Wirtschaft: Lokal am Marktplatz wird verpachtet / Gemeinderat wünscht sich Abendbetrieb
Café raus, Kneipe rein – so in etwa lautet die Wunschvorstellung der Stadt mit Blick auf die Gaststätte am Marktplatz. Dafür wird nun ein neuer Pächter gesucht.
Schiltach. 23 Jahre lang hat Susanne Beier dort die "Kaffeebohne" betrieben und Einheimische wie Touristen mit Kuchen, Torten und herzhaften Speisen verköstigt (wir berichteten). Eigentlich wollte sie die 25 Jahre als Wirtin im Jahr 2022 noch voll machen. Sie habe der Stadt aber signalisiert, "wenn vorher jemand kommt, der die Gaststätte dauerhaft betreiben will, geht sie früher", erklärt Bürgermeister Thomas Haas. So hatte es zunächst auch ausgesehen – bis die Interessenten doch abgesprungen sind und für Beier dann trotzdem feststand: "Ich höre auf." Seit einigen Wochen ist das Café geschlossen.
Die Stadt, der das historische Gebäude direkt am Marktplatz und neben dem Rathaus gehört, macht sich nun auf die Suche nach einem neuen Pächter. "Abendbetrieb ist erwünscht", heißt es in der Anzeige, die in der Tageszeitung, in Gastro-Portalen und Fachzeitschriften "möglichst weit, möglichst zielgerichtet" geschaltet werden soll, so Haas. "Es liegt dem Stadtrat am Herzen, dass die Gaststätte auch abends geöffnet hat", erklärt der Bürgermeister. Das war bisher nicht der Fall. "Es täte der Stadt gut, eine Anlaufstelle zu haben, wo man abends zwanglos noch etwas trinken gehen kann", begründet er. Reine Speisegaststätten gebe es in Schiltach – das Lokal solle eher auch "Treffpunkt" sein können, so die Vorstellung.
Der Pachtvertrag könnte ab 1. Januar 2021 laufen – wohl ein recht ambitioniertes Ziel angesichts der aktuellen Corona-Lage und einem Startpunkt mitten im Winter. Das ist auch der Verwaltung klar: "Wenn die Gaststätte aufs Frühjahr hin öffnen würde, wäre das sicherlich genauso gut", sagt Haas. Sollte es im kommenden Jahr eine Urlaubs-Saison geben, wäre es für Schiltach gut, am Marktplatz ein gastronomisches Angebot für Touristen zu haben. Die Voraussetzungen seien angesichts der Lage alles andere als schlecht: "Auf den Marktplatz kommen alle Touristen", sagt Haas. Er sieht für die Gaststätte im Sommer daher "keine Auslastungsprobleme", die Frage sei – wie auch andernorts – wie sich der Winter überbrücken lasse.
Konkret gebe es bisher keine neuen Interessenten. Stadtverwaltung und Gemeinderat – der in dieser Sache das letzte Wort hat – seien für vieles offen: "Vielleicht meldet sich ja jemand mit einem Konzept, an das wir so gar nicht denken." Eine funktionsfähige Küche hat die Gaststätte, Tische und Stühle könnten auf Wunsch ebenfalls mitverpachtet werden.
Thomas Haas hofft, dass Pächter gefunden werden, die "wissen, worauf sie sich einlassen" und über Vorerfahrung im Gastrobereich verfügen. Eine Kneipe zu betreiben – das höre sich für viele immer erst einmal nach "einer coolen Sache" an. Es sei aber viel Sachverstand gefragt.
Mit dem "Kreuz", der "Sonne", dem "Pflug" in Vorderlehengericht und bald wohl auch wieder dem "Bachbeck" gebe es bereits Anlaufstellen für Gäste, so Haas. Und auch der Bewirtungsbereich der Tankstelle laufe hervorragend. "Mehr könnte natürlich immer sein", hofft er, dass die neue Gaststätte eine Ergänzung bieten wird. "Es gibt Chancen, sich hier gut zu platzieren und ein gutes Geschäft zu machen" – meint er auch mit Blick auf die 2700 Einpendler, die Schiltach aufgrund der großen ansässigen Unternehmen hat.
Da die Pächtersuche für einen Gastronomiebetrieb nie ganz einfach sei, macht Corona die Situation zwar nicht unbedingt leichter. Mit einem Interessenten-Ansturm rechnet er aber so oder so nicht: "Es wäre mehr als Glück, wenn die Verwaltung unter vielen Interessenten eine Vorauswahl treffen müsste", so der Bürgermeister. Der Gemeinderat sei indes sehr optimistisch, dass die Pächtersuche rasch erfolgreich ist. Haas sieht es etwas skeptischer: "Es kann auch sein, dass sich das Ganze etwas zieht."