Für Sebastian Lehmann ist der Auftritt etwas Besonderes, denn "ich habe noch nie unter einem Baum gelesen". Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

"Kultur im Stadtgarten": Kleinkünstler Sebastian Lehmann erzählt aus seiner Schulzeit in den 1990er-Jahren

"Es geht bunt zu", kündigte Tourismus-Manager Christian Jäckels die Lesung von Autor und Kleinkünstler Sebastian Lehmann im Stadtgarten an – und er hatte damit nicht zu viel versprochen.

Schiltach. Der Abend blieb trotz drohender dunkler Gewitterwolken über dem Stadtgarten in Schiltach lau und trocken. Der Poetry Slammer Sebastian Lehmann war bei der Veranstaltungsreihe "Kultur im Stadtgarten" zu Gast und hatte aus seinen sechs Büchern Geschichten ausgewählt, die offenbar viele Zuhörer im Halbkreis unter der großen Linde gut nachempfinden konnten.

Schulzeit und Jugendkultur sowie Telefongespräche mit Mama haben wohl bei einigen ihre Spuren hinterlassen. Für den Wahlberliner Sebastian Lehmann war sein Auftritt in Schiltach etwas Besonderes, denn "ich habe noch nie unter einem Baum gelesen".

Aus seinem aktuellen Buch "Ich war jung und hatte das Geld" erzählte er aus seiner Schulzeit in den wilden 1990er-Jahren. Vom Skater und Sprayer entwickelte er sich schon damals zum Grufti, allerdings mit Gangster-Rap von Reinhard Mey.

Bei Pastinaken aus der Bio-Kiste könnte die Freundschaft ins Wanken kommen

Im lockeren Rollenspiel erzählte er von seinen Erlebnissen mit den Kumpels aus der Jugendkultur und stellte die Telefonate aus Berlin mit der Mama in Freiburg nach – aus dem Hintergrund trocken kommentiert von Papa. Der Glockenschlag von der Stadtkirche unterstrich dabei passend die Bedeutung der Ansagen.

Die Entfernung zwischen dem flüggen Nachwuchs und Eltern werden nicht nur bei ihrem Besuch deutlich, wenn sie am Funkturm warten, Sohnemann aber am Fernsehturm in Berlin-Mitte. Aus der Sicht von Papa läuft etwas schief, wenn sein Sohn beim Gespräch unter Männern Aperol Spritz schlürft statt Bier. Aber Zweisamkeit mit der Freundin ist nur im Doppelpack mit ihrer fetten Katze zu kriegen und da wird eine gewisse Konkurrenz spürbar.

Bei Pastinaken aus der Bio-Kiste könnte die Freundschaft ins Wanken kommen, auch zu Kumpel Maik, der Veganer ist, aber kein Gemüse mag.

Für den Autor ist der Google-Übersetzer für Pop-Texte Lyrik zwischen Dadaismus und Expressionismus, wenn Katy Perry in ihrem Lied Roar ankündigt: "Du wirst mich röhren hören."