Museumsleiter Andreas Morgenstern (links) stellt den Künstler vor. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ausstellung mit Holzschnitten von Conrad Felixmüller wird eröffnet

Im Museum am Markt in Schiltach hat Bürgermeister Thomas Haas die Ausstellung "Den Menschen im Blick" mit Holzschnitten von Conrad Felixmüller nach 1945 eröffnet.

Schiltach. 70 Jahre nach der Gründung von zwei deutschen Staaten 1949 hat Schiltach mit Szenen des Alltags im Deutschland der ersten Nachkriegsjahre "den Menschen im Blick".

"Ich sah und schnitt Holz", beschrieb der Künstler Conrad Felixmüller (1897 bis 1977) plakativ seine Arbeitsweise. Und er sah den Alltag im zerstörten Deutschland mit Trümmerfrauen auf Schuttbergen in den Städten und Hamsterfahrten mit Rucksack aufs Land.

Seit 30 Jahren zeigten die Museen der Stadt ihre Geschichte und erzählten in Ausstellungen Geschichten aus der Stadt, erinnerte Museumsleiter und Stadtarchivar Andreas Morgenstern an die Gründung der Museen 1989. In der Zeit habe man mit der Sanierung des historischen Stadtkerns nicht nur den Verfall stoppen können, sondern den Blick auf die Schönheit der Fachwerk-Ensembles geschärft. Das sollen wechselnde Fotoausstellungen in diesem Jahr zeigen, verwies Andreas Morgenstern auf eine Fotowand zur Sanierung des späteren Museums.

In der aktuellen Ausstellung mit Holzschnitten von Conrad Felixmüller zeige das Museum einen kleinen Ausschnitt des Schaffens eines bedeutenden deutschen Künstlers im 20. Jahrhundert. Das Leben arbeitender Menschen sei Felixmüllers Hauptmotiv mit Szenen aus dem täglichen Leben in den Nachkriegsjahren in Berlin und im Ruhrgebiet. Ein Teil seiner proletarischen Kunst wurde von den Nazis als "entartet" zerstört, sie durfte später auch in der DDR nicht gezeigt werden.

Dennoch wurde der Künstler 1949 an die Pädagogische Fakultät der Universität Halle berufen, 1967 siedelte er nach Berlin um, wo er 1977 starb. Aus einer privaten Sammlung konnte die Stadt Schiltach 42 Holzschnitte auf Japanpapier erwerben. In der Reduzierung auf elementare Formen entstanden ausdrucksstarke Gesichter von Bergleuten auf der Zeche oder einer Frau, die 1950 vom Briefträger eine schlechte Nachricht erhält.

Es ist keine Schönmalerei, wenn Kriegsversehrte an Krücken über die Straßen laufen oder Rosinenbomber in Westberlin landen. Felixmüller war ein schonungsloser Darsteller der Realität, die er in Holz schnitt, unabhängig von politischer Anschauung. Dabei entstanden Bilder, in denen Gesichter ausdrücken, was sie bewegt.

Weitere Informationen: Die Ausstellung im Museum im Markt ist bis 15. September täglich von 11 bis 17 Uhr zu sehen.