Die engagierten Schiltacher Flößer Hartmut Brückner (von rechts) und Thomas Kipp sowie Bürgermeister Thomas Haas hoffen auf die Ernennung zum "immateriellen Kulturerbe". Die Bedeutung der Flößerei fürs Städtle ist auch am Rathaus zu erkennen. Foto: Sum

Die Flößerei soll "immaterielles Kulturerbe" werden. Ein wichtiger Schritt ist getan: Der Antrag – gleich aus sechs Staaten­ –­ liegt der Unesco in Paris seit Kurzem vor. Auch die Schiltacher Flößer haben dazu ihren Teil beigetragen.

Schiltach - "Das ist kein Verdienst der Schiltacher Flößer", betont deren Floßmeister Thomas Kipp zwar bescheiden. Als Mitglied des Vorstands der deutschen Flößervereinigung war er an der Antragstellung auf nationaler Ebene aber ebenfalls umfassend beteiligt. Und es gibt weitere Bezüge zum Städtle: So führte ein Treffen 1987 in Schiltach in der Folge zur Gründung der deutschen Flößervereinigung ein Jahr später in Höxter, erzählt Kipp.

Seit wenigen Wochen liegen die Anträge aus Deutschland, Österreich, Polen, Spanien, Tschechien und Lettland der Unesco vor. Bis dahin war viel Arbeit und Absprache nötig: Fast drei Jahre hat eine multinationale Arbeitsgruppe mit Vertretern von Flößervereinen, Unesco-Kommissionen und Kultusministerien aller beteiligter Staaten daran gearbeitet. "Begonnen hat der Prozess aber schon viel früher", so Kipp. Die erste Hürde nahm die deutsche Flößerei 2014 mit der Anerkennung als "immaterielles Kulturerbe" auf nationaler Ebene. Ziel sei es, so erläutert Kipp, die Pflege und das Wissen um Brauchtum sowie Handwerk der Flößerei "unter Schutz zu stellen". Die Faszination dafür ist auch Hartmut Brückner, Vorstandsmitglied der Schiltacher Flößer, anzumerken: "Die Flößerei hat bis heute immer ein Stück Abenteuer dabei."

15-minütiger Film mit Flößer-Szenen aus allen sechs Ländern

Für den Antrag hat ein tschechisches Team einen 15-minütigen Film mit Flößer-Szenen aus allen sechs Ländern zusammengeschnitten. Auch die Schiltacher Flößer steuerten etliche Sequenzen bei – etwa vom Floßbau an der Drau beim internationalen Flößertreffen in Österreich 2019. Und auch Thomas Kipp kommt dort zu Wort.

Der Floßmeister verweist auf die Unterstützung der Stadt, die ihre Zustimmungserklärung zum Unesco-Antrag gegeben hat. "Je mehr Erklärungen, desto besser", meint Kipp und lacht. Die Stadt habe immer in die Flößerei investiert – sei es beim Schüttesägemuseum oder der Forschung und historischen Aufarbeitung der örtlichen Flößerei.

"Für die Schiltacher Flößer ist die Flößerei eine Herzensangelegenheit. Dadurch fängt so etwas an zu leben", sagt Bürgermeister Thomas Haas. Die Flößerei sei "ein großer Pluspunkt" für die Stadt und eine "Identifikation für die Bürger".

Die Entscheidung über den Antrag wird voraussichtlich Ende 2022 fallen – "wir sind optimistisch", hofft Kipp auf einen positiven Bescheid.

Info: "Immaterielles Kulturerbe"

Zum "immateriellen Kulturerbe" der Unesco zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen darstellende Künste, mündliche Traditionen und Ausdrucksformen, Wissen um die Natur und das Universum sowie traditionelle Handwerkstechniken.

Seit 2014 ist die Flößerei im bundesweiten Verzeichnis als "immaterielles Kulturerbe" eingetragen – das ist Voraussetzung, um auch den Sprung auf die internationale Liste zu schaffen. Aktuell beschäftigen sich in Deutschland rund 2100 Flößer in 26 Vereinen mit dieser Tradition. Die Flößerei wird in diesen Bundesländern betrieben: Baden-Württemberg (Kinzig, Nagold, Enz und Murg), Bayern (Isar, Loisach, Lech, Rodach und Kronach), Bremen und Hessen (Weser), Brandenburg (Havel), Niedersachsen (Elbe, Aller, Weser), Nordrhein-Westfalen (Rhein), Sachsen (Muldenberger Floßgraben), Sachsen-Anhalt (Elsterfloßgraben), Schleswig-Holstein (Elbe) und Thürigen (Saale, Werra, Elsterfloßgraben).