Bis zu 2000 Schweine sollen im Gärtringer Schlachthof wöchentlich geschlachtet werden. Die Stadt Rottenburg möchte die Einrichtung mitnutzen. Foto: © krumanop – adobe.stock.com

"Die Vorplanung für die Wiederinbetriebnahme des Schlachthofs Gärtringen mit allen Komponenten für das Tierwohl sind nahezu abgeschlossen", das teilt die Stadt Rottenburg in einer gemeinsamen Mitteilung mit dem Landkreis Böblingen mit.

Rottenburg - Das Modernisierungskonzept gehe von einer wöchentlichen Kapazität von bis zu 2000 Schweinen, 100 Rindern und 100 Lämmern aus. Mit dem erreichten Stand der Vorplanung habe man viel an Detailtiefe gewonnen. "Es gilt weiterhin der Grundsatz: Gründlichkeit vor Schnelligkeit", so Böblingens Landrat Roland Bernhard. "Ein regionaler Schlachthof ist nach wie vor sehr gefragt. Der Bedarf nach regionalen, qualitativen Fleischprodukten ist da. Bei allen Überlegungen steht das Tierwohl an erster Stelle."

Vorzeigebetrieb geplant

Die Planungen sehen einen Vorzeigebetrieb vor, der unter anderem die Automatisierung von Schlachtprozessen berücksichtige, um den menschlichen Faktor als Fehlerquelle zu reduzieren, heißt es in der Mitteilung weiter. Ebenso solle eine moderne Betäubungsstation sichere Betäubungsergebnisse garantieren. Auch Bio-Qualitätsmerkmale wie die Anlieferung von Weideschlachtungen sollen in Gärtringen verwirklicht werden.

Um das Vorhaben auf eine breite wirtschaftliche Tragfähigkeit zu bauen, haben jüngst Gespräche zwischen dem Landkreis Böblingen, dem Vorstand der Gärtringer Schlachthof Genossenschaft sowie der Stadt Rottenburg stattgefunden, bei denen der denkbare Bedarf für die Mitnutzung des Schlachthofs erörtert wurde. "Ergebnis ist, dass der Schlachthof Gärtringen ausreichend Kapazitätsreserven hat, um auch Bauern und Metzger zu bedienen, die bislang den Schlachthof Rottenburg nutzen", schreiben die Stadt Rottenburg und der Landkreis Tübingen.

Direkte Konkurrenz vermeiden

Oberbürgermeister Stephan Neher erklärt: "Wir haben hohe Ansprüche an einen modernen, zukunftsfähigen Schlachthof, der das Wohl der Tiere im Fokus hat. Diese Ansprüche sehen wir unweit von Rottenburg erfüllt. Der Schlachthof Gärtringen ist im Industriegebiet über die A 81 optimal angebunden. Das Konzept der Genossenschaft und die Unterstützung auf Kreisebene für dieses Vorhaben haben uns überzeugt, sich in einer interkommunalen Kooperation anzuschließen. Unsere Landwirte und Metzger können als Kunden die bestmöglichen Bedingungen erwarten."

Hinzu komme, aus Sicht der Stadt Rottenburg, dass einem Rottenburger Schlachthof durch die Neuausrichtung in Gärtringen das regionale Alleinstellungsmerkmal hoher Standards im Bereich des Tierwohls und der Nachhaltigkeit fehlen würde. Diese direkte Konkurrenz sowie die deutlich spätere Inbetriebnahme eines möglichen Neubaus im Vergleich zu Gärtringen, würden für ein hohes wirtschaftliches Risiko sorgen. Weitere Gespräche auch mit dem Landkreis Tübingen seien geplant.

Kritik von der Grünen-Fraktion

Zu diesen Neuigkeiten äußert sich die Gemeinderatsfraktion der Grünen von Rottenburg: "Die Grüne Fraktion kritisiert den Alleingang der Verwaltungsspitze, eine Kooperation mit dem Schlachthof Gärtringen ohne öffentliche Beratung im Gemeinderat per Pressemitteilung zu verkünden. Für uns wäre die öffentliche Beratung der Ergebnisse der Arbeitsgruppe der nächste Schritt gewesen. Eine Aufgabe der Pläne für Rottenburg hat weitreichende Konsequenzen. Eine transparente Beratung muss schnellstmöglich nachgeholt werden."