Der neugewählte Vorstand und die bisherigen Aktiven der Schiltacher Flößer: Hartmut Brückner (stellvertretender Vorsitzender), Otto Schinle (Schriftführer), Bernd Jehle (Beisitzer), Tobias Isenmann (Vorsitzender), Friedrich Trautwein (Kassier), Michael Brückner (Beisitzer), Alexander Schorn (Beisitzer), Matteo Schneider (Beisitzer), Thomas Kipp (Floßmeister) und Erwin Wolber (von links). Hinter ihnen ein historisches Foto der Flößerei in Österreich. Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Neuen Vorsitzenden gewählt: Isenmann übernimmt Amt von Kipp / Internetauftritt erneuert

In ihrer Jahreshauptversammlung wählten die Mitglieder der Schiltacher Flößer Tobias Isenmann zum neuen Vorsitzenden und ernannten Thomas Kipp zum Floßmeister.

Schiltach. Die Hauptversammlung der Schiltacher Flößer am Freitagabend im Gasthof Sonne wird einen besonderen Platz in der bald 21-jährigen Vereinsgeschichte einnehmen: Mit Tobias Isenmann, Jahrgang 1992, als neuen Vorsitzenden und den neuen Beisitzern Bernd Jehle, Matteo Schneider und Alexander Schorn leiteten die Schiltacher Flößer einen Generationenwechsel ein.

Der bisherige Vorsitzende und Flößerobmann Thomas Kipp hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt, ebenso nicht der bisherige Beisitzer Erwin Wolber. "Es ist gut, die Flößerei rechtzeitig in jüngere Hände zu legen und die Strukturen zu verjüngen, mein Wunsch ist ein sanfter Umstieg", erklärte Kipp zu seiner Entscheidung. Andere Gründe dafür gäbe es nicht.

Erwin Wolber, Nachfahr von Schiltacher Flößern, der seit 1999 dabei und seit Vereinsgründung Beisitzer war, wurde von Kipp mit den Worten verabschiedet: "Erwin war und bleibt der Festwirt, das hat er immer großartig gemeistert, du bist ein Mann von Wort und Taten".

Ein letztes Mal als Vorsitzender konnte Kipp über ein gutes vergangenes Vereinsjahr mit vielen tollen Aktionen und Ausflügen berichten. Die Vorschau auf 2019 lässt erwarten, dass es so weitergeht.

Der stellvertretende Vorsitzende Hartmut Brückner würdigte die Vereinsarbeit von Kipp, dem "einzigen Gamber in Baden-Württemberg" und zählte die vielen Aktionen und Projekte auf, vom ersten Floßbau 2010 über die Vereinsgründung 2013 bis zum "Lebendigen Lehengericht" im Jahr 2018 auf: "Du hast das Haus des Vereins nach der Gründung weitergebaut".

In Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um die Schiltacher Flößer und die Flößerei auf der Kinzig, und in Erinnerung und Nachfolge des legendären Flößers Abraham Koch, werde Kipp von den Flößern der Titel "Floßmeister" verliehen. An Kipps Ehefrau Elke überreichte Brückner einen Blumenstrauß. Brückner teilte mit, dass sich Kipp aber weiterhin für die Gewässer mit ihren Einrichtungen (Wehre und Gamber), den Floßbau und die Floßfahrten engagieren und die Schiltacher Flößer bei Ämtern und Behörden vertreten werde, auch in den nationalen und internationalen Flößervereinigungen. "Er bleibt auch Ansprechpartner in allen Fragen zum Flößermuseum". Der Antrag bei der UNESCO für die Flößerei als immaterielles Kulturerbe sei in Arbeit.

"Die Gegenüberstellung mit Abraham Koch bewegt mich, ich danke euch für den Ausdruck der tiefen Verbundenheit und das soll auch so bleiben", antwortete Kipp.

Gemeinderat Michael Buzzi dankte als Stellvertreter von Bürgermeister Thomas Haas, der im Urlaub war, Kipp im Namen der Stadt Schiltach für dessen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz. "Der Lotse geht nicht von Bord, aber er wird entlastet", erklärte Buzzi. Jetzt würden die Jungen in die Pflicht genommen. "Aber die Fußstapfen, in die ihr tretet, sind groß, jetzt könnt ihr dem Verein euren Stempel aufdrücken".

Buzzi würdigte die Rolle des Vereins, der Teil der städtischen Kultur geworden sei und Schiltach wieder zu Flößerstadt gemacht habe. Der lebendige Verein habe Geschichte erarbeitet, kulturelle Aspekte eingebaut und jetzt den Meisterbrief abgelegt. Dem Verein und neuen Vorstand wünschte Buzzi alles Gute. "Du bist heimatverbunden, es freut uns, wenn einer von der Stadt sich so äußert", dankte Kipp für das Lob.

Vor seiner Rede hatte Buzzi routiniert und sachlich die Entlastung von Kassier und Vorstand festgestellt ("Ich bin beeindruckt von eurer Arbeit") und souverän mit ruhiger Hand die Vorstandswahlen geleitet.

Es folgten noch nach der Vorstellung der neuen Homepage des Vereins (ab circa Ende Februar online) durch Matteo Schneider die Schlussworte des scheidenden und des neuen Vorsitzenden. "Ich danke für euer Vertrauen und freue mich auf die Arbeit zusammen mit dem Vorstand und euch allen", erklärte Isenmann. "Tradition ist die Art, wie man etwas bewahrt, möge das Feuer für die Flößerei noch lange brennen", formulierte Kipp in Anlehnung an ein Zitat, das dem Komponisten Gustav Mahler zu geschrieben wird: "Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche".

Bei der Hauptversammlung der Flößer hielt Hans Harter einen Kurzvortrag zur Person des Schiltacher Flößers Abraham Koch. In den 1860er Jahren richtete dieser auf der Ybbs, einem österreichischen Alpenfluss, ein viel bewundertes System des Holztransports ein: Die Gestör-Flößerei nach "Kinzigtäler Art", mit bis zu 450 Meter langen "Holzschlangen", die gegenüber den einheimischen Flößen ein Vielfaches an Kapazität besaßen. Diese technische und organisatorische Leistung fand auf der Wiener Weltausstellung 1873 hohe Anerkennung, und auch ihr Urheber Abraham Koch (1815-1878) wurde in Österreich ehrenvoll "Floßmeister" genannt.

Seine Initialen "A. K." sind am Haus Bachstraße 11 in Schiltach noch immer zu sehen.