Ein zweiter Blitzer in Vorderlehengericht weiter in Richtung Wolfach hat wohl kaum Chancen auf Erfolg. Stattdessen ist eine Mittelinsel im Gespräch. Foto: Sum

Marke von jährlich drei Millionen Fahrzeugen erreicht. Ergebnisse aus Verkehrsschau vorgestellt.

Schiltach - Die Stadt Schiltach wird einen Lärmaktionsplan aufstellen – das ist die große Neuigkeit in der Sitzung des Gemeinderats gewesen. Die Ergebnisse einer Verkehrsschau im November dürften für die Anwohner entlang der Bundesstraße dagegen eher unbefriedigend sein.

Zwischen der Gemarkungsgrenze zu Halbmeil und dem Knotenpunkt der B 294 und der B 462 nach dem Kirchbergtunnel werde die Marke von mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr inzwischen erreicht – das ist laut Bürgermeister Thomas Haas die Zahl, ab der Kommunen einen Lärmaktionsplan aufstellen müssen. Aus ihm könnten möglicherweise Geschwindigkeitsreduzierungen entlang der Bundesstraße hervorgehen, die aus Lärmschutzgründen nötig sind.

Zunächst stellte Hauptamtsleiter Michael Grumbach aber die Ergebnisse der Verkehrsschau vor, an der neben dem Straßenverkehrsamt Rottweil auch die Polizei und die Straßenmeisterei Schramberg teilgenommen hatten.

Hinterlehengericht

In der Ortsdurchfahrt Hinterlehengericht hätten sich Anwohner über den starken Lärm beklagt und zudem Querungshilfen oder einen Fußgängerüberweg gefordert. Ergebnis der Verkehrsschau: Die drei bereits vorhandenen Querungshilfen reichten aus, sie sorgten dafür, dass "das Überqueren der Straße ausreichend verkehrssicher abgewickelt werden" könne, zitierte Grumbach. Die Voraussetzungen für einen Zebrastreifen sehen die Behörden nicht als gegeben – der Wert von 50 Fußgängern und 200 Fahrzeugen innerhalb einer Stunde werde wohl nicht erreicht.

Blattenhäuserwiese/ Vor Reichenbächle

In einem Schreiben an die Verwaltung hatten Anwohner von Blattenhäuserwiese, Blattenberg, "Vor Reichenbächle" und Reichenbächle im Oktober 2018 ihren Unmut kundgetan – viele von ihnen waren am Mittwoch in der Sitzung anwesend. Für sie sei unter anderem nicht nachvollziehbar, dass von Schramberg kommend 70 Stundenkilometer erlaubt sind. "Auf dieser Seite der Bundesstraße befindet sich ein Gehweg, der auch von Kleinkindern benutzt wird", wiesen sie ebenso auf die Gefahren hin wie auf den Umstand, dass viele Fahrer sich nicht an die Begrenzung hielten. Auch die 60-Stundenkilometer-Begrenzung in die andere Fahrtrichtung werde oft überschritten. Sie sprachen sich in ihrem Schreiben für eine "merkliche Geschwindigkeitsbegrenzung" und einen stationären Blitzer aus.

Außerdem machten sie sich für Tempo 30 in "Vor Reichenbächle" stark, denn: "Im Bereich Reichenbächle sind zunehmend Autos mit unverhältnismäßig hoher Geschwindigkeit auf der geraden Strecke zwischen Ausgang Reichenbächle und Brücke über die Schiltach unterwegs."

Der Wunsch nach einem Blitzer sei an die zuständige Bußgeldbehörde weitergegeben, so Grumbach. "Das kann allerdings eine Weile gehen", hemmte er Hoffnungen auf eine schnelle Entscheidung. Eine Erhöhung der mobilen Messungen habe das Landratsamt aber in Aussicht gestellt. Außerdem schlage die Behörde vor, eine Anzeigentafel – vergleichbar mit der Smiley-Tafel im Stadtgebiet – dort anzubringen. Eine weitere Tempolimit-Reduzierung gebe die rechtliche Situation auf freier Strecke nicht her.

Die Weiler-Beschilderung (gelbe Schrift auf grünem Schild) werde der vorhandenen Gefahrensituation gerecht. Tempo 30 sei aus Sicht der Behörden dort nicht sinnvoll: "Das kann dort zu schnell sein. Aber wenn’s da steht, wird’s auch gefahren", erläuterte Grumbach.

Vorderlehengericht

In Vorderlehengericht wurde beklagt, dass Fahrer nach dem Blitzer auf der geraden Strecke in Richtung Wolfach wieder Gas geben – ein Anwohner brachte daher eine zweite Messstation talabwärts ins Gespräch. Aufgrund der Länge der Ortsdurchfahrt habe der Antrag auf einen zweiten Blitzer keine Aussicht auf Erfolg, gab Grumbach die Einschätzung der Behörden wieder. Diese schlugen stattdessen eine Mittelinsel mit beidseitigem Versatz nach der Ortseinfahrt vor – "die Kosten müsste die Stadt tragen", so der Hauptamtsleiter.

Reaktionen

Der Lärmaktionsplan sei – gerade für die Blattenhäuserwiese – eine gute Sache, so Haas. Rechtlich gebe es für ein weiteres Tempolimit zwar keine Grundlage, der Plan könne ein solches aber aus Lärmschutzgründen ergeben. Michael Grumbach führte aus, dass der Lärmaktionsplan Richtung Schenkenzell und Schramberg erweitert werden und damit auch Hinterlehengericht beinhalten könne. Haas sah die Ergebnisse der Verkehrsschau daher eher als Zwischenbericht, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen.

Sabine Bösel regte eine Bedarfsampel für den Bereich "Vor Reichenbächle" an. "Dort gibt es noch strengere Vorgaben als für einen Fußgängerüberweg", bremste Grumbach die Idee aus. Michael Götz brachte eine Querungshilfe zur Bushaltestelle aufs Tapet, aber auch hier wiegelte Grumbach ab: Das hätten die Behörden "auf freier Strecke nicht für möglich gesehen".

Axel Rombach regte an, dort wenigstens in beide Richtungen auf 60 Stundenkilometer runterzugehen. Die Aussage der Behörden, dafür keine rechtliche Grundlage zu sehen, stieß im Rat auf Unverständnis. Die Verwaltung wolle aber noch mal nachhaken, ob nicht doch eine Möglichkeit auf beidseitig Tempo 60 bestehe.

Petra Faißt freute sich, dass es "endlich" Zahlen gebe, die die Zunahme des Verkehrs belegten. Sie wollte wissen, welche Ergebnisse der Lärmaktionsplan bringen könnte. "Der Ausgang ist offen", sagte Haas.

Michael Buzzi sah in den Smiley-Tafeln einen ersten Schritt. Michael Grumbach wies darauf hin, dass es Tafeln gebe, die sowohl die Fahrzeuge als auch deren Geschwindigkeit erfasse. "In diese Richtung werden wir gehen", sagte Haas. Die Verwaltung werde für den Lärmaktionsplan mit einem Fachbüro in Kontakt treten.