Wirtschaft: Neuer Vorstandsvorsitzender bekennt sich zu Unternehmenshauptsitz / Suche nach Fachkräften wird aufwendiger
Schiltach. Seit dem 1. August ist Hans Jürgen Kalmbach (43) neuer Vorsitzender des Vorstands der Hansgrohe SE. Er ist in Freudenstadt geboren und war bislang Vorstand Sales International. Der studierte Betriebswirt begann seine Karriere 1998 in der Hansgrohe Group. Seither hatte er mehrere nationale und internationale Führungspositionen inne. Von 2010 bis 2014 verantwortete er das internationale Geschäft innerhalb der Delta Faucet Company in den USA, einer Tochtergesellschaft des Hansgrohe Aktionärs Masco Corporation.
Nach vier Jahren kehrte Kalmbach in den Schwarzwald zurück und übernahm zuerst den Vertrieb für die Region Europa Nord und West, sowie das Corporate Business Development. 2015 wurde er für die Produktions- und Vertriebsgesellschaften der Hansgrohe Group in der Region Asia Pacific zuständig. Gleichzeitig wurde ihm die Leitung des globalen Projektgeschäfts übertragen. Wir haben dem neuen Vorstandsvorsitzenden einige Fragen zur Geschäftsstrategie der Hansgrohe SE gestellt.
Herr Kalmbach, Hansgrohe SE produziert erfolgreich für den Weltmarkt. Wird Schiltach der Hauptsitz von Hansgrohe SE bleiben?
Die Verwaltung und unsere Werke in Schiltach und Offenburg sind so etwas wie die Herzkammer von Hansgrohe. Der Standort Schiltach als Hauptsitz und auch als Ursprung unseres Unternehmens steht dabei überhaupt nicht zur Diskussion. Hansgrohe ist seit 1901 hier und wir bleiben auch hier.
Warum investieren Sie so stark in den Standort Offenburg?
Bis heute haben wir nachhaltig in die lokalen Standorte und in die Region investiert. Das wird auch so bleiben, denn wir sind hier verwurzelt. Gleichzeitig müssen unsere Produkte schneller als je zuvor in die internationalen Märkte geliefert werden. Deshalb haben wir jüngst die Logistikkapazität in Offenburg für 30 Millionen Euro verdoppelt. Der Standort ist top, auch weil das Werk weltweit wettbewerbsfähig und hoch automatisiert ist. So können wir letztlich auch am Hochlohnstandort Deutschland neue Arbeitsplätze schaffen. Weitere 30 Millionen Euro fließen gerade in eine neue Kunststoff-Galvanik, ebenfalls in Offenburg.
Wie wird die bisherige Geschäfts- beziehungsweise Produktstrategie weitergeführt und weiterentwickelt?
Die Hansgrohe Group verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele: Unser Erfolg verpflichtet. Wir werden an der bisherigen Wachstumsstrategie festhalten und diese in einigen Bereichen sogar noch ausbauen.
Wird es neue Produktlinien geben?
Unsere Produkte haben die Geschichte des Badezimmers mitgeschrieben. Wir geben uns mit dem Status Quo aber nicht zufrieden und wollen in Zukunft der Innovationsführer sein. Zur ISH im März 2019 – der Weltleitmesse in Frankfurt – werden wir daher etliche neue und innovative Produkte präsentieren, die wir hier in der Region entwickeln – konkret in unserem Innolab in Schramberg.
Leidet Hansgrohe SE auch wie andere Unternehmen der Region unter dem Fachkräftemangel?
Hansgrohe ist aufgrund einer hohen Fertigungstiefe auf gut ausgebildete Fachkräfte ganz besonders angewiesen. Daher ist das Thema für uns schon seit einiger Zeit präsent, auch wenn wir bislang noch alle Stellen besetzen können. Allerdings ist die Suche nach geeigneten Fachkräften deutlich aufwendiger und zeitintensiver geworden. Dies gilt insbesondere für die technischen Berufe wie Ingenieure und Konstrukteure, aber auch im IT-Bereich.
Wie kann sich die weltpolitische Entwicklung (Strafzölle, möglicher Handelskrieg) auf das Geschäft der Hansgrohe SE auswirken?
Anders als deutsche Unternehmen, die auf das reine Exportgeschäft angewiesen sind, ist Hansgrohe mit Produktionsstandorten unter anderem in den USA und China gegenüber dieser weltpolitischen Entwicklung gut aufgestellt. Die Fragen stellte Johannes Fritsche.