Robert L. Clausen (links) und Richard Grohe beim Interview in Frankfurt am Main Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Richard Grohe und Robert L. Clausen sprechen über das Geschäft, Strategie und Investitionen

Schiltach/Frankfurt am Main. Die Familie Grohe hat ihre an der Hansgrohe SE gehaltenen Anteile in der Syngroh Beteiligungsgesellschaft gebündelt. Von diesem Kapital investiert die Syngroh Capital GmbH mit Sitz in Schiltach und Büro in Frankfurt in Unternehmensbeteiligungen und entwickelt die erworbenen Unternehmen weiter. Die Syngroh Advisory GmbH in Frankfurt identifiziert, prüft und wählt für die Syngroh Capital Firmen aus, die für eine Beteiligung attraktiv sind (wir berichteten). Wir haben Richard Grohe, Geschäftsführer der Syngroh Capital, und Robert L. Clausen, Geschäftsführer der Syngroh Advisory, Fragen zu den Unternehmen gestellt.

Wie ist das Verhältnis von Syngroh Capital und Hansgrohe SE?

Grohe: Die Syngroh Beteiligungsgesellschaft hält 31,6 Prozent an der Hansgrohe SE, außerdem bin ich Mitglied im Aufsichtsrat der Hansgrohe SE. Mit der Syngroh Capital wollen wir finanziell und emotional unabhängiger von der Hansgrohe SE werden: Unsere Familie vollzieht den Schritt von der operativen Tätigkeit im eigenen Unternehmen zur Positionierung als Investor. Und auch die Hansgrohe SE mit ihren 4 500 Mitarbeitern soll unabhängig von der Familie Grohe sein und prosperieren.

Welche Ziele und Strategie hat die Syngroh Capital?

Grohe: Wir sind jetzt in der dritten Familiengeneration unternehmerisch tätig. Deshalb wollen wir unsere Mittel nicht einfach auf die Aktien von Dax-Unternehmen setzen, sondern uns direkt an Unternehmen beteiligen. Dabei konzentrieren wir uns auf den deutschsprachigen Raum, weil hier die Rahmenbedingungen ähnlich sind. Wir haben keinen Anlagedruck und keine von vornherein festgesetzten Renditeerwartungen wie bei klassischen Investmentfonds, sondern wir streben eine normale gesunde Rendite des eingesetzten Kapitals von acht bis zehn Prozent an. Clausen: Wir orientieren uns daran, was ein Unternehmen braucht, seine Bedürfnisse stehen für uns an erster Stelle.

Setzten Sie auch Fremdkapital ein?

Clausen: Wir sind auf einem wettbewerbsintensiven Markt tätig, auf dem viele Investoren unterwegs sind. Ob wir Eigen- oder Fremdkapital einsetzen, hängt von der jeweiligen Unternehmenssituation ab. Grohe: Auch Fremdkapital einzusetzen, ist gar nicht schlecht. Es ist ganz gut, wenn einem bei der Entwicklung der beteiligten Unternehmen noch jemand über die Schulter schaut.

Und welche Rolle spielt die Syngroh Advisory dabei?

Grohe: Deren Experten beraten uns, auf diese Weise wird unsere unternehmerische Perspektive um den Sachverstand von Finanzexperten ergänzt. Wenn sie feststellen, dass ein bestimmtes Unternehmen kein lohnendes Investment ist, dann hören wir auf diesen Rat. Die Experten sind nicht weisungsgebunden. Clausen: Beide Seiten, auch Syngroh Advisory, investieren eigenes Geld. Deshalb sind unsere Experten vorsichtig beim Investment, gleichzeitig lohnt sich die Anstrengung aber auch für sie, weil sie am Erfolg beteiligt sind.

Wie gehen Sie an ein Investment heran?

Grohe: Nach der Erfahrung, die wir mit der Führung von 17 Tochtergesellschaften in Europa gesammelt haben, kann die Familie gut die Spreu vom Weizen trennen und hat den richtigen Instinkt entwickelt. Als erstes schauen wir uns die Zahlen an und wie das Unternehmen geführt wird. Dann schauen wir uns die Unternehmenskultur an, wie "der Laden riecht". Und schließlich prüfen wir, wie wir einen Beitrag zur weiteren Entwicklung des Unternehmens leisten können.

Wie haben Sie die Aufgaben aufgeteilt?

Grohe: Die unternehmerische Sichtweise, der "Unternehmerblick" kommt von mir, der "Finanzblick" von Herrn Clausen. Wir ergänzen uns gut. So vermeiden wir den "Tunnelblick" und kommen auf unserer Lernkurve schneller voran. Schon jetzt nach zwei Jahren sind wir mit den ersten Erfolgen sehr zufrieden. Clausen: Die ökonomischen Regeln sind für alle Unternehmen die gleichen. Dafür bringt unser Team das "Finanzhandwerkszeug" mit. Wir sind durch unsere bisherigen Tätigkeiten mit den Banken und der Finanzwelt vertraut. Insofern ist auch Frankfurt als Zweitsitz für die Syngroh Capital und als Hauptsitz für die Syngroh Advisory die richtige Wahl.

Verfolgen Sie eine "Buy and hold"-Strategie? Oder geht es um den Kauf, das Entwickeln und den Wiederverkauf eines Unternehmens?

Grohe: Zu einer Exit-Orientierung, das heißt einem Verkauf nach drei oder vier Jahren, sagen wir klar nein. Wir gehen wie ein Unternehmer in die jeweilige Firma hinein und schauen, was sich aus ihr machen lässt. Dafür bringen wir unsere eigene unternehmerische Erfahrung aktiv ein. Clausen: Wir halten die Unternehmen eher, als dass wir sie wieder verkaufen. Aber das hängt letztlich vom jeweiligen Unternehmen und seiner Entwicklung ab. Die erste Beteiligung sind wir vor einem Jahr eingegangen, die zweite erst vor einigen Wochen. So früh können wir noch keine abschließende Bewertung abgeben. Wir sind in der komfortablen Lage, langfristig agieren zu können. u  Die Fragen stellte Johannes Fritsche.