Circa 400 Meter entfernt vom Haus an der Bundesstraße kann Werner Faißt am Waldhang eine Quelle nutzen. Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Klima: Trockenheit macht nicht nur in den Hochlagen zu schaffen / Häuser an der Schiltach betroffen

Nicht nur Bauernhöfe auf den Höhen im Außenbereich von Schiltach, auch Wohnhäuser direkt am Gewässer leiden wegen der anhaltenden Trockenheit mittlerweile unter Trinkwassermangel.

Schiltach-Hinterlehengericht. "Vier Wochen lang hatte ich im vergangenen Winter kein Wasser", klagt Werner Faißt. Er bewohnt in Hinterlehengericht ein Haus direkt an der B 462. Neben dem Haus fließt das Kienbächle vorbei und mündet in die Schiltach. Die Quellen seiner Eigenwasserversorgung waren im Winter wegen der Trockenheit versiegt. Geduscht hat er dann bei seiner Lebensgefährtin in Schramberg. "Mit Waschmaschine war auch nix", sagt er.

Wasser für die Toilette hat er sich in dieser Zeit mit Eimern aus der Schiltach geholt. "Aber ich musste zuerst ein Loch ins Eis schlagen", erzählt Faißt. Kaffee und Tee habe er mit Sprudelwasser gekocht. Jetzt sorgt er sich, dass ihm in diesem Winter genauso geht.

Werner Faißt ist gelernter Bäcker, hat aber später bei Junghans-Stahl (heute BBS) und bei Kern-Liebers in Sulgen gearbeitet. Seit drei Jahren ist er Rentner. Das Haus hat sein Großvater 1937 gebaut. "Damals hielt man hier noch Ziegen, Hühner und ein Schwein", erzählt er.

Für die Versorgung des Hauses mit Trinkwasser sorgt eine Quelle auf der anderen Seite der B 462 im Wald am Hang. "Ein Wünschelrutengänger hat die gefunden", erinnert sich Faißt. Die Brunnenstube wurde so hoch am Waldhang angelegt, dass der Wasserdruck auch den zweiten Stock des Hauses versorgt. Da die Quelle nicht ergiebig genug war, hat Faißt mit Genehmigung des Waldbesitzers eine zweite Quelle circa 400 Meter weiter oben im Wald angezapft und eine behelfsmäßige Rohrleitung zur Brunnenstube gelegt. Allerdings liefert die bereits jetzt im November praktisch kein Wasser. Auch das Kienbächle führt kaum Wasser, das wenige versickert weiter unten, in der Schiltach kommt nichts davon an. "Der Starkregen im Oktober rauschte einfach nur die Hänge runter und war weg in der Schiltach", bedauert Faißt.

Wenn Frost und Schnee kommen und die Oberflächen "versiegeln", ist die so nötige Auffrischung der Grundwasserstände nicht mehr möglich, Ein Engpass im Winter ist also absehbar.

Und so wie in Lehengericht sieht es praktisch überall aus: "Die Grundwasserstände und Quellschüttungen bewegen sich Anfang November 2018 in Baden-Württemberg auf sehr unterdurchschnittlichem Niveau mit nach wie vor rückläufiger Tendenz. Der Bodenwasserspeicher ist vollständig entleert und es hat im mittlerweile vierten Monat in Folge keine nennenswerte Grundwasserneubildung stattgefunden", warnt die LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) in Karlsruhe.

Werner Faißt denkt jetzt darüber nach, sich auf Dauer an die städtische Trinkwasserversorgung von Schiltach anschließen zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach und kostet. "Bei der Firma BBS endet das System der städtischen Wasserversorgung", teilte Stadtbaumeister Roland Grießhaber auf Anfrage unserer Zeitung mit. Das Anwesen, das Faißt bewohnt, liege im Außenbereich, für den die Satzung zum Anschluss an die städtischen Wasserversorgung (noch) nicht gelte. Die Stadt lasse aber zurzeit prüfen, welcher Aufwand in Zukunft bei solchen Fällen für die Verlegung der Rohre und die Kosten fällig wäre.