Zwischen Zehntscheurplatz und Marktplatz wurde am Samstag das Pro und Kontra zum Rottenburger Schlachthof ausgelotet. Sowohl Gemeinderäte, die für die Schließung des Schlachthofs sind, wie auch die Bürgerinitiative für dessen Erhalt informierten die Bürger.
Rottenburg - So warben die Fraktionen der CDU, der Freien Wähler/Freien Bürger, die SPD sowie die Jungen Aktiven dafür, beim Bürgerentscheid am Sonntag, 22. Januar, gegen den Erhalt des Rottenburger Schlachthofe zu stimmen und "Nein" anzukreuzen. Hermann Josef Steur von der SPD und Jörn Heumesser von den Freien Wählern / Freien Bürgern sowie weitere Vertreter der Fraktionen gingen aktiv ins Gespräch mit den Bürgern und stellten ihre Meinung vor. Zudem verteilten sie Kärtchen mit Antworten auf offene Fragen zum Bürgerentscheid Schlachthof.
Stressarme Tiertransporte
Auf dem Metzelplatz waren Vertreter der Bürgerinitiative für den Erhalt des Rottenburger Schlachthofs vor Ort, darunter auch Stadtrat Volkmar Raidt, die Landwirtin Christa Richter sowie der Schlachthof-Metzger Marco Helle. Auch sie warben für ihre Position und damit für den Erhalt des Rottenburger Schlachthofes. Sie erklärten, dass der Rottennburger Schlachthof für kurze und stressarme Tiertransporte sorge. Zudem trage er zu einer regionalen Grundversorgung bei. Auch stehe er für Artenvielfalt, Klimaschutz und Naturschutz, da kurze Wege ökologisch sinnvoll seien. Nach Gärtringen sei es viel weiter.
Mit der Nutzung des Schlachthofs auch durch Schäfer trage der Rottenburger Schlachthof zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Zudem stehe der Rottenburger Schlachthof für den Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe. Wenn der Schlachthof schließen würde, würden einige der kleineren Landwirte sicherlich aufhören, ist sich die Bürgerinitiative sicher.
Argumente für die Schließung
Ganz anders sieht dies die andere Seite – die Vertreter der Fraktionen bezogen klar Stellung für die Schließung des Schlachthofs und damit für eine Beteiligung der Stadt Rottenburg am Schlachthof Gärtringen. So sind die beteiligten Fraktionen überzeugt, dass der Betrieb eines Schlachthofs "nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben zählt". Beim Schlachthof handle es sich um ein privates Unternehmen.
Gleichwohl müsse eine Stadt wie Rottenburg für eine umfassende Infrastruktur sorgen, dazu zählen etwa die Wasserversorgung, Straßen, Schulen, Kitas, soziale Einrichtungen und vieles mehr. Die Frage, was regionales Schlachten bedeute, wurde mit einer Definition des Arbeitskreises Schlachthof beantwortet, der für die Regionalität eines Schlachthofes den Umkreis von 50 Kilometern ansetzt.
Keine Tierwohl-Kriterien
Damit handle es sich beim Schlachthof Gärtringen um einen regionalen Schlachthof. Zur Frage, was Tierwohl bedeute, wird gesagt, dass Tierwohl "nicht erst beim Schlachten beginnt". So werde der Schlachthof Gärtringen als Vorzeigebetrieb für maximale Tierwohlkriterien geplant. Aus einer Stellungnahme des Landratsamts Tübingen wird zitiert, dass "der aktuelle Zustand noch den umwelt- und veterinärrechtlichen Mindestanforderungen genügt". Darüber hinausgehende Fördervoraussetzungen der VwV "Förderung Schlachtung nach Tierwohl-Kriterien" seien dabei aber nicht erfüllt.
Dass der Rottenburger Schlachthof nicht zukunftsfähig sei, untermauern die vier Fraktionen mit verschiedenen Aspekten. So sei die Finanzierung nicht geklärt, und die Pacht müsse nach einer Sanierung um den Faktor zehn erhöht werden. Zudem würden sich danach die Betriebskosten drastisch erhöhen. "Die Kapazitäten sind heute schon ausgeschöpft – Befürworter planen dennoch zukünftig kleiner", ist auf einem Kartenbundle zu lesen, welches die Fraktionen an die Bürger verteilten.
Thema Finanzierung
Zur Finanzierung nehmen die Fraktionen wie folgt Stellung: "Um den Schlachthof weiter zu betreiben, müssten zunächst 1,3 Millionen Euro in die Schlachthoftechnik investiert werden." Diese Kosten hat der Betreiber und damit das Schlachtunternehmen zu tragen. Hinzu kommen Investitionen in Höhe von 5,7 Millionen Euro in das Gebäude. Diese Kosten müssten die Stadt und damit die Bürger bezahlen. Nur dann wäre ein Schlachtbetrieb weiter möglich. Viele Bürger ließen sich von den Schlachthofgegnern und von den Befürwortern ansprechen. Das letzte Wort haben die Bürger beim Bürgerentscheid am 22. Januar.