Einschläge gab es auch in einem Flüchtlingscamp im Gazastreifen. Israelis und Palästinenser weisen sich gegenseitig die Schuld zu. Foto: AFP/MAHMUD HAMS

Der Konflikt zwischen Israel und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad hat bereits viele Tote gefordert. Vermittlungsversuche laufen ins Leere.

Der Konflikt zwischen Israel und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) in Gaza droht sich weiter zuzuspitzen: Immer wieder schrillen im Süden Israels seit Freitagabend die Sirenen, die vor Raketenbeschuss warnen. Mehrfach erreichte der Alarm Tel Aviv, am Samstag schrillten die Sirenen auch nahe Jerusalem. Im Gazastreifen fürchten derweil Menschen um ihr Leben, während die israelische Luftwaffe Einrichtungen des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) bombardiert, einer Gruppierung, die von westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird.

Verhaftung und Vergeltung

Die aktuelle Eskalation ist der schwerste militärische Konflikt zwischen Israel und Palästinenserorganisationen in Gaza seit der elftägigen kriegerischen Auseinandersetzung im Mai 2021. Damals allerdings spielte sich der Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas ab, die den Gazastreifen kontrolliert. Der PIJ ist militärisch weniger mächtig als die Hamas, wird aber vom Iran unterstützt. Dass die Hamas sich derzeit nicht einmischt, begründen Analysten damit, dass sie kein Interesse an einer Eskalation hat. Ihre Kalkulation könnte sich allerdings ändern, etwa, wenn die Opferzahl in Gaza stiege oder es zu Spannungen in Jerusalem käme.

Hintergrund der Auseinandersetzung: Vor einer Woche hatte Israels Armee Bassem Saadi verhaftet, einen Anführers des PIJ im Westjordanland. Die PIJ hatte daraufhin immer wieder mit Vergeltungsschlägen gedroht. Am Freitagabend tötete Israels Armee dann per Luftschlag einen hochrangigen PIJ-Kommandeur im Gazastreifen, Taisir Al-Dschabari. Zur Vergeltung nahm der PIJ daraufhin israelische Städte unter Beschuss, woraufhin die israelische Luftwaffe militärische Einrichtungen der Gruppe bombardierte. Am Sonntag teilte die israelische Armee mit, im Rahmen der Aktion „Morgengrauen“ einen weiteren Militärchef der PIJ getötet zu haben: Chalid Mansur sei bei einem Luftangriff in Rafah ums Leben gekommen.

Viele Tote und Verletzte

Durch die Luftangriffe starben seit Freitag nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens 31 Menschen. Mehr als 250 seien verletzt worden. Unter den Toten sind demnach neben weiteren PIJ-Mitgliedern sechs Kinder und vier Frauen. Israels Armee teilte indes mit, fünf Kinder seien von einer Rakete des PIJ getötet worden, die innerhalb Gazas niederging.

Im selben Zeitraum feuerte der PIJ israelischen Angaben zufolge über 500 Raketen auf Israel ab. Die meisten davon wurden vom Abwehrsystem abgefangen oder landeten in offenem Gelände. Ein Geschoss traf ein Wohnhaus, Verletzte gab es aber nicht.

Auswirkungen auf die Wahl?

Ägypten soll Medienberichten zufolge am Wochenende einen Vorschlag für eine Waffenruhe unterbreitet haben. Die Konfliktparteien zeigten sich aber uninteressiert. Die Operation werde „so lange weitergehen wie notwendig“, sagte Israels Ministerpräsident Yair Lapid am Sonntag. Man bemühe sich dabei, dass Unbeteiligte nicht zu Schaden kommen. Israels Armee teilte mit, sie sei bereit für eine siebentägige Militäroperation.

Innerhalb Israels könnte sich die Lage auf die Neuwahlen im November auswirken. Yair Lapid, Vorsitzender der zentristischen Yesh-Atid-Partei, hat erst im Juli das Amt des Regierungschefs übernommen, sein Vorgänger Naftali Bennett hatte seinen Rückzug aus der Politik erklärt. Damit geht Lapid als wichtigster Rivale des Oppositionsführers und Ex-Premiers Benjamin Netanjahu in den Wahlkampf. Bis vor Kurzem galt Lapids geringe Erfahrung in Sicherheitsfragen als Manko; sollte die Bevölkerung aber seinen aktuellen Auftritt überzeugend finden, könnte dies seine Wahlchancen verbessern.