Über das Leben und die Geschichte der Heimat informieren sich die Wanderer des Schwarzwaldvereins bei ihrer Tour in Kaltbrunn und Wittichen.Foto: Koch Foto: Schwarzwälder Bote

Wanderung: Stollen zeugen von regem Bergbau in früheren Jahrhunderten

Schiltach. Der Schwarzwaldverein Schiltach/Schenkenzell hat eine Rundwanderung in heimatlichen Gefilden angeboten. Wanderführer Martin Janetzko hatte für diesen Tag eine besondere Route geplant und berichtete einiges über die Geschichte, Lebensweise und Kultur der Region.

Gleich zu Beginn der Tour ging es zunächst auf Wirtschafts- und Schotterwegen bergan vom Bernetshof zum Haberland, wo sich der Gruppe fantastische Blicke in das idyllische Kaltbrunner Tal mit seinen weitläufigen Weiden und romantischen Bauernhäusern boten. In der Ferne hoben sich die Sattellege und der Staufenkopf aus dem Meer der Berge.

Der Hangweg am Kapellenberg leitete die Wanderer weiter über das Jägerhaus in das Tal Hinterwittichen. Einige Mitwanderer waren dort geboren und konnten aus ihrer Kindheit laut Mitteilung ebenfalls interessante Anekdoten beisteuern.

Nicht immer war das Leben in den zu Schenkenzell gehörenden Tälern angenehm. Harte Arbeit und genügsame Lebensweise kennzeichneten das tägliche Leben. Während die Männer überwiegend ihren Lohn in der Waldwirtschaft verdienten, war den Frauen zu Hause nicht nur die Kindererziehung und der Haushalt, sondern auch die Bewirtschaftung der kleinen bäuerlichen Betriebe mit Vieh, Garten und Feld überlassen. Seit Ende des 15. Jahrhunderts wurde dann in Kaltbrunn und speziell in Wittichen Silber und Kobalt abgebaut. Kobalt, als Basis für blaue Farben, wurde für die Glas- und Keramikherstellung gebraucht. Die größte Blüte hatte der Bergbau in Kaltbrunn-Wittichen im 18. und 19. Jahrhundert. Heute noch zeugen Abrisshalden und zahlreiche Stollen, in denen Fledermäuse ihr Zuhause gefunden haben, von dem einst regen Bergbau.

Nach dem Krieg wurde dann das Interesse durch Uranvorkommen in Hinterwittichen geweckt. Das geringe Vorkommen, aber auch der Widerstand von Umweltverbänden und der Bevölkerung, verhinderten einen großen wirtschaftlichen Abbau. Auch heute noch misst man an einigen Stolleneingängen relativ hohe Strahlungswerte. Ein Wanderer in der Gruppe erinnerte sich, dass ein Haus nach einem Brand nicht wiederaufgebaut werden durfte, nachdem hohe Strahlungen an den Steinen nachgewiesen wurden. Ein anderer Einheimischer aus dem Tal berichtete, dass die Milch der Kühe für den Eigenverzehr erlaubt war, für den Verkauf jedoch ein Nachweis geringer Strahlungsintensität erbracht werden musste.

Nach dem geologischen Exkurs führte der Wanderführer die Schar hinunter nach Wittichen zum Kloster Wittichen. An das alte noch erhaltene Schulhaus und vor allem an die Stockschläge des strengen Lehrers konnten sich einige Wanderer noch aus der Zeit ihrer Kindheit erinnern. Vom Kloster gelangte die Gruppe auf schmalem Waldpfad zur Burgfelsenkapelle aus dem Jahr 1896, eine Wallfahrtskapelle auf einem Bergrücken zwischen Kaltbrunn und Wittichen, und von dort zurück.