Der Campingplatz von Beate und Hermann Brede ist dieses Jahr besonders gut besucht. Foto: Brüstle Foto: Schwarzwälder Bote

Ferien: Corona sorgt für Camping-Boom/ Viele Neueinsteiger / Letzte Saison mit Beate und Hermann Brede

Aufenthalt unter freiem Himmel, individuelle Anreise und genug Abstand auf den Plätzen: Camping gilt als corona-sichere Urlaubsform und ist dieses Jahr besonders beliebt. Das können auch Beate und Hermann Brede bestätigen – ihr Campingplatz war lange Zeit komplett ausgebucht.

Schiltach. Das Telefon stand nicht mehr still, nachdem das Ehepaar Ende Mai seinen Campingplatz verspätet öffnete. "Es waren viel mehr Anfragen als normalerweise", erzählen sie.

Auf dem Campingplatz herrsche ein "fliegender Wechsel": Die einen reisen ab, die nächsten kommen. "Wir waren lange Zeit komplett ausgebucht und haben uns dann immer mit den Campingplätzen in Alpirsbach und Halbmeil ausgetauscht, ob sie noch freie Plätze haben", führt Beate Brede aus.

Dass Corona vielen einen Strich durch die Urlaubspläne gemacht hat, zeigt sich deutlich: 98 Prozent der Urlauber im Juni seien Deutsche gewesen. "Normalerweise haben wir Gäste von überall her – der Schweiz, Belgien, England, Japan", zählt sie auf. "Viele der diesjährigen Urlauber seien außerdem zum ersten Mal auf dem Schiltacher Campingplatz gewesen. "Es waren Familien da, die ihren Urlaub eigentlich in Spanien oder Italien verbringen wollten", weiß Hermann Brede.

Doch auch wenn die ursprünglich geplanten Reisen abgesagt werden mussten: Die Besucher zeigten sich in den meisten Fällen vom Urlaub im eigenen Land positiv überrascht, so die Erfahrung der Bredes. "Viele sagen, dass sie erst jetzt gemerkt haben, wie schön es eigentlich in Deutschland beziehungsweise im Schwarzwald ist." Häufig sei es auch vorgekommen, dass sich die Feriengäste untereinander bereits kannten und aus ihren verschiedenen Heimatorten angereist sind, um auf dem Campingplatz gemeinsam Ferien zu machen. "Sie haben sich davor Corona-bedingt lange nicht gesehen und nur telefonisch Kontakt gehabt", erklärt Hermann Brede.

Neben erfahrenen Campern gebe es in diesem Jahr auch einige Neueinsteiger: "Man sieht, dass viele Mietwohnmobile und -wagen unterwegs sind", hat das Ehepaar beobachtet. Besonders gefallen habe den Neulingen die Flexibilität dieser Urlaubsform. "Im Hotel muss man sich zum Beispiel beim Frühstück an bestimmte Zeiten halten. Beim Camping ist man da freier."

Hin und wieder sei es bei den Anfängern auch zu Schwierigkeiten gekommen, aber "Hilfsbereitschaft wird beim Camping groß geschrieben", betonen die beiden. "Es waren welche da, die Probleme beim Zeltaufbau hatten und da haben die Nachbarn, die sich auskennen, eben schnell geholfen."

Einige neue Regeln

Doch auch für erfahrene Camper ist diesen Sommer einiges anders. Denn trotz eher geringem Ansteckungsrisiko, gibt es einige Regeln zu beachten. Einen Überblick für die Gäste darüber gibt ein Infoschild, das die Bredes auf dem Platz aufgestellt haben.

Während der Schließung haben sie sich beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband und auf den Seiten der Landesregierung informiert und entsprechend vorbereitet. "Wir achten unter anderem darauf, dass zwischen den Stellplätzen ein Abstand von zwei Metern gegeben ist", erklärt Hermann Brede. Makenpflicht gelte in geschlossenen Räumen, im Freien jedoch nicht. "Manche ziehen sie aber auch dort freiwillig auf", ergänzt seine Frau. Häufiges Desinfizieren, vor allem in den Waschräumen, gehöre nun zum Alltag dazu.

In der "Rosenlaube", wo Verpflegung für die Campinggäste angeboten wird, gelten die gleichen Maßnahmen wie in jedem Restaurant: Mundschutz auf dem Weg zum Tisch und für die Servicekräfte beim Bedienen. "Natürlich nehmen wir auch die Personalien auf", meint Beate Brede. Und bisher habe es auch noch keine Probleme mit der Einhaltung der Vorschriften gegeben: "Die Gäste sind sehr angenehm", ist sich das Ehepaar einig.

Manche scheinen ihre Reisepläne in diesem Jahr auch komplett gestrichen zu haben, denn zugenommen hätten nicht nur die Anfragen nach Stellplätzen, sondern auch die Anzahl der Tagesausflügler, die im Campingplatz-Restaurant einkehren. "Es kommen viele Wander- oder Fahrradgruppen aus Schiltach und Umgebung."

Im Oktober geht dann für die Bredes nicht nur mit Hinblick auf Corona eine besondere Camping-Saison zu Ende: Das Ehepaar will den Platz verkaufen und ist bereits mit Interessenten im Gespräch. Ursprünglich hatten sie vergangenes Jahr schon einen Schlussstrich gezogen, allerdings gestaltete sich der Verkauf während der Corona-Zeit schwierig. "Ein potenzieller Käufer wollte ein Rücktrittsrecht im Vertrag, falls sich die Corona-Lage verschlechtert. Das konnten wir natürlich nicht machen", erzählt Hermann Brede. Drei weitere Abnehmer wollen sich den Campingplatz nun persönlich anschauen – auch ein Grund dafür, dass sich das Ehepaar entschieden hat, für eine weitere Saison zu öffnen. "Wir wollen den Nachfolgern zeigen, wie alles bei uns so abläuft." Bis Mitte September würden die Interessenten dann Rückmeldungen geben.

Bevor die Bredes am 4. Oktober endgültig aufhören, gibt es aber nochmals Besuch zum Abschied: "Ein paar Gäste, die seit mehr als 20 Jahren zu uns kommen, haben sich extra noch ein paar Tage freigenommen und wollen noch mal bei uns Campen", freut sich das Ehepaar.