Lilly und Jagdhündin Leila verstehen sich prächtig. Foto: Sum

Lilly kommt Ende Mai auf Eulersbacher Hof. Tier soll nach und nach ausgewildert werden.

Schiltach-Vorderlehengericht - Jeden Morgen und jeden Abend kommt Rehkitz Lilly bei seinen Zieheltern Gerhard und Sabine Bühler auf dem Eulersbacher Hof vorbei. Doch langsam gewöhnt sich das Tier an die Freiheit.

Schiltach-Vorderlehengericht. Eigentlich haben die Bühlers mit ihrer Vollerwerbslandwirtschaft, mehreren Ferienwohnungen und der Forellenzucht im Sommer genug zu tun. Doch als Ende Mai ein einsames Rehkitz entdeckt wird, zögern die beiden nicht und nehmen das Tier liebevoll bei sich auf.

Anwohner hatten das Tier in Vorderlehengericht oberhalb der Bundesstraße entdeckt und die Bühlers angerufen, "weil der Bereich in den Jagdbezirk meines Manns gehört", erzählt Sabine Bühler.

Auch wenn sie selbst sofort bereit waren, das Tier aufzuziehen, eine kleine Hürde gab es: "Wir mussten erst schauen, wie das mit unserer Jagdhündin Leila funktioniert." Es klappte bestens, die Hündin hat das Rehkitz sofort als Kumpel akzeptiert – bis heute spielen die beiden gerne miteinander, necken sich und toben gemeinsam über das Gelände des Hofs.

Inzwischen bekommt Lilly nur noch zwei- bis dreimal am Tag ein Fläschchen. Anfangs waren es fünf Portionen – alle vier Stunden etwa hieß es für die Bühlers füttern, auch nachts.

Mit Tieren kennt sich das Ehepaar aus – auf dem Hof leben Zwergziegen, zwei Esel, Hängebauchschweine, Hühner, Kaninchen und Jagdhündin Leila. Gerhard Bühler ist Jäger, der Vater seiner Ehefrau war ebenfalls Jäger – daher haben beide auch den Bezug zu Wildtieren.

"In den Jugendjahren meines Manns wurde hier schon einmal ein Rehkitz aufgezogen", erzählt Sabine Bühler. Nachdem es erfolgreich ausgewildert worden war, sei es im Folgejahr auf den Hof zurückgekommen, um seine zwei Jungen zu präsentierten. Vor drei Jahren war ebenfalls noch mal ein Kitz auf dem Eulersbacher Hof gelandet. "Es war allerdings schon älter als Lilly und wurde nicht mehr richtig zutraulich", erinnert sie sich. Von einem Tag auf den anderen sei es spurlos verschwunden gewesen.

Bei Lilly ist das anders. Sie hört auf ihren Namen, lässt sich von Sabine Bühler streicheln und das Fläschchen geben. Und sie ist natürlich das Highlight für die Ferienkinder. "Wenn ihr der Trubel zu groß wird, verzieht sie sich aber."

Mit ihrem Namen passt das Wildtier bestens auf den Eulersbacher Hof. "Viele unsere Tiere haben einen Namen, der mit L anfängt", sagt Sabine Bühler – und nennt neben Hündin Leila auch die beiden Esel Leni und Lissy. Da sei es naheliegend gewesen, dass auch das Rehkitz einen Namen mit L bekommt, erzählt sie lachend.

Anfangs war das kleine Kitz nur im Haus. Nach einigen Wochen war Lilly zumindest tagsüber draußen und hielt sich dort vor allem im Garten in direkter Hofnähe auf. Inzwischen ist das Tier mutiger, es kommt nur noch morgens und abends zum Fressen an den Hof. Die Tage und Nächte verbringt Lilly im nahegelegenen Wald.

Das Fläschchen braucht Lilly noch ein oder zwei Monate, schätzt Sabine Bühler. Sie bekommt Milchpulver – und zwischendurch auch mal ein Stückchen Apfel oder Brot. Inzwischen frisst Lilly auch Gras und Blüten auf der Wiese. Besonders gerne mag sie Rosenblätter und Blätter von einem Rebstock.

Lilly soll sich nach und nach ihre Freiheit zurückerobern. "Wenn uns das gelingt, haben wir es geschafft", sagt Sabine Bühler. Sie will auf jeden Fall die umliegenden Jäger noch informieren und Lilly vielleicht ein Halsband dran machen. Schließlich soll das Reh nicht abgeschossen werden, sondern ein schönes Leben im Wald haben.