Den Wunsch nach einer Schulsozialarbeit unterstrichen Heidi Strobelt, Schulleiterin der Grundschule Glatten (Mitte), und Nadja Wieder, stellvertretende Schulleiterin der Brüder-Grimm-Schule (links), in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer hörte interessiert zu. Foto: Uwe Ade

Die Einführung einer Schulsozialarbeit für die Grundschule und die Brüder-Grimm-Schule in Glatten beschloss der Gemeinderat Glatten in seiner jüngsten Sitzung und vergab hierfür eine 50 Prozent-Stelle an die Akademie Eigensinn in Loßburg.

Eigentlich sei es eine Situation, auf die man nicht stolz sein könne, betonte Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer. Es habe jüngst diverse Vorfälle am Schulzentrum gegeben und deshalb sei die Einführung einer Schulsozialarbeit wichtig. Die Schulleitung habe sich zuvor mit der Bitte an die Gemeindeverwaltung gewendet, eine Schulsozialarbeit einzurichten.

 

Gespräche mit den Eltern seitens der Schulleitung seien nur eingeschränkt möglich, da die Eltern laut Pfeifer nicht kommunizieren möchten und auch Gespräche zwischen Schulleitung und Schülern verbieten. Zudem habe es am Schulzentrum schon Schlägereien gegeben und Eltern hätten der Schulleitung mit Anwälten oder Anzeigen bei der Polizei gedroht.

Auch Heidi Strobelt, Schulleiterin der Grundschule, und Nadja Wieder, Konrektorin der Brüder-Grimm-Schule, äußerten sich zu diesem Thema. Sie sei seit 2001 an der Schule, holte Strobelt aus. Hätte damals jemand gefragt, ob es eine Schulsozialarbeit brauche, hätte sie locker geantwortet: „Das brauchen wir nicht, das brauchen wir niemals.“

Viel Unterricht bleibt auf der Strecke

Doch die Zeiten, die Lebenssituationen der Kinder sowie die Kinder selbst hätten sich verändert. Heute komme man manchmal gar nicht mehr zur Bildung, weil es permanent Erziehungsarbeit zu machen gebe. Unheimlich viel Unterricht bleibe auf der Strecke, da Konfliktsituationen nicht ignoriert werden könnten. Auch Konflikte, die gar nichts mit der schulischen Situation zu tun hätten, würden in die Schule getragen.

Sie hätte auch niemals gedacht, dass sie in einer Gemeinderatssitzung sagen müsse, dass selbst Grundschüler schon pornografische Inhalte konsumieren würden. Das wäre ihr früher nie in den Sinn gekommen, aber auch das sei mittlerweile der Fall.

Beide Schulen wünschen sich eine Schulsozialarbeit, schloss Strobelt, eine unabhängige Institution, die Schule, Kinder und Familien unterstützt. Es brauche eine Mitarbeiterin an der Schule, die nicht nur Feuerwehr spielt, wenn es brennt, sondern die auch präventiv arbeitet.

Eine Fachkraft für beide Schulen zuständig

Von der Gemeinde waren entsprechende Angebote bei Dienstleistern eingeholt worden. Die Schulsozialarbeit könnte an der Grundschule und an der Brüder-Grimm-Schule von derselben Fachkraft ausgeführt werden. Vom Landratsamt Freudenstadt wurde für die Schulsozialarbeit an zwei Schulen eine Stelle mit mindestens 50 Prozent Umfang empfohlen. Für die Schulsozialarbeit gibt es Fördermittel vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) und vom Landkreis.

Von der Akademie Eigensinn in Loßburg informierten deren Geschäftsführer Alexander Fix und Edwin Benner über die Schulsozialarbeit.

Eltern mit ins Boot holen

„Also ich war schockiert, als ich das gelesen habe“, sagte Gemeinderat Ralph Wilding. Er fragte, ob es reiche, in der Schule zu unterstützen und ob nicht auch mit den Eltern der betroffenen Kindern Kontakt aufgenommen werden müsse. Bei der Schulsozialarbeit seien die Eltern immer mit im Boot, entgegnete Strobelt. Und Alexander Fix ergänzte, dass man in aller Regel bei der Arbeit mit den Kindern auch in Kontakt mit den Eltern komme.

Ganz klar sei auch, dass die Achse Schulsozialarbeit, Schulleitung und Lehrerschaft funktionieren müsse und es ohne Elternarbeit nicht gehe.