An der gemeinsamen Grundschule Schiltach und Schenkenzell soll – nach dem Schiltacher Gemeinderat – eine 50-Prozent- Stelle für die Schulsozialarbeit eingerichtet werden. Die Entscheidung des Schenkenzeller Rats steht noch aus.Archiv-Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Rat: Schiltacher wollen Schulsozialarbeit einführen / Schenkenzeller Entscheidung fällt am Mittwoch

In der gemeinsamen Grundschule mit Schenkenzell wird eine 50-Prozent-Stelle für die Schulsozialarbeit eingerichtet. Hierfür gab der Gemeinderat grünes Licht, die Kollegen aus der Nachbarkommune sollen am Mittwoch nachziehen.

Schiltach. Wie Bürgermeister Thomas Haas in der Ratssitzung erläuterte, häufe sich die Anzahl von Schülern, die intensiv betreut und gefördert werden müssten. Inzwischen sei es zwingend notwendig, Schulsozialarbeit einzuführen. Marie Breddin und Simon Schneider von der Stiftung "Lernen-Fördern-Arbeiten" (LFA) verfügten hier über gute Erfahrungen und seien eingeladen worden, ihr Konzept dem Gemeinderat vorzustellen. Die Verwaltung strebe eine Kooperation mit der Stiftung an, verriet der Bürgermeister vorab seine Einstellung.

Nach Auskunft von Breddin ist die Stiftung LFA eine Tochter der Kita Profil GmbH mit Sitz in Rottweil, die mehr als 40-jährige Erfahrung in der Umsetzung von sozialpädagogischen Angeboten und überregionale Vernetzung durch die Mitgliedschaft im paritätischen Wohlfahrtsverband besitze. Hauptaufgabenfeld sei die Kinder- und Jugendhilfe in Kindertageseinrichtungen, Betreuung an Schulen, Schulsozialarbeit und Ferienbetreuung. Ziel sei, die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Außerdem sollen Kompetenzen zur Lösung von persönlichen und sozialen Problemen entwickelt und eine nachhaltige, schulische und soziale Integration realisiert werden, schilderte die Stiftungs-Bezirksleiterin.

Speziell in der Schulsozialarbeit sollen Schülern Einzelfallhilfe und Unterstützung bei unterschiedlichen Problemlagen, Konfliktbewältigung, Begleitung und Förderung von sozialem Lernen sowie die Umsetzung von offenen beteiligungsorientierten Projekten angeboten werden. Der Schulsozialarbeiter soll Lehrern als Ansprechpartner bei Schwierigkeiten mit einzelnen Schülern zur Seite stehen, Eltern und Erziehungsberechtigte beim Umgang mit Drogen, Sexualität und aggressivem Verhalten beraten und in Schulklassen das Klima in der Findungsphase fördern. Aufgabenschwerpunkte und Methoden würden dem jeweiligen Schulstandort angepasst.

"Die Stiftung pflegt Kooperationen mit Schulen, Jugendämtern, Beratungsstellen, Familienhilfe, Polizei und kommunaler offener Jugendarbeit und verfügt so über ein breites Netzwerk", unterstrich Breddin. Kollege und Projektleiter Schneider referierte über fallbezogene Themen wie Mobbing, soziale Auffälligkeiten, Schulabstinenz, Suizidgefährdung und Sucht. Durch Corona hätten zwar Mobbing und Cybermobbing abgenommen, werde aber in alter Stärke wieder zurückkehren. WhatsApp-Gruppen würden zu 60 Prozent genutzt, um andere zu ärgern.

Es werde vorrangig mit den Opfern gearbeitet, um deren Selbstbewusstsein zu stärken und Täter außer Acht zu lassen. Außerdem versuche man, im Klassenverband bestimmte Werte wie Grüßen zu vermitteln. Wenn diese Fähigkeiten da seien, könnten soziale Konflikte gelöst werden. "Wir suchen uns ganz gezielt eine Gruppe heraus und besprechen das im Einzelnen. Das ist tägliches Geschäft", erläuterte Schneider.

Es werde jedoch keine Nachhilfe angeboten, dafür fehle die Zeit. Beim Thema Schulabstinenz habe man gute Ergebnisse erzielt. Das beginne meist mit "Ich habe Kopfweh oder Bauchschmerzen". "Wir schauen frühzeitig, was da los ist. Es werden Hausbesuche arrangiert, um Schwellen zu überwinden und um zu sehen, wo das Problem liegt", berichtete Schneider.

Auf Anfrage von Rat Michael Buzzi verriet Breddin, dass bislang noch keine Gespräche stattgefunden hätten, da noch keine Auftragserteilung erfolgt sei. Ratskollege Axel Rombach wollte wissen, wie die weitere Vorgehensweise aussehe, wenn es mit dem jeweiligen Mitarbeiter nicht funktioniere. Die Chemie, so die Bezirksleiterin, müsse stimmen. In einem zweiten Schritt werde an die Schule gegangen. Der Erfolg hänge in erster Linie von den eingesetzten Personen ab. Auf weitere Ratsanfrage gab Breddin den Umfang einer Stelle mit circa 50 Prozent an, die bei der Stiftung angesiedelt ist.

Die Kosten bezifferte Hauptamtsleiter Michael Grumbach auf 37 400 Euro pro Schuljahr, die sich nach Abzug einer Landes- und Kreis-Förderung auf 17 800 Euro reduzierten. Diesen Betrag würden sich Schiltach und Schenkenzell im Verhältnis 70 zu 30 teilen. Schiltach müsse somit 12 460 Euro tragen, rechnete Grumbach aus. Der Beschluss im Ratsgremium für die Schaffung einer Schulsozialarbeitsstelle mit 50 Prozent fiel einstimmig.