Stargast Patrick Lindner (Vierter von rechts) und weitere Schlagergrößen hatten zur „Klingenden Bergweihnacht“ geladen. Foto: Szymanski

Mit der „Klingenden Bergweihnacht“ hat das Publikum in der Balinger Stadthalle die Feiertage verlängert. Stargast Patrick Lindner und seine Kolleginnen entführten die Gäste in die Welt des Schlagers.

Wer Weihnachten verlängern will, muss nicht unbedingt Heinrich Bölls „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ lesen oder gar die Erzählung nachspielen. Der begibt sich einfach in die gut besuchte Balinger Stadthalle zur „Klingenden Bergweihnacht“.

 

Denn auf der Bühne ist alles auf Zucker und jeder bekommt die ganze Wucht bundesdeutscher Schlager auf die Ohren. Weil die Backgroundmusik eben alle Register zieht. Das Ganze meist im Viervierteltakt mit deftig hämmernden, elektronischem Rhythmus. Immerhin bleibt der Besucher dieses Events nebenbei fit. Denn es verlautet immer wieder „aufstehen, Hände in die Luft und mitklatschen“ von den Schlagernachtigallen Rosanna Rocco, Bianca App und Nadin Meypo, die auch singt und durch den Abend führt.

Seit 35 Jahren im Geschäft

Ein wenig besinnlichere Töne schlagen die Geschwister Niederbacher an und erst recht der Star des Abends, Patrick Lindner, der heuer ein Jubiläum feiern kann. Seit 35 Jahren steht der Münchner auf der Bühne und singt von der heilen Welt, von Liebe, Leid und Lust. Lindner ist sich damit treu geblieben und seine Fans danken es ihm.

So gibt es Backstage einen kleinen Empfang mit allen Interpreten des Abends für jene, die ein VIP-Abo gebucht und bezahlt haben. Mittendrin Patrick Lindner, der sich nach eigenen Angaben nur zwei freie Tage gegönnt hat, um schon ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag wieder auf der Bühne zu stehen.

Fans reisen aus Bern an

Ein Ehepaar ist eigens aus dem Kanton Bern angereist. Sie gehören zum dortigen Fanclub und besuchen in Balingen sage und schreibe das 109. Konzert mit dem Schlagersänger. Was ist so besonders an ihm? „Das ganze Paket: Der Charme, die Stimme, die Texte, die Melodien, die Herzlichkeit.“ Und diese schwappt wie ein Tsunami über die begeisterten Zuschauer.

Selten in dieser Zeit hört man so oft: wunderbar, wunderschön, herrlich, wir sind so glücklich hier zu sein, wir lieben euch. „Nur die Liebe lässt uns leben“, passt da gut rein. Bianca trällert das Liedchen – mit Stimmdoppler - das weiland Mary Roos beim ESC vortrug. Wir klatschen und singen mit bei „Tränen lügen nicht“ (Michael Holm) oder „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ (Jürgen Marcus).

Auch Chanson von Piaf dabei

„Muss i denn zum Städele hinaus“ kennen wir auch sowie viele Weihnachtslieder im zweiten Teil. Bei dem Chanson „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf klatschen wir lediglich mit. Was so gar nicht passt in diese zuckrige Reihe: „Bella Ciao“, ist es doch das Protestlied schlechthin des italienischen Widerstands gegen den Faschismus. Macht nichts. Nadin Meypo reckt den Zeigefinger steil in die Höhe. Eine Geste, die schließlich Helene Fischer nicht für sich allein gepachtet hat. Bei „Arrivederci Hans“ (Rita Pavone) fällt einem leider nur der versaute Text ein.

Lindner wünscht sich „Ein bisschen Frieden“

Das passiert bei den Liedern von Patrick Lindner nicht. „Kleine Dinge des Lebens“ singt er oder „Genau du“. Da seufzt der eine oder andere Gast vor Schlager-Wonne, zumal die Backgroundmusik ein wenig gedämpft und gefühliger wird. Und der auch sozial engagierte Patrick Lindner hat recht, dass dieses ESC-Gewinnerlied von Nicole immer noch gültig ist: „Ein bisschen Frieden“. Handylichter gehen an, die Zuschauer wiegen sich. Schade, dass nun Weihnachten endgültig vorbei ist.