Der Schiffer Christian Wilhelm Trautwein (1782 bis 1859), gezeichnet von Eduard Trautwein im Jahr 1931. Foto: Harter Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Aus altem Familienbesitz wieder aufgetaucht / Stadtarchiv verwahrt Dokument

Kürzlich wurde der Schiltacher Flößerverein auf eine "alte Flößerbibel" hingewiesen, die sich seit Generationen in Familienbesitz befunden hat. Es handelt sich letztlich sogar um zwei Bücher.

Schiltach. Es geht dabei um ein gedrucktes Buch aus dem Jahr 1767 sowie um ein handgeschriebenes Buch voller eigenartiger Zahlen und Zeichen. Das erste hat den Titel "Zunfts-Ordnung vor das Schifferthum zu Schiltach". Es beinhaltet einen Erlass Herzog Carl Eugens zur Neuordnung der Flößerei an der oberen Kinzig, nach der die Schiffer, Flößer und Waldbesitzer an der württembergischen Kinzig sich fortan zu richten hatten.

Dies schuf viel Ärger, da der Landesherr in altgewohnte Rechte eingriff: Holzhandel und Flößerei wurden auf eine Zunft mit Sitz in Schiltach konzentriert, mit nur 20 Mitgliedern: zwölf Schiltacher, sechs Alpirsbacher und zwei Lehengerichter. Für sie war die "Ordnung" jetzt die rechtliche Grundlage, und so steht in dem Exemplar: "Dieses Buch gehört dem Christian Wilhelm Trautwein, Schiffer in Schiltach." Als solcher 1818 genannt, ist er gut bekannt: 1830 flößte er auf der Wutach, 1850 gründete er die Holzhandelsfirma Gebr. Trautwein.

Sein mehr als 250 Jahre altes Buch ist eines der wenigen, das die Zeiten überdauert hat.

Einmalig ist das handschriftliche Buch. Es stammt aus Wolfach, verfasst hat es der dortige Wasserzoller Krempp, für den es tatsächlich eine Art "Bibel" war. Zur Hälfte enthält es Tabellen der einzelnen Holzsortimente wie Gemein-, Gefrömtes-, Holländerholz, Bort, Trom mit ihren verschiedenen Längen und Durchmessern. Umgerechnet in Stück waren sie die Grundlage für die in Kreuzern und Gulden zu zahlenden Floßzölle.

Krempp trug diese Daten in den Jahren 1806 bis 1810 zusammen, Nachträge gehen bis 1835. Der Hauptwert des Buchs aber liegt in 348 Zeichnungen: Den Hof- oder Holzzeichen der "Waldbauren" des Wolf- und des oberen Kinzigtals, die mit ihren Namen vermerkt sind: 30 von Schenkenzell, 25 von Kaltbrunn, 47 von Kinzigtal und Heubach, 36 von Oberwolfach, 61 von Schapbach und Rippoldsau, 31 von Reinerzau, 33 von Schömberg, 16 von Rötenbach, 27 von Lehengericht.

Dazu kommen die Zeichen der "Wolfacher Kompanie" sowie der "berechtigten Schiffer" aus Schiltach, Lehengericht, Alpirsbach und Umgebung. Die Zeichen wurden mit dem Reißmesser in die Stämme "gerissen", sodass man die jeweiligen Eigentümer feststellen konnte. Sie finden sich aber auch auf Arbeitsgeräten, Werkzeugen und an Gebäuden, wo sie als Hofzeichen den Besitz markierten.

Die ältesten kann man – aus dem Jahr 1604 – am Speicher des Höfenhofs und am Kellerhaus Vor Reichenbächle entdecken (1776). Sie wirken recht altertümlich. Sie entstanden wohl im Gefolge der Langholzflößerei, die an der oberen Kinzig um 1400 aufkam.

Das Buch des Wasserzollers konnte Heimatforscher Hermann Fautz bereits 1940/41 auswerten. Es war, wie die "Zunfts-Ordnung", im Besitz des Wolfacher Holzgroßhändlers August Trautwein, genannt "Schüttegustl", der 1888 in Schiltach geboren worden war.

Dass beide Werke nun wieder aufgetaucht sind, ist dem achtsamen Umgang der Trautwein-Familie zu verdanken: dem Sohn Kurt, Kaufmann, und der Enkelin Claudia, verheiratete Lang, die 2009 verstarb. Ihre Angehörigen haben beide Bücher nun auf Anraten des Schiltacher Flößervereins dem Stadtarchiv zur Verwahrung übergeben. Im Museum am Markt können sie demnächst in Augenschein genommen werden.