Heimatgeschichte: Schwallungen sorgen für genügend Wasser zum Transport / Flößerwoche gibt Einblick in historische Arbeitsweise

Schenkenzell. In der "Kinzigtäler Flößerwoche" geht es "auf den Spuren der Flößer" um den fließenden Transport von großen Baumstämmen aus dem Schwarzwald zum Rhein und bis nach Holland.

Über 100 Flöße hätten in diesem trockenen Sommer sicher nicht den Ritt auf den Wellen der Kinzig bis nach Willstätt geschafft. Vor fast 150 Jahren, im Jahr 1870, waren mit 160 Flößen rund 80 000 Festmeter Holz aus dem Schwarzwald zwischen Alpirsbach, Schiltach und Wolfach zur Einbindestelle am Rhein geflossen.

In dieser Hochzeit der Flößerei war der Transport der mächtigen Holzstämme nur auf dem Wasser von kleinen Bächen und der Kinzig möglich. In den engen Seitentälern wurden die Bäche in Schwallungen aufgestaut.

Bis zu gut vier Meter hohe Bauwerke aus massiven Steinblöcken wurden von den Bauern als Sperren ins Bachbett gebaut, um das Wasser aufzustauen. Bei der Besichtigung der Schwallung an der unteren Lay in Kaltbrunn erklärte Heimatforscher Willy Schoch die schwierige und Kraft zehrende Arbeit der Holzverbringung.

Über Riesen – mit Baumstämmen eingegrenzte Rutschen – sausten auf dem Waldboden die mit Äxten gefällten und an der Spitze abgerundeten Stämme von den Höhen am Rossberg zu Sammelstellen am Bachlauf. Dort wurden sie zu ersten kleineren Flößen eingebunden und wenn der Bachvogt das Zeichen gab, wurden die Stauhölzer in der Schwallung gezogen und das Floß ritt auf den Wellen innerhalb von etwa 90 Minuten zum Weiher unterhalb der Schenkenburg.

Dort wurden mit weiteren Stämmen aus benachbarten Tälern die über 500 Meter langen und sechs Meter breiten Kinzigflöße gebunden. Dann ging es zur "Fahrt ins Land" über Wolfach hinab bis nach Willstätt. Vom 23. April bis 11. November durfte auf der Kinzig geflößt werden, um die 18,6 Meter langen Holländer-Tannen auf dem Rhein nach Holland zu bringen. Auf über 13 000 solcher etwa 250 Jahre alten Baumstämme steht beispielsweise bis heute das Rathaus in Amsterdam.