der Name schon sagt, klein, gelten als charmant, anhänglich, aber eigenwillig und bis ins hohe Alter verspielt. Genau diese Eigenschaften wissen Schüler und Lehrerschaft in Gechingen sehr zu schätzen. Besonders die Jungen und Mädchen der Grundschule haben die Tiere ins Herz geschlossen. Kein Wunder also, dass zu Beginn jedes Schuljahrs die Liste für die Ziegen AG ruckzuck voll ist, weil sich die Schüler fast darum reißen, die Zwergziegen versorgen zu dürfen.
Schon seit weit mehr als 30 Jahren haben die Jungen und Mädchen der Schlehengäuschule außergewöhnliche Klassenkameraden und können den wöchentlichen Arbeitseinsatz im Gehege beim Schulgebäude kaum erwarten. Stall ausmisten und füttern ist angesagt, aber natürlich auch das Spielen mit den aufgeweckten Vierbeinern. Etwa 20 Jungen und Mädchen pro Halbjahr sind in dieser AG aktiv. In den Ferien sind durchaus einige Schüler im Gehege zugange, aber auch Nachbarn oder Eltern sind dann für die Tiere zur Stelle. Sozusagen der halbe Ort hilft mit, damit es den Zwergziegen an nichts fehlt.
Briefe an Zoos Der ehemalige Schulleiter Gerd Danisch und sein Lehrerkollegium entschieden sich einst für die Ziegenhaltung gemäß dem Leitbild der Schule. Dieses setzt neben pädagogischen Zielen auf naturnahes Lernen und bewussten Umgang mit der Natur.
Es geht auf alle Fälle weiter
„Inzwischen sind die Tiere überaltert. Wir wollen mit der AG aber auf alle Fälle weitermachen“, sagt Konrektorin Verena Rau im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Herde solle deshalb erweitert werden, neue Zwergziegen seien gesucht worden. Was aber gar nicht so einfach gewesen sei, wie Rau berichtet. Vor Kurzem habe man Briefe an verschiedene Zoos im Umkreis verschickt, beispielsweise an die Wilhelma, mit der Frage, ob Zwergziegen abzugeben seien.
In Stuttgart konnte man der Gechinger Schule nicht weiterhelfen, wohl aber in Karlsruhe. „Der dortige Zoo-Tierarzt lebt hier in der Gegend und ist auf unser Anliegen aufmerksam geworden“, schildert Rau, wie man jetzt doch noch zu drei Zwergziegen, einer männlichen und zwei weiblichen, gekommen ist.
Briefe an verschiedene Zoos in der Umgebung
Sehr angetan Im Karlsruher Zoo sei man sehr angetan von der Ziegen AG und dem Konzept, das dahinter steckt, und habe deshalb zugesagt, drei Zwergziegen nach Gechingen abzugeben. Februar wird es laut Rau wohl werden, bis die Tiere umgesiedelt werden. Wie sie transportiert werden, ist noch unklar. Jedenfalls freut man sich an der Schlehengäuschule über die Zusage aus Karlsruhe. Für die Schüler dürfte die gute Nachricht so etwas wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk sein.
In bester Erinnerung
Laut Rau kam es in all den Jahren zu unvergesslichen Erlebnissen mit den Tieren, schönen und dramatischen: „Wir hatten einmal eine Zwillingsgeburt im Ziegengehege. Ein Junges kam durch, das andere ist leider gestorben“.
Auch die Konrektorin wollte die Zwergziegenherde künftig nicht missen. Und lässt es sich ab und an nicht nehmen, zum Füttern mit ins Gehege zu kommen – in der Jackentasche meist eine gut gefüllte Tüte Erdnüsse: „Die mögen sie sehr, aber nur mit Schale!“.