Anita Hofmann tritt seit 36 Jahren als Sängerin auf. Ihr Gefühl für das Publikum und dessen Stimmung ist beeindruckend, ihre Stimme ebenfalls. Foto: Klaus Stopper

Bedingungslos emotional, die Liebe und die Bergwelt im Mittelpunkt – unter dem Motto „Zauberhafte Weihnachtssterne“ hat am Donnerstag ein Schlagerabend in der Stadthalle pures Glücksgefühl verströmt.

Der Saal war voll, die Bühne sehr wirkungsvoll mit beschneiten Weihnachtsbäumen und einer tollen Lichtanlage gestaltet, und das Programm durchaus stilvoll und in seiner weihnachtlichen Grundstimmung stark durch Südtiroler Künstler geprägt. Die haben halt Berge, Seen, Wälder und einen Dialekt, der alleine schon Wärme verströmt.

 

Und das Publikum? Die Haare überwiegend silbrig oder gefärbt, die Stimmung von Grund auf positiv. Man freut sich auf einen schönen Abend. Einige sind echte Fans der Künstler, werden von der Bühne aus auch persönlich begrüßt. „Euch habe ich ja schon öfters gesehen“, heißt es da. Die anderen freuen sich mit. Eine persönliche Note durchzieht das ganze Programm.

Vier Tiroler bringen mit A-Capella-Gesang die Zuhörer zum Staunen

Gleich zum Auftakt schaffte das das „Kastelruther Männerquartett“. Vier Männer aus Tirol, die atemberaubend so sauber und stimmig A-Capella zusammensingen, dass man ob dieser komplexen Harmonien ins Staunen gerät. Ein Weihnachtslied, eine Ode an die schöne Landschaft ihrer Heimat. Überhaupt das Wort Heimat – neben Liebe ist es an diesem Abend das am häufigsten besungene Thema.

Tirol ist auch die Heimat von Alexander Rier, über den Moderatorin und Sängerin Mara Kayser berichtet, dass er mit seinen Haflinger Pferden schon viele Preise gewonnen hat, ein toller Sportler und zudem Sohn der Volksmusiklegende Norbert Rier ist. In Jeans und Trachtenwams verkörpert er einen jungen Stil. Und singen kann er auch gut, wobei auch hier thematisch die „Heimat Südtirol“ vorne dabei ist.

Mara Kayser moderiert an diesem Abend nicht nur, sondern sie nähert sich mit ihren Liedern tatsächlich dem klassischen Schlager. Texte, die durchaus Probleme anklingen lassen, aber eine grundsätzlichen Stimmung von Optimismus verbreiten, dass man alles schaffen kann. Und auch für sie ist die Liebe eben alles, was im Leben zählt, was das Publikum genau so sieht, wie der Beifall zeigt.

Anita Hofmann macht die Zuhörer zum Gospel-Chor

Ein Name, den man auch außerhalb der Schlagerwelt kennt, ist Anita Hofmann, eine Hälfte der früheren „Geschwister Hofmann“. In ihrem roten Kleid lässt sie fast schon Chanson-Atmosphäre aufkommen, aber sie wechselt mühelos zum leichteren Schlager, plaudert locker mit dem Publikum. 36 Jahre Bühnenerfahrung hat sie. Sie weiß, wie ein Auftritt gut wird. Mit einem Schlager bricht sie das letzte Eis: „Und wenn du gehst dann geht nur ein Teil von dir“. Da wird dann schon mal mitgesungen. Und zum Schluss wechselt sie noch in die Gospelsparte und macht das Publikum zum Chor.

Als „Mann wie ein Baum“ berührt Oswald Sattler die Seele des Publikums

So etwas ist schwer zu toppen, aber in gewisser Weise gelingt das Oswald Sattler dann doch. Er trifft mit seinem Auftritt direkt ins Herz. Einst war er einer der Kastelruther Spatzen, ist geborener und bekennender Tiroler, gläubig und bescheiden, wie ihn Mara Kayser fast schon schwärmerisch vorstellt.

Er sei „ein Mann wie ein Ba um“, was sie auch auf seinen Charakter bezieht, und er hat einen Stil, der verblüfft. Tatsächlich fast wie ein Baum steht er mit seiner Gitarre auf der Bühne, singt von den Bergen seiner Heimat, ohne die er nicht leben könnte, vom Heimweh derer, die diese Heimat verlassen haben, und am Schluss trägt er eine halb gesprochene und halb gesungene Geschichte von einem Jungen vor, der durch sein Gebet sein Heimatdorf rettet. Aber er trägt das so einfach und aufrecht vor wie eine Tiroler Eiche, die im Herbstwind rauscht. Das geht einem dann schon irgendwie nahe. Das Publikum feiert ihn mit stehenden Ovationen.

In der Pause hatten die Zuhörer dann die Gelegenheit, die Künstler aus der Nähe zu erleben. Und nach der Pause ging es dann noch besinnlicher zu. Da stand dann das Weihnachtsthema im Mittelpunkt. Am Ende dieses Programm gab es nur noch glücklicher Gesichter. Innerlich aufgewärmt machte der Heimweg durch den nieselig-kalten Regen gar nichts mehr aus.