Historie: Maximilian I weilt mehrmals in Schiltach – und lässt dort Langspieße für die Landsknechte fertigen

Schiltach. Maximilian I, deutscher Herrscher von 1486 bis 1519, ist vor 500 Jahren gestorben. Ein passender Anlass, seinen Beziehungen zu Schiltach nachzugehen – die Überraschendes zu Tage fördern.

Nicht nur, dass "seine Majestät" mehrfach dort weilte, er vergab auch Großaufträge, und zwar für ein Handwerk, von dem bisher nicht bekannt war, dass es auch in Schiltach bestand: die Spießmacherei.

Sie stellte Spieße für Landsknechte her, bis zu sechs Meter lang, mit denen die "Spießgesellen" anpreschende Reiterei abweisen konnten. Dafür mussten die Stangen gerade gemacht und ihr Schwerpunkt ausbalanciert werden, wozu spezielles Geschick nötig war. Zuletzt wurden sie angespitzt oder mit 25 Zentimeter langen, eisernen Spitzen versehen. Dies war das Handwerk des "Konrad von Schilta im Schwarzwald", bei dem Maximilian 1499 eine große Bestellung aufgab: 972 Spieße und 225 Spießeisen. Pro Spieß bezahlte er acht, pro Eisen zwei Kreuzer – insgesamt 137 Gulden, was etwa 1200 Euro entspricht.

Wohl kannte der König den Spießmacher Konrad persönlich, entweder seit Juni 1498, als er von Alpirsbach herkam, oder Anfang September 1499, als er kinzigtalaufwärts Rottenburg zustrebte und erneut durch Schiltach ritt. Maximilian und seine Zeugmeister waren mit der gelieferten Qualität offenbar zufrieden, da weitere Aufträge folgten: 1501 lieferte Meister Konrad die doppelte Menge von 2000 Spießen nach Innsbruck, anschließend nochmals 1214 ins Zeughaus nach Lindau, jetzt sogar für 16 Kreuzer pro Stück.

"Hus und Hofstatt" liegen im Städtle

Dies war eine Massenproduktion, die entsprechende Ressourcen voraussetzte, vor allem das Holz für die Spießschäfte. Dafür benötigte man junge Eschen, vier Zentimeter dick und bis zu 5,75 Meter lang, die sehr gerade, hart und biegsam sind. In Österreich schickte der König die Spießmacher dafür in seine Wälder, wovon er im oberen Kinzigtal jedoch keine besaß. So wird Meister Konrad die Stangen bei den hiesigen Waldbauern erworben haben. Die Bewaldung wurde damals noch von Laubbäumen bestimmt, darunter Eschen, die in den Tälern hochwuchsen. Vielleicht gab es auch eigene "Schläge" für Spießholz.

"Hus und Hofstatt" Konrads lagen im Städtle, zwischen dem unteren und oberen Tor (heute: alte Apotheke). 1517 besaß sie "Barbara Spießmacherin", wohl seine Witwe. Zu dieser Zeit bestand das Schiltacher militärische Aufgebot aus 62 Mann, von denen acht mit "Büchsen", neun mit Hellebarden, alle anderen aber mit Langspieß ausgerüstet waren – ein kleiner Wald aus Spießen, der sich da auftürmte.

Da später kein Spießmacher mehr belegt ist, dürften sich die hiesigen Schmiede als "Spießschmiede" des Handwerks angenommen haben. Jedenfalls werden um 1550 im Wolfacher "Floz-Zollbüchlin" noch immer "Spieß" als Floß-Oblast genannt, für die pro 100 Stück der höchste Zollsatz von 16 Kreuzern anfiel.

Am 22. August 1504 kam König Maximilian ein drittes Mal nach Schiltach, wo er militärische Anweisungen nach Straßburg diktierte. Ob er bei diesem Besuch über Nacht blieb, ist nicht bekannt. Jedenfalls muss er dann die "Schiltacher Staig" hochgeritten sein, da er am 23. August schon in Balingen weilte. Maximilian, der 1508 den Kaisertitel errang, ging als "letzter Ritter" und "Vater der Landsknechte" in die Geschichte ein – von seiner Sorge um ihre Ausrüstung profitierte auch das Städtchen Schiltach.