"Glattabwärts" geht es für die Flößer aus dem Kinzigtal. Foto: Kipp Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Schiltacher statten "Kollegen" aus Leinstetten einen Besuch ab / Begeisterung bei Besuchern

Wie Schiltach, so liegt auch Leinstetten, Ortsteil der Stadt Dornhan, an zwei Flüssen: dem Heimbach und der Glatt. In ihrem Mündungswinkel, der "Wöhrd" (was Insel bedeutet), fand kürzlich das "Bachfest" statt – auch die Schiltacher Flößer waren dabei.

Schiltach. Anlass für das Fest waren der Abschluss der dort getätigten Hochwasserschutzmaßnahmen und die finanzielle Unterstützung einer geplanten Mehrzweckhalle. Eine weitere Gemeinsamkeit: Leinstetten war gleichfalls ein alter Flößerort, wo noch im 19. Jahrhundert jede zweite Familie vom Flößerhandwerk lebte. Das Holz der durch Heimbach und Glatt erschlossenen Wälder wurde zum Neckar geflößt und gelangte auf ihm zu den Holzhandelsstädten Heilbronn und Mannheim. Die letzte Floßfahrt war 1899, von Sulz nach Eßlingen, unter Führung einer markanten Persönlichkeit: des hiesigen Oberflößers Wilhelm Merz.

Er hielt die alte Flößerei in einem Gedicht fest: "Vo Glatte, Neuneck, Hopfe, vo Wälde und vo Leistett ra, sind älleweil Flauz gnug gloffe – 400 Flauz in oam Johr sind d’Horver Stadt durchflosse…" Da war es keine Frage, dass die Schiltacher Flößer der Einladung der Leinstettener zu ihrem Fest folgten, und, wie ihr Floßmeister Thomas Kipp formulierte, "den Bogen vom Kinzig- ins Glatttal schlugen".

Dies nicht ohne ein 60 Meter langes Floß, das an beiden Festtagen jeweils ein gutes Stück "glattabwärts" fuhr. Für die Schiltacher war es erneut ein Erlebnis, mit welcher Anteilnahme und Begeisterung sie mit ihrem alten Handwerk gefeiert wurden.

Dazu gehörte auch das von Vize-Obmann Hartmut Brückner kommentierte "Rüsten" von Stämmen – dass sie geschnetzt, durchbohrt und mit Wieden verbunden wurden, ebenfalls unter interessierter Beobachtung, wenn nicht gar schweißtreibendem Mitmachen.

Bei Blasmusik und mit zünftigem Vesper gingen die auch vom Wetter begünstigten Tage harmonisch vorüber – der Bogen bleibt "geschlagen", da waren sich alle Beteiligten einig. Zu ihm gehört auch ein Austausch der jeweiligen Flößereigeschichte, bei der die Leinstettener aufgrund der Forschungen ihres Altbürgermeisters Fritz Peter die Nase vorn haben: Ein "Conrad der Flözer" wird hier bereits 1352 genannt, während die Kinzig und die Schiltach erst am Ende des 14. Jahrhunderts als Floßgewässer erscheinen.