Neben dem Grenzstein von Baden und Württemberg (links) weist der kleinere Abteilungsgrenzstein auf Waldbesitz der "Compagnie Wolfach" hin. Foto: Hils Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: Jürgen Hils spricht vor interessierten Zuhörern über Grenzsteine in Schiltach und Lehengericht

In einem Vortrag am Freitagabend im Gottlob-Freithaler-Haus hat Jürgen Hils die vielfältige "Grenzsteinlandschaft" von Schiltach und Lehengericht vorgestellt.

Schiltach. In der Veranstaltung der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins für Mittelbaden mit der Volkshochschule referierte Jürgen Hils mit vielen Bildern und Kartenausschnitten über den Verlauf der früheren Staats- und Gemeindegrenzen mit ihren Grenzsteinen.

Hils ist ein Kenner der Materie: Er hat das Buch "Grenzen und Grenzsteine – Bemerkenswertes in und um Aichhalden, Rötenberg und Bach-Altenberg" verfasst, ist in Aichhalden aufgewachsen und wohnt heute in Rottweil, wo er sich im Landratsamt auch beruflich mit dem Thema Flurbereinigung beschäftigt. Rund 35 Zuhörer warteten im Schlossbergsaal des Gottlob-Freithaler-Hauses auf seinen Vortrag.

Werner Sum, stellvertretender Vorsitzender der Mitgliedergruppe des Historischen Vereins, führte in das Thema ein. "Mit der Kleindenkmalerfassung in den Jahren 2012/13 sind Grenzsteine wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt und haben bei vielen Betrachtern Interesse an deren Herkunft und Geschichte geweckt", erklärte Sum. Auch einige Mitglieder des historischen Vereins in Schiltach/Lehengericht und Schenkenzell/Kaltbrunn hätten dabei mitgemacht. In teils unwegsamem, ja sogar alpinem Gelände, besonders im Lehengericht, wäre so mancher Grenzstein aufgespürt, sein Aussehen und Standort detailliert dokumentiert und anschließend archiviert worden.

Große Vielfalt

Durch das Zusammentreffen mehrerer ehemaliger Herrschaftsgebiete wie Fürstenberg, Württemberg und Vorderösterreich wie auch dem Klosteramt Alpirsbach und der Herrschaft Schramberg gibt es nach der Aufzählung von Hils auf der Gemarkung von Schiltach und Lehengericht eine Vielzahl unterschiedlicher Grenzsteine zu entdecken: Nicht nur Landes- oder Territorialgrenzsteine, sondern auch Gemarkungs-, Flurstücks-, Zehnt- und Abteilungs-Grenzsteine, die teilweise mehrere Jahrhunderte alt sind. "Diese oft wenig beachteten Kleindenkmale sind Zeugen der örtlichen Geschichte", erklärte Hils. Manche würden noch Geheimnisse bergen, die auf ihre Entschlüsselung warten. "Aufgrund der heutigen land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden, Wegebaumaßnahmen und Umwelteinflüssen sind Grenzsteine jedoch stark gefährdet", bedauerte Hils.

Schon 1491 sei der erste Grenzstein erwähnt worden. Ein besonders schöner Grenzstein von 1558 ist erhalten geblieben. Er markiert die Grenze zwischen Hinterlehengericht und Schramberg, deshalb trägt er auch ein "S" und in der Mitte ein Relief des Ramstein’schen Widders, das "B" steht für den Anfangsbuchstaben des Schramberger Amtsmanns.

1842 sei ein wichtiges Jahr gewesen, weil die Abmarkung der Grenzen in Schiltach und Lehengericht vollzogen wurde. "Damals war übrigens die Kinzig noch Gemarkungsgrenze in Schiltach", berichtete Hils. 204 von 266 Grenzpunkten habe er noch finden können. "Eine Verlustquote von 25 Prozent, manche sind heute bei Häusern im Einsatz". Unter den vorhandenen sind noch 33 alte Grenzsteine aus dem 16. Jahrhundert ("Rochus-Merz-Steine"), die weiter verwendet wurden. Bis 1923, als auf Granit umgestellt wurde, seien sie aus Sandstein gewesen. "Sicher gibt es noch viele Grenzsteine im Wald, die ich nicht gefunden habe", erklärte Hils, als er dem Publikum eine Auswahl der interessantesten Grenzsteine der verschiedenen Typen zeigte und erläuterte.

Die Enthüllung eines Rätsels hob er sich für den Schlussteil seines Vortrags auf: Heimatforscher fragten sich schon lange, wofür das "XX" auf einem Abteilungs-Grenzstein steht, der neben einem badisch-württembergischen Grenzstein platziert ist: Hils leitete schlüssig ab, dass es sich um das "Holzzeichen" der (Schifferschaft-) "Compagnie Wolfach" handelt, die damit ihren Waldbesitz markierte: Es handelt sich nicht um ein Doppel-X, sondern um zwei ineinander verschlungene Winkel (Holzzeichen der Wolfacher), die der Steinmetz nicht präzise als Winkel gemeißelt hatte.