Bürgermeister Thomas Haas (links) gratulierte Maria Gerkens (Mitte) zu ihrem 100. Geburtstag im Gottlob-Freithaler-Haus wie auch die Töchter Trudemarie Kemmlage (Zweite von links) und Elisabeth Gerkens-Meentken (rechts) sowie Töchter-Cousine Gaby Grutzmann. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Maria Gerkens dient der Wald vor ihrem Zimmer als stete Inspiration zum Malen

Schiltach (lh). Jetzt hat die Stadt sogar drei Bürgerinnen im Club der Hunderter. Am Mittwoch feierte auch Maria Gerkens mit ihren Angehörigen den 100. Geburtstag im Gottlob-Freithaler-Haus. Über den Besuch ihrer beiden Töchter Trudemarie Kemmlage und Elisabeth Gerkens-Meentken sowie der Cousine Gaby Grutzmann der Töchter freute sie sich ebenso wie über Bürgermeister Thomas Haas. Das Stadtoberhaupt überreichte der strahlenden Jubilarin die Ehrenurkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und überbrachte die Glückwünsche der Flößerstadt.

Der Wald wird bleiben

Wie Haas ihr auf Anfrage versicherte, werde der vom Fenster ihres Zimmers aus sichtbare Wald so bestehen bleiben und falle nicht der geplanten Bebauung des Schloßbergs zum Opfer. Dies war Gerkens äußerst wichtig, da sie immer noch ihrem Hobby, der Malerei, nachgehen kann. Ihr Zimmer hängt voll von eigenen Bildern. Einige davon tragen den Titel "Der Blick aus dem Fenster", der diese Ansicht farblich in allen Jahreszeiten zeigt. Für ihren Ehrentag hat die Küche des Seniorenheims das Lieblingsgericht von Maria Gerkens gebacken: Apfelpfannkuchen. Als Vorspeise gab es Lachs. Nachmittags spazierte die Jubilarin mit ihrem Rollator und Anhang in den nahegelegenen Treffpunkt, um mit den Angehörigen bei Musik, Gesang, Kaffee und Kuchen weiter zu feiern, wozu auch die dortigen Stammgäste eingeladen waren. Eine weitere Geburtstagsparty steigt am Wochenende, wenn auch ihre drei Enkel und der Urenkel zum Gratulieren kommen.

Maria Gerkens kam am 6. November 1919 im westfälischen Münster als Maria Berenbrok zur Welt. Nach der Schulzeit und dem Besuch einer Handelsschule half sie im Feinkostgeschäft ihrer Eltern mit. In einer sogenannten Kriegstrauung heiratete sie im April 1943 Arnold Gerkens. Ihr Elternhaus wie auch der Laden wurden von Bomben zerstört. Noch 1945 wurde der Betrieb des Lebensmittelgeschäftes wieder aufgenommen und ein Jahr später die erste Eisdiele in Münster eröffnet. Weil das Eisgeschäft boomte, wurde der Feinkostladen 1970 aufgegeben und die Eisdiele vergrößert, die in den Wintermonaten geschlossen war. Die freie Zeit nutze das Paar, um mit einem Camping-Bus auf Reisen zu gehen. Die einmaligen Erlebnisse waren wohl der Grund dafür, weshalb die Eisdiele nach Arnold Gerkens 65. Geburtstag 1974 für immer geschlossen wurde und das Paar bis 1990 nicht nur alle Länder Europas bereiste, sondern auch Nordafrika und den Nahen Osten. Im Reisegepäck immer dabei: Staffelei, Farben und Pinsel. Selbst als ihr Mann 1991 starb, verbrachte die Jubilarin ihren Lebensabend zwischen Reisen und Malen. Erst mit 85 Jahren kehrte sie dauerhaft in ihre Wohnung in Münster zurück. Mit zu Fuß gehen und schwimmen hielt sie sich fit. Als sie immer mehr auf Unterstützung angewiesen war, entschied sie sich 1997, zu ihrer ältesten Tochter nach Schiltach zu ziehen. "Seither wohne ich da, wo andere Urlaub machen. Mein Herz hängt aber immer noch an Münster", gibt die Jubilarin zu.