Wartet bei jedem Museumsbericht mit einer Rarität auf: Andreas Morgenstern (rechts) mit einer "Gardebibel" aus dem Nachlass von Fritz Götz, einem Büchlein mit Text und Bildern zum Leben junger Leute in Schiltach in den 1950er-Jahren. Links Bürgermeister Thomas Haas. Foto: Wegner

"Museen monatelang geschlossen – Mitarbeiter kündigen" hatte der Schwarzwälder Bote zum Museumsbericht vor einem Jahr getitelt. Mittlerweile sieht es anders aus: Alles ist offen und der Mitarbeiterstamm ist verjüngt.

Schiltach - "Sie sehen mich lächeln", sagte Museums- und Archivleiter Andreas Morgenstern in der Sitzung des Schiltacher Gemeinderats. Er freue sich, dass "alles positiver ist als im vergangenen Jahr" sein werde. So habe die Ausstellung "Die ganze Welt daheim" im vergangenen Jahr großen Zuspruch gefunden, ebenso wie die Corona-Ausstellung "auch wenn er sich "unter den Schiltachern den einen oder andern mehr gewünscht" habe. Von der Besucherzahl her könne er in diesem Berichtsjahr bereits mit 6219 aufwarten – genau 6219 mehr als im vergangenen Jahr mit Null. Immer noch deutlich niedriger als früher sei die Zahl der Gruppenbesucher, das komme aber daher, dass dies vorgeplant sei und meist in kühleren Wetterperioden, als bislang noch nicht alles möglich gewesen sei, so Morgenstern.

Stellen neu besetzt

Alle Stellen, die neu hätten besetzt werden müssen, hätten auch neu besetzt werden können, freute sich Morgenstern. "Wir haben eine große Fluktuation gehabt, aber auch eine Verjüngung erfahren", berichtete er. Die Ausstellung in diesem Jahr zum Thema "Flößerei im Postkartenformat" habe ebenfalls "ganz gut angefangen", die Flößerei passe thematisch immer nach Schiltach, und habe durch Bewerbung als Weltkulturerbe eine besondere Bedeutung.

750-Jahr-Feier steht an

Im nächsten Jahr sei eine Schau zum Thema Kindheit im Museum am Markt geplant, 2024 folge der Schwerpunkt zu Eduard Trautwein. 2025 gehe es zur 750-Jahr-Feier der Stadt Schiltach um das Thema Kinzig.

Das Schüttesägesägemuseum sei mittlerweile mit QR-Codes dreisprachig erlebbar, die Potenzialanalyse für das Museum selbst hinsichtlich dessen Zukunft sei noch in Arbeit.

Besondere Schenkungen

Wie immer hatte Morgenstern auch einen "Schatz" aus dem Archiv mitgebracht, eine "Gardebibel", die aus dem Nachlass von Fritz Götz der Stadt übereignet wurde. Götz, in den 1930er-Jahren geboren, hatte sich, wie viele andere in Schiltach "in den 50er-Jahren ein Leben aufgebaut, um dies zu genießen". Zehn Jahre lang hätten sich er und seine Freunde regelmäßig getroffen und die Aktivitäten mit Texten und Bildern niedergelegt. Dies sei ein Stück, was die Ausstellungsbesucher im kommenden Jahr wiedersehen würden. Zudem habe die Stadt von Dieter Rübsamen ein Familienregister der Schiltacher über rund 250 Jahre erhalten.

Viele Archivalien

Viel Archivmaterial habe er im vergangenen Jahr erhalten, so vom Männergesangverein Eintracht, aber auch zur Geschichte der Fasnet in Schiltach aus dem Götz’schen Nachlass – und zudem seien "130 Ordner zum Thema Stadtsanierung mit dem Wechsel von Achim Hoffmann in den Ruhestand" zu ihm gekommen. Daraus seien "mehrere Meter Aktenbestand geworden", was "das Thema Platzfrage wieder aufwirft". Hinsichtlich dieser hat der ebenfalls erhaltene digitale Bestand der Pressebilder von Rolf Rombach keine Auswirkung. Die jährlichen Archivanfragen lägen weiterhin "stabil" und mit 165 "auf recht hohem Niveau".

Kalender kommt gut an

Der jährliche Kalender habe sich auch jetzt wieder "so gut verkauft, dass es auch im nächsten Jahr wieder einen geben wird", kündigte Morgenstern an und berichtete, dass in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft ein Beitrag über Bürgermeister Martin Fritz erscheinen werde, der sich vor 70 Jahren engagiert aber erfolglos gegen den Einbau von Sprenganlagen in Brücken gewehrt habe, die die französischen Streitkräfte dann gegen eine mögliche Invasion Russlands in Richtung Frankreich angebracht hätten.

Neue Ortschronik geplant

Hinsichtlich der 750 Jahr-Feier Schiltachs verwies Morgenstern darauf, dass das aktuelle Schiltach-Buch dann 45 Jahre alt sei. "Wir sind aufgefordert, eine neue Ortschronik auf den Weg zu bringen", kündigte er an und wollte dabei nicht verhehlen, dass dies "ein massiver Kraftakt" sein werde. Derzeit sei das Werk in der Vorplanung, "das Thema wird uns bis 2025 begleiten." Es werde "eine sehr interessante Geschichte werden", verriet der Museums- und Archivleiter. Gedacht, so ergänzte Bürgermeister Thomas Haas, sei keine reine Chronik, sondern auch "Beiträge zu verschiedensten Themen".

Es gebe, so Morgenstern, in Schiltach seit Jahrzehnten "eine rege Geschichtsforschung auf die man zurückgreifen kann und muss." Im Buch werde es "Text geben können und müssen, der an anderer Stelle schon mal erschienen ist, aber eben wichtig ist." Allerdings soll das Werk in moderner Form präsentiert werden und es sich nicht Aufsatz an Aufsatz reihen. So denke er an Interviews von und mit Schiltachern, "die die Vielfalt und Buntheit Schiltachs in unserer Zeit deutlich machen für die Gegenwart und die Zukunft." Gleichzeitig sei es wichtig, dass das Buch "auch eine gewisse Langlebigkeit habe".